Hinter den Headlines

Hinter den Headlines

Episoden

Sonderfolge 5 zum Weihnachtsmarkt-Anschlag: Bringt der Prozess Gerechtigkeit?
21.10.2025
29 Minuten
In der fünften und letzten Sonderfolge ihres Podcasts „Hinter den Headlines“ blicken die Hosts Max Hunger und Julius Lukas auf den bevorstehenden Prozess gegen den Attentäter Taleb A., der am 20. Dezember 2024 auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt sechs Menschen tötete und über 300 verletzte. Zu Gast sind erneut die Volksstimme-Reporter Matthias Fricke und Alexander Walter, die den Fall seit Beginn begleiten. Die Beweise gegen Taleb A. sind erdrückend „Juristisch ist alles klar – es geht jetzt um Aufarbeitung“, sagt Fricke. Die Beweise seien erdrückend: Videos, Augenzeugen, ein Täter, der am Tatort festgenommen wurde. Wichtiger sei nun, die Hintergründe zu verstehen: „Die Magdeburger haben ein Recht darauf zu wissen, warum das passiert ist – und ob man es hätte verhindern können.“ Der Prozess wird vor dem Landgericht Magdeburg geführt – unter außergewöhnlichen Bedingungen. Ein eigens errichteter Spezialbau mit 2.000 Quadratmetern Fläche und Platz für 700 Menschen soll die große Zahl von Nebenklägern und Medienvertretern aufnehmen. „So etwas hat es in Sachsen-Anhalt noch nie gegeben“, sagt Walter. Insgesamt sind rund 130 Nebenkläger zugelassen, dazu zahlreiche Anwälte und ein doppelt besetztes Richtergremium. Der Vorsitzende Richter ist bekannt für zügige und konsequente Verfahren. Unverständnis über Kosten des Prozess Viele Magdeburger reagierten mit Unverständnis auf den auch finanziell hohen Aufwand des Prozesses: „Sie sagen: Verurteilt ihn und gut – spart euch die Kosten“, berichtet Walter. Matthias Fricke versteht diese Meinungen zwar, teilt sie jedoch nicht: „Wir leben nicht im Mittelalter. Jeder hat das Recht auf einen fairen Prozess – und es geht hier nicht nur um den Täter, sondern auch um die Opfer und die Wahrheit.“ Auch die Stimmung in der Stadt bleibt ein Thema. Trotz neuer Sicherheitsmaßnahmen – Poller, Sperren, ein Gedenktag am 20. Dezember – sitzt der Schock tief. „Dieses Ereignis hat hier was geändert und hat der Stadt schon einen Schlag versetzt“, sagt Walter. Der Prozess ist bis März 2026 terminiert, rund 50 Verhandlungstage sind angesetzt. Die Reporter wollen jeden davon begleiten.
Mehr
Sonderfolge 4 zum Weihnachtsmarkt-Anschlag:Wie konnte das geschehen?
14.10.2025
34 Minuten
In der vierten Sonderfolge des Podcasts „Hinter den Headlines“ gehen die Hosts Max Hunger und Julius Lukas der Frage nach, wie es zum Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt am 20. Dezember 2024 kommen konnte – und welche Fehler Behörden und Politik gemacht haben. Zu Gast sind die MZ-Reporter Jan Schumann und Hagen Eichler, die die Aufarbeitung im Landtag begleiten. Taleb A. war kein Unbekannter Schon früh sei Taleb A., der mutmaßliche Täter, durch Drohungen und Hassbotschaften aufgefallen. „Er war mehr als hundertmal bei Polizei und Justiz auffällig“, sagt Schumann. Auch Hinweise aus dem Ausland seien eingegangen – „aber so richtig Konsequenzen gab es nie“. Selbst als die Polizei 2023 eine Hausdurchsuchung anstrebte, habe die Staatsanwaltschaft abgewinkt. Eichler betont: „Er war kein Unbekannter. Aber er passte in keine Schublade – weder Islamismus noch Rechtsextremismus. Und so fiel er durchs Raster.“ Ein Untersuchungsausschuss im Landtag soll nun klären, wie die Sicherheitsstrukturen versagt haben. Die Reporter loben die Ernsthaftigkeit der Abgeordneten. „Da wird sehr gründlich gearbeitet“, sagt Schumann. Dabei wird deutlich: Weder Stadt noch Polizei fühlten sich klar verantwortlich für die Sicherung des Weihnachtsmarkts. Betonbarrieren waren falsch platziert, Sicherheitslücken blieben offen. „Und niemand hat’s bemerkt“, so Hagen Eichler. „Leichter zu stoppen als den Attentäter von Halle“ Trotz der Katastrophe habe es bislang kaum personelle Konsequenzen gegeben. Stattdessen schieben sich Behörden gegenseitig die Schuld zu. „Was mir fehlt, ist Selbstkritik“, sagt Eichler. Auch Schumann ergänzt: „Wenn man die Zeugen hört, klingt es, als sei alles richtig gelaufen – und das war es offenkundig nicht.“ Die Folge zeigt, wie viele Warnsignale übersehen wurden – und wie bürokratische Routinen und Zuständigkeitswirrwarr einen Anschlag möglich machten, der vermeidbar schien. „Es wäre leichter gewesen, diesen Täter zu stoppen als den Attentäter von Halle“, sagt Hagen Eichler am Ende der Folge.
