Funktionelle Magnetresonanztomographie (MRT) des Beckenbodens

Funktionelle Magnetresonanztomographie (MRT) des Beckenbodens

Beschreibung

vor 20 Jahren
Harninkontinenz und Deszensus genitalis sind bei Frauen häufig
auftretende Probleme, deren Ursache in einer Insuffizienz des
Beckenbodenverschlußsystems liegen. Als eine der Hauptursachen für
die Schädigung von Muskulatur und Innervation des Beckenbodens gilt
die vaginale Geburt. In der vorliegenden Arbeit wurden die
Auswirkungen der vaginalen Entbindung anhand funktioneller
MRT-Studien an Erstgebärenden nach spontanvaginaler Geburt
untersucht im Vergleich zu Probandinnen, die noch nicht geboren
hatten. Die MRT bietet sich aufgrund der fehlenden Strahlen- und
Kontrastmittelbelastung besonders zur Untersuchung junger Frauen
an. Sie ermöglicht dabei eine exzellente Darstellung aller am
Beckenbodenaufbau beteiligter Strukturen und erlaubt in den
funktionellen Sequenzen die Beobachtung des Zusammenspiels aller
drei Beckenbodenkompartimente beim Zwick- und Pressmanöver. Es
zeigten sich signifikante Unterschiede beim Vergleich der beiden
Kollektive. Die Primiparae wiesen beim Pressen im Durchschnitt ein
signifikant ausgeprägteres Tiefertreten von Harnblase, hinterem
Scheidengewölbe und anorektalem Übergang auf, die Weite des
Levatortores sowie die Rektozelentiefe waren im Vergleich mit den
Nulliparae ebenfalls deutlich vergrößert. Eine Häufung von
pathologischen MRT-Befunden bei Frauen mit geburtshilflichen
Risikofaktoren wie großem Kindsgewicht und Kopfumfang sowie langer
Austreibungsperiode fand sich am untersuchten Primiparae-Kollektiv
jedoch nicht. In Hinblick auf klinisch vorliegende Harn- und
Stuhlinkontinenz ließ sich bis auf eine erhöhte Rate an
Rektumdeszensus und erweitertem Hiatus genitalis in der Gruppe der
mittel- bis höhergradig stuhlinkontinenten Patientinnen ebenfalls
keine Korrelation finden zwischen klinischem Kontinenzbefund und
MRT-Bildgebung. Bei diesen Beobachtungen ist jedoch die sehr
kleinen Anzahl an untersuchten harn- bzw. stuhlinkontinenten Frauen
zu berücksichtigen, so daß hier für eine verlässliche Beurteilung
Studien an größeren Kollektiven unerlässlich sind. Zusammenfassend
lässt sich feststellen, daß die funktionelle MRT eine sehr gute und
umfassende Darstellung der postpartalen Beckenbodenveränderungen
ermöglicht. Sie trägt neben Kontinenzanamnese, gynäkologischer
Untersuchung, Sonographie und urodynamischer Diagnostik erheblich
zu einer differenzierten Beurteilung der postpartalen
Beckenbodensituation bei. Weiterführende Studien unter
Berücksichtigung der verschiedenen Entbindungsmodalitäten
(vaginal-operativ, Sectio) sind bereits in Arbeit und werden das
Verständnis der geburtsbedingten Veränderungen am Beckenboden
sicherlich noch weiter vertiefen können.

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