SG #086: Stolpersteine
Ich war dieses Jahr zwei Mal in Berlin. Ich mag die Stadt. Sie ist
groß und doch klein, wenn Ihr versteht was ich meine. Berlin ist
Deutschlands größte Stadt – aber sie ist in viele Stadtviertel
unterteilt,
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vor 11 Jahren
Ich war dieses Jahr zwei Mal in Berlin. Ich mag die Stadt. Sie
ist groß und doch klein, wenn Ihr versteht was ich meine. Berlin
ist Deutschlands größte Stadt – aber sie ist in viele
Stadtviertel unterteilt, die dann doch den Charme von einer
Kleinstadt haben. Was ich Euch aber eigentlich erzählen möchte
ist die Geschichte der Stolpersteine. Wenn Ihr in Berlin
unterwegs seid und mal auf den Boden blickt, dann werdet Ihr sie
schnell entdecken.
Stolpersteine sind golden glänzende Pflastersteine auf dem
Gehweg. Der Gehweg ist der Streifen auf der Straße neben der
Fahrbahn, auf dem sich die Fußgänger ungestört bewegen können.
Aber das wisst Ihr sicher, oder? Wird auch Bürgersteig genannt,
oder bei uns in Bayern gerne auch mal französisch „Trottoir“.
Zurück zu den Stolpersteinen. Dahinter steckt ein Künstler namens
Gunter Demnig. 1995 begann er mit der Aktion in Köln, danach kam
Berlin dran. Die Behörden wurden zunächst nicht um Erlaubnis
gebeten. Später schon.
Was steht auf den Stolpersteinen? Es sind die Namen von
NS-Opfern. Verlegt vor den Häusern, in denen sie beispielsweise
vor ihrer Deportation in Konzentrationslager lebten. Darunter
meist das Geburtsdatum der Personen, das Datum ihrer Deportation
und ihrer Ermordung in Konzentrationslagern. Einige haben den
Freitod gewählt, wie man so schön sagt – sich also selber
umgebracht. Es sind die Namen von Frauen, Männern und Kindern,
von alten Menschen und jungen.
Finanziert wird das Projekt durch Spenden, denn immerhin kostet
ein Stein mit Messingplatte rund 120 Euro. 48000 Steine wurden
bislang in ganz Europa verlegt.
Hier in München ist die Verlegung auf öffentlichem Grund nicht
erlaubt – daher gibt es nur einige Stolpersteine auf privaten
Grundstücken. Im Internet kann man sich in Ruhe alle
Stolpersteine ansehen und lesen, was über die erwähnten Personen
bekannt ist. Es sind meist schreckliche Geschichten, die sich aus
den wenigen Daten ablesen lassen. Daher finde ich diese Art des
Gedenkens an den Holocaust viel wirksamer als ein riesiges
Mahnmal wie jenes in Berlin, das gerade bröckelt. Denn man kommt
um die Stolpersteine nicht herum – sie sind überall. Das zeigt,
wie riesig das Ausmaß der Gräueltaten war. Es traf in jeder
Straße jemanden, in vielen Häusern ganze Familien.
Stellt Euch die Straße vor, in der Ihr lebt – und blickt auf die
Häuser dort. Seht Ihr das Haus an der Ecke? Da wäre vielleicht
die ganze Familie abgeführt und ermordet worden. Die Bewohner des
gelben Hauses weiter vorne auch. Und der Herr mit dem Hund, der
immer zur gleichen Zeit spazieren ging. Schrecklich, oder?
Ich hoffe, Ihr lebt in friedlichen Zeiten und Ländern – wenn
nicht, wünsche ich Euch viel Kraft und Energie und Gesundheit.
Damit möchte ich heute schließen und noch kurz auf eine Neuerung
aufmerksam machen: Seit heute gibt es einen Premium Podcast von
Slow German. Wenn Ihr diesen abonniert, bekommt Ihr automatisch
zur MP3-Datei auch eine Vokabelliste und Lernmaterial als PDF.
Mehr dazu auf slowgerman.com. Danke für Eure Unterstützung!
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg86kurz.pdf
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