SG #060: Schwangerschaft und Geburt

SG #060: Schwangerschaft und Geburt

Herzlich willkommen bei Slow German! Ich habe eine lange Pause gemacht, und das hat einen Grund. Ich habe nämlich einen kleinen Sohn bekommen. Daher heute mal das Thema: Kinder bekommen in Deutschland. Nach dem Schwangerschaftstest hat eine Frau vie...
8 Minuten

Beschreibung

vor 14 Jahren

Herzlich willkommen bei Slow German! Ich habe eine lange Pause
gemacht, und das hat einen Grund. Ich habe nämlich einen kleinen
Sohn bekommen. Daher heute mal das Thema: Kinder bekommen in
Deutschland.


Nach dem Schwangerschaftstest hat eine Frau viel zu tun: Sie
sollte jeden Monat zu ihrem Frauenarzt gehen und kontrollieren
lassen, ob mit dem Baby alles in Ordnung ist. Baby ist eigentlich
ein englisches Wort, wir verwenden es aber auch in Deutschland.
Der korrekte Ausdruck für ein Neugeborenes ist eigentlich
Säugling. Später ist das Kind dann ein Kleinkind.


Bei den regelmäßigen Untersuchungen wird das Gewicht der
schwangeren Frau gemessen. Oft wird ihr Blut abgenommen, um
verschiedene Werte zu kontrollieren. Sie muss auch eine Urinprobe
abgeben. All das ist nicht besonders angenehm, aber die Belohnung
ist dann eine Ultraschall-Untersuchung. Bei dieser Untersuchung
können Arzt und Patientin sozusagen in den Bauch sehen und das
ungeborene Kind beobachten. Recht früh kann man dabei auch schon
das Geschlecht des Kindes feststellen – wenn man das möchte.
Gegen Ende der Schwangerschaft wird man an ein CTG angeschlossen,
das ist ein Wehenschreiber. Das sind zwei Gurte um den Bauch der
Schwangeren – angeschlossen an einen Monitor. Dort sieht man
dann, wie das Herz des Babys schlägt – und ob die Frau bereits
Wehen hat.


Neben den ärztlichen Untersuchungen nehmen viele Frauen die Hilfe
einer Hebamme in Anspruch. Sie nimmt sich viel Zeit, beantwortet
Fragen und hilft der schwangeren Frau in dieser Zeit. Um zu
wissen, was bei der Geburt alles passiert und welche
Möglichkeiten es gibt, werden viele Geburtsvorbereitungskurse
angeboten. Sie sind keine Pflicht, aber ein freiwilliges Angebot.
Hier lernt man zum Beispiel verschiedene Atemtechniken. Viele
Kurse werden von der Krankenkasse unterstützt, das heißt man muss
nicht den vollen Betrag bezahlen.


Ab sechs Wochen vor der Geburt beginnt der Mutterschutz. In
dieser Zeit kann die Frau arbeiten, sie muss es aber nicht mehr.
In den acht Wochen nach der Geburt darf sie nicht arbeiten, wenn
sie sich an diesen Mutterschutz hält. Damit sie trotzdem Geld
bekommt, bezahlt ihr die Krankenkasse rund drei Viertel ihres
Gehaltes weiter. So kann sie sich voll und ganz auf ihr
neugeborenes Kind konzentrieren und gleichzeitig selber wieder
fit werden.


Davor aber kommt die Geburt. Sie kündigt sich mit Wehen an. Das
sind große Schmerzen, die regelmäßig auftreten und immer stärker
werden. Die Mutter entscheidet sich schon vor der Geburt, wo sie
ihr Kind bekommen möchte. Es gibt die so genannte Hausgeburt, da
bleibt die Frau bei sich zu Hause und wird von einer Hebamme
unterstützt. Dann gibt es noch Geburtshäuser, auch hier hilft
eine Hebamme, aber die meisten Frauen bekommen ihr Kind in einem
Krankenhaus. In der so genannten Entbindungsklinik. Denn ein Kind
zu bekommen heißt auch, zu entbinden.


Im Krankenhaus hat die Schwangere auch Unterstützung von einer
Hebamme. Wenn die Frau das möchte, bekommt sie eine PDA, das ist
eine Spritze, die ihr die Schmerzen nimmt. Es gibt in vielen
Kliniken auch die Möglichkeit einer Wassergeburt. Dafür ist die
Frau dann in einer großen Badewanne, das warme Wasser soll
entspannend wirken. Eine normale Geburt nennt man in Deutschland
Spontangeburt. Auch wenn sie oft viele Stunden lang dauert.


Wenn es Komplikationen gibt, kann das Kind entweder mit einer
Saugglocke oder mit einer Zange auf die Welt geholt werden. Oder
mit einem Kaiserschnitt. Der Kaiserschnitt wird immer häufiger
angewendet – dabei wird das Kind durch eine Operation aus dem
Bauch der Frau geholt.


Wenn ein Kind übrigens zu früh geboren wird, wird es Frühchen
genannt. Zum Glück ist die Medizin mittlerweile so weit, dass
viele zu früh geborene Kinder trotzdem eine große
Überlebens-Chance haben.


Gleich nach der Geburt darf das Kind bereits an die Brust der
Mutter – wenn diese das möchte. Sie kann das Kind stillen.


Falls sich die Frau für eine ambulante Geburt entschieden hat,
darf sie wenige Stunden nach der Geburt nach Hause. Wenn nicht,
bleibt sie einige Tage in der Klinik. Die Kinder werden nach der
Geburt ausführlich untersucht, und der Papa darf die Nabelschnur
durchschneiden.


In den ersten Wochen zu Hause hat man die Möglichkeit, eine
Nachsorge-Hebamme in Anspruch zu nehmen. Diese Hebamme hilft der
jungen Familie und zeigt ihr auch, wie man das Baby wickelt und
badet. Das Angebot wird von der Krankenkasse bezahlt.


Die ersten sechs Wochen nach der Geburt nennt man das Wochenbett.
Auch danach stehen für das Baby viele Untersuchungen beim
Kinderarzt an – die U-Untersuchungen. Sie sind durchnummeriert.
U1 ist gleich nach der Geburt, U2 wenige Tage danach, U3, U4 und
so weiter. Beim Kinderarzt wird das kleine Kind auch geimpft,
damit es keine schlimmen Krankheiten bekommt. Eine Impfung ist in
Deutschland allerdings nicht Pflicht, die Eltern dürfen
entscheiden, ob ihr Kind geimpft werden soll oder nicht.


So, ich hoffe Ihr habt wieder viele neue Wörter gelernt! Ich
hoffe, dass ich wieder häufiger Slow German-Episoden aufnehmen
kann. Wenn Ihr Lust habt, folgt Slow German auf Facebook oder
Twitter. PDFs zu den älteren Folgen gibt es auf slowgerman.com,
dort findet Ihr auch noch viele andere Informationen. Und es gibt
eine App für‘s iPhone.


Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg60kurz.pdf

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