Mehr
Sonderfolge 3 zum Weihnachtsmarkt-Anschlag: Ein Psychiater radikalisiert sich
07.10.2025
30 Minuten
In der dritten Sonderfolge des Podcasts „Hinter den Headlines“ widmen sich die Hosts Max Hunger und Julius Lukas dem Mann hinter dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt: Taleb A. Der saudi-arabische Psychiater tötete am 20. Dezember 2024 sechs Menschen und verletzte Hunderte. Wie kam er nach Deutschland und wie konnte er sich hier unbemerkt radikalisieren? Die Reporter Hagen Eichler und Jan Schumann von der Mitteldeutschen Zeitung zeichnen das Bild eines gebildeten, aber sozial isolierten Mannes, der früh auffiel – und doch unbehelligt blieb. „Der Anschlagstäter hat online ein sehr öffentliches Leben geführt, fast ein zweites neben seinem eigentlichen“, sagt Eichler. Auf seinem Twitter-Profil habe er über Jahre hinweg seine Motive offenbart, Drohungen ausgesprochen und sich mit einem Sturmgewehr präsentiert. Für ihn sei es so gewesen, als befände er sich in einem „Krieg“. Taleb A. kam 2006 nach Deutschland, um Facharzt für Psychiatrie zu werden, was ihm auch gelang. Zuletzt arbeitete er in einer landeseigenen Klinik in Bernburg. Kollegen beschrieben ihn als verschlossen, eigenwillig und teils wirr. Dort trug er den Spitznamen „Dr. Google“, weil er angeblich Diagnosen im Internet nachschlug. Gleichzeitig radikalisierte er sich online weiter. „Er hatte eine fünfstellige Zahl an Followern, schrieb auf Englisch und erreichte ein internationales Publikum“, sagt Jan Schumann. In seinen Posts mischten sich Verfolgungswahn, politischer Hass und Gewaltfantasien. Schon 2013 drohte er einer Ärztekammer mit einem Anschlag. Die Polizei durchsuchte zwar seine Wohnung, fand aber nichts. „Er passte in keine Schublade – und genau das war das Problem“, erklärt Schumann. Im Podcast ziehen die Reporter Parallelen zum Halle-Attentäter Stephan B. Beide seien isolierte Männer ohne Bindungen gewesen, die in ihrer digitalen Welt Aggression und Rechthaberei kultivierten. Heute sitzt Taleb A. in Haft. Er hat die Tat gestanden und sie in Briefen an Hinterbliebene mit seinem Hass auf den Staat begründet. „Er hat deutlich gemacht, dass er gern noch mehr Menschen getötet hätte“, so Schumann. Reue? Fehlanzeige.
Mehr
Sonderfolge 2 zum Weihnachtsmarkt-Anschlag: Die Opfer im Fokus
30.09.2025
23 Minuten
In der zweiten Sonderfolge des Podcasts Hinter den Headlines sprechen die Hosts Max Hunger und Julius Lukas mit den Volksstimme-Reportern Matthias Fricke und Alexander Walter über die Opfer des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt am 20. Dezember 2024. Die Dimension des Attentats wird schnell deutlich: „Bis zum Schluss sind es mehr als 300, zum Teil Schwerstverletzte gewesen – mit lebenslangen Folgen“, so Fricke. Unter den Verletzten waren auch 52 Kinder, sechs Menschen verloren ihr Leben. Dank des Zufalls, dass medizinisches Personal eine Weihnachtsfeier auf dem Markt feierte, konnte vielen Betroffenen direkt geholfen werden. „Das hat sicherlich dazu beigetragen, dass es nicht noch mehr Todesopfer gab“, betont Fricke. Neben körperlichen Schäden leiden viele Betroffene bis heute unter psychischen Folgen. Laut Fricke haben sich 1.600 Menschen beim Bundesopferbeauftragten gemeldet – darunter auch Ersthelfer und Augenzeugen. Walter berichtet von Menschen, die seitdem Menschenansammlungen meiden: „Es gibt Leute, die bis heute Probleme haben, auf Veranstaltungen zu gehen.“ Die Reporter schildern auch, wie schwer es ist, über Opfer zu berichten. Oft melden sich Betroffene selbst bei den Redaktionen, wie Fricke erklärt: „Wir laufen ja nicht aktiv durch die Gegend und versuchen auf Teufel komm raus, ein Opfer zu finden.