Der stereoselektive Nachweis von Levo- und Dextromethadon in Blutproben von lebenden und verstorbenen Drogenabhängigen

Der stereoselektive Nachweis von Levo- und Dextromethadon in Blutproben von lebenden und verstorbenen Drogenabhängigen

Beschreibung

vor 20 Jahren
In Deutschland wird Methadon sowohl als Racemat
(Dextro-Levomethadon) als auch in der allein wirksamen Form
(Levomethadon) als Substitutionsmittel angewandt. Die Wirkung und
der Metabolismus von Methadon sind stereoselektiv. Wenn man sich
daher insbesondere aus forensischer Sicht der Frage einer
Dosis-Wirkungs-Beziehung von Methadon nähern will, ist eine
stereoselektive Analytik Voraussetzung. Eine
Hochdruckflüssigkeitschromatographie-Methode wurde hierfür
ins-besondere zur routinemäßigen Anwendung an Leichenblutproben
optimiert: nach flüssig-flüssig Extraktion mit 1-Chlorbutan wurde
der Extrakt auf einer Säulenkombination aus 4 cm Cyano- und 10 cm
chiraler Alpha-1-Glykoprotein-Phase mit Acetonitril, 0,01 molarem
Phosphatpuffer bei einem pH-Wert von 5,0 Dimethyloctylamin
(15/85/0,05) aufgetrennt. Die Methadon-Enantiomeren eluieren
Basislinien-getrennt bei 15 min (Levo-Form) beziehungsweise 18 min
(Dextro-Form). Die beiden Metaboliten Levo- und Dextro-EDDP und
typische Beigebrauchsstoffe wie beispielsweise Heroin, Kokain,
Benzodiazepine, trizyklische Antidepressiva, Antiepileptika stören
nicht. Mit dieser Methode wurde das Verhältnis von Levo- und
Dextromethadon in 93 Serumproben von lebenden Probanden und 106
Leichenblutproben bestimmt und aus der mit anderen Methoden wie
Gaschromatographie/ Massenspektrometrie beziehungsweise Reverse
Phase Hochdruck-flüssigkeitschromatographie ermittelten
Gesamtmethadonkonzentration die Levomethadonkonzentration
berechnet. In etwa der Hälfte der Todesfälle lag die
Levomethadonkonzentration über 0,3 mg/l, ein Wert, der bei den
Lebenden nur in einem Fall überschritten wurde. Bei Racemataufnahme
lag das Verhältnis von Levo- und Dextromethadon im Blut bei
Lebenden ebenso bei Leichen etwa zwischen 25/75 und 75/25, im
Mittel bei 50/50. In Proben aus 1999 wurden in circa 20% der Fälle
sowohl bei lebenden als auch bei verstorbenen Drogenabhängigen
ausschließlich Levomethadon gefunden. In einigen Fällen war
auffallend, dass offensichtlich eine gemischte Versorgung mit
Levomethadon plus Racemat erfolgt ist. Anlass zu Bedenken geben
Todesfälle mit hohen Levomethadonkonzentrationen (> 1 mg/l), bei
denen das Levo-/Dextro-Racematverhältnis ausnahmslos deutlich über
50/50 lag. Dies könnte als Hinweis darauf gewertet werden, dass in
diesen Fällen eine besonders langsame Metabolisierung von
Levomethadon zu einer tödlichen Kumulation des wirksamen
Levomethadonanteils geführt hat. Unsere Fälle zeigen die
Notwendigkeit einer stereoselektiven Quantifizierung von
Levomethadon sowohl zum therapeutischen drug monitoring als auch
zur forensischen Diagnostik.

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