“ Dennoch sei es wichtig, die Perspektive der Opfer sichtbar zu machen, nicht nur die des Täters. Auch über staatliche und gesellschaftliche Hilfen wird gesprochen. Das Land Sachsen-Anhalt stockte den Opferhilfefonds auf 500.000 Euro auf, knapp 300.000 Euro wurden bislang ausgezahlt. Zudem wurden psychotherapeutische Kapazitäten in Magdeburg erhöht. „Im Vergleich zum Anschlag am Breitscheidplatz hat man hier vieles besser gemacht“, so Fricke. Kritik gab es jedoch daran, dass einige Opfer Briefe vom Täter erhielten – ein rechtliches Schlupfloch, das derzeit diskutiert wird. Insgesamt ziehen die Reporter aber ein positives Fazit: „Die gesamte Stadtgesellschaft war eigentlich präsent und auf dem Plan“, sagt Walter. Die Sonderreihe des Podcasts soll in fünf Folgen verschiedene Aspekte beleuchten: Folge 1: der Anschlag Folge 2: die Opfer Folge 3: der Täter Folge 4: die Aufarbeitung der Ereignisse Folge 5: der Prozess
Mehr
Sonderfolge 1 zum Weihnachtsmarkt-Anschlag: "Kriegsreporter in der eigenen Stadt".
23.09.2025
23 Minuten
Nach der Sommerpause startet "Hinter den Headlines" mit einer Sonderstaffel zum Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Mitte Oktober soll der Prozess gegen den Attentäter beginnen. Grund genug, um die Geschehnisse des 20. Dezembers 2024 und die folgenden Entwicklungen noch einmal nachzuvollziehen. Reporter der Mitteldeutschen Zeitung sowie der Volksstimme aus Magdeburg sprechen dabei gemeinsam über das erschütternde Ereignis und wie es aufgearbeitet wurde. In der ersten Sonderfolge des Recherche-Podcasts blicken die Hosts Max Hunger und Julius Lukas gemeinsam mit den Volksstimme-Reportern Matthias Fricke und Alexander Walter auf den Tag des Anschlag zurück. Am Abend des 20. Dezembers 2024 raste der aus Saudi-Arabien stammende Arzt Taleb A. mit einem BMW X3 über den Weihnachtsmarkt. Innerhalb von nur 64 Sekunden tötete er sechs Menschen und verletzte mehr als 300 weitere. Matthias Fricke war etwa eine Stunde später bereits am Tatort: „Das war schon echt berührend und sehr, sehr nah dran – man wird quasi plötzlich zum Kriegsreporter in der eigenen Stadt“, erinnert der Reporter sich. Er beschreibt zudem dramatische Szenen: „Da lag eine Frau am Boden, die offensichtlich schon verstorben war. Daneben ihr Mann, der noch eine Stunde später ihre kalte Hand hielt.“ Ein Händler habe spontan seine Felldecken zur Verfügung gestellt, um Verletzte zu wärmen. Solche Bilder hätten sich ihm eingeprägt wie kaum etwas in seiner jahrzehntelangen Laufbahn. Alexander Walter, der zunächst nur über Anrufe und soziale Medien informiert wurde, schildert die chaotische Informationslage: „Es war die ganze Zeit in der Schwebe, was von dem, was da jetzt kolportiert wird, überhaupt gesichert ist. Von ein bis zwei Toten bis zu 50 war alles im Umlauf.“ Auch die Arbeit der Redaktion war von dieser Unsicherheit geprägt. „Zum Anfang hat man eben keine Information“, so Fricke. „Man muss sich erst mal darauf konzentrieren, was man selber sieht – und Spekulationen vermeiden.“ Erst Stunden später bestätigten Polizei und Stadt erste gesicherte Opferzahlen. Inzwischen ist die Tat minutiös rekonstruiert. Um 19:02 Uhr fuhr Taleb A. in die Budengasse des Weihnachtsmarkts, erreichte dabei bis zu 48 km/h und raste durch die Menschenmenge. Wenige Minuten später stand er an einer roten Ampel – wo ihn ein Polizist mit gezogener Waffe festnehmen konnte. „Für mich ist das der Held des Abends“, sagt Fricke. Die Sonderreihe des Podcasts soll in fünf Folgen verschiedene Aspekte beleuchten: Folge 1: der Anschlag Folge 2: die Opfer Folge 3: der Täter Folge 4: die Aufarbeitung der Ereignisse Folge 5: der Prozess
Mehr

Über diesen Podcast

Ein Land, zwei Journalisten, viele Geschichten: Max Hunger und Julius Lukas sind als Reporter der Mitteldeutschen Zeitung in Sachsen-Anhalt unterwegs. Sie berichten über die große Politik, aber auch über Skurriles aus dem Kleingartenverein. Die Hauptsache: Es ist wichtig und spannend. Im neuen Podcast „Hinter den Headlines“ sprechen die Reporter über ihre Recherchen und geben dabei auch einen Einblick in ihre Arbeit – von den ersten Nachforschungen bis zur fertigen Headline.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15