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Episoden
25.07.2025
28 Minuten
Folge 49 – Die letzte öffentliche Sitzung Die 49. Sitzung des
Untersuchungsausschusses am 4. Juli 2025 war die vorerst letzte
öffentliche – und sie hatte es in sich: Drei politisch
Verantwortliche sagten aus, die in unterschiedlichen Rollen
Einfluss auf die Ermittlungen zur rechtsextremen Anschlagsserie
hatten. Zuerst der ehemalige Innenstaatssekretär Torsten Akmann
(SPD): Angriffslustig und sichtlich genervt von kritischen Fragen,
verteidigte er die Rolle der Innenverwaltung. Die Anschlagsserie
sei als rechtsextrem erkannt worden – Ermittlungen und deren
Erfolge blieben für ihn aber unbefriedigend. Der Bericht der BAO
"Fokus" sei zu oberflächlich gewesen, die Sonderermittler hätten zu
wenig Zeit gehabt. Die widersprüchlichen Versionen von Polizei und
Verfassungsschutz zum Ostburger Eck seien für ihn ein wunder Punkt.
Dann Dirk Behrendt (Grüne), ehemaliger Justizsenator: Detailreich
und auskunftsfreudig. Er betonte, dass die
Generalstaatsanwaltschaft nicht auf seine Initiative hin
eingeschaltet wurde. Während seiner Amtszeit seien Verurteilungen
möglich geworden, zuvor nicht. Er habe darauf gedrängt, dass die
Justizverwaltung Zugang zu Akten der Sonderkommission erhält – im
Interesse rechtsstaatlicher Transparenz. Zum Schluss Andreas Geisel
(SPD), Innensenator von 2016 bis 2021: Mit der längsten Einleitung
aller bisherigen Zeug*innen machte er klar, dass die Aufklärung für
ihn ein persönliches Anliegen war. Die Ermittlungen zur Serie
hätten in der Breite versagt, was ihn bis heute wurmt. Mit dem BAO
„Fokus“ habe man versucht, strukturell gegenzusteuern und die
Zusammenarbeit mit dem polizeilichen Verfassungsschutz zu stärken.
Wie geht’s weiter? Öffentliche Sitzungen wird es kaum mehr geben.
Von September bis Ende des Jahres steht die Arbeit am
Abschlussbericht an. Dann folgen Textfreigaben, Sondervoten der
Fraktionen – und eine neue Podcastfolge im Herbst.
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18.07.2025
26 Minuten
Folge 48: Politische Nichteinmischung, rechtsextreme Chatgruppen
und drei Zeugen im Ausschuss Im Untersuchungsausschuss zu den
rechtsextremen Anschlägen in Neukölln begannen wir mit dem ersten
politischen Verantwortlichen: Frank Henkel, CDU, früherer
Innensenator, spricht über seine Amtszeit von 2011 bis 2016: über
die Morde an Burak Bektaş und Luke Holland, über Brandanschläge,
über Umstrukturierungen im Staatsschutz. Er erinnert sich gut an
seinen Besuch bei der Familie Bektaş und seine öffentlichen
Versprechen – doch in die Ermittlungen wollte er sich angeblich
nicht einmischen. Doch ganz so überzeugend, war diese Darstellung
nicht. Die zweite Zeugin: eine Juristin mit 30 Jahren Erfahrung in
der Disziplinarstelle. Sie erklärt, warum Verfahren gegen
Polizisten lange dauern und welche Kriterien dafür entscheidend
sind – auch abseits des Strafrechts. Messenger-Dienste und
Chatgruppen seien ein neues Phänomen, das die Polizei erst lernen
musste zu handeln. Seit 2018 benannte sie es als einen Schwerpunkt
ihrer Arbeit. Und dann: Ein Polizist, der am Ostburger Eck mit
Neonazis in Verbindung gebracht wird. Er streitet das ab. Kannte
Sebastian T., den später verurteilten Rechtsextremen, angeblich
nicht. Vielleicht eine Namensverwechslung? Noch immer gibt es keine
Klarheit, denn die Darstellungen von Polizei und Verfassungsschutz
kommen zu gegenteiligen Ergebnissen.
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17.07.2025
22 Minuten
In Folge 47 geht’s um den Umgang mit Disziplinarverfahren und den
Blick über die Landesgrenze nach Brandenburg. Zwei Zeugen stehen im
Fokus: eine Sachbearbeiterin aus der Disziplinarstelle bei der
Berliner Polizeipräsidentin und der Leiter der Ermittlungsgruppe
„Stein“ aus Brandenburg. Was passiert eigentlich, wenn gegen
Polizisten wegen rassistischer Vorfälle ermittelt wird? Wie läuft
ein Disziplinarverfahren ab – und wer entscheidet am Ende über
Konsequenzen? Die Zeugin erklärt die Abläufe, spricht über
Zuständigkeiten und die träge Bürokratie zwischen Justiz und
Verwaltung. Warum werden manche Verfahren eingestellt – und wann
eigentlich nochmal neu aufgerollt? Beim zweiten Zeugen geht’s
zurück zu den rechtsextremen Anschlagsserien auf Flüchtlingsheime
in Berlin und Brandenburg von 2012. Die Ermittlungsgruppe „Stein“
hatte wegen der möglichen Gründung einer kriminellen Vereinigung
ermittelt, konnte aber letztlich kein Strafverfahren aufnehmen. Wir
sprechen mit dem Einsatzleiter über die Gründe. Die nächste Sitzung
findet am 20. Juni statt. Dann geht’s wieder um
Disziplinarverfahren bei der Berliner Polizei um die politische
Verantwortung – mit dem ehemaligen Innensenator Frank Henkel und
der Leiterin der Disziplinarstelle. Wer saß eigentlich neben dem
Polizisten Andreas W.?
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06.06.2025
42 Minuten
Das 46. Update aus dem Berliner Untersuchungsausschuss dokumentiert
eine umfangreiche Sitzung: Fünf Zeugen und Zeuginnen werden gehört
– darunter Ermittler, Justizpersonal und einen Beamten, der selbst
verurteilt wurde. Im Mittelpunkt steht der Fall des Polizeibeamten
Stefan K., der im Dienst auf dem Neuköllner Abschnitt gegen
Rechtsextremismus arbeitete und später wegen eines
gemeinschaftlichen Angriffs auf einen geflüchteten Afghanen
verurteilt wurde. In der Sitzung äußert er sich erstmals selbst zu
den Vorwürfen. Der Fall sorgte für Aufsehen, auch weil das Opfer
später abgeschoben wurde. Darüber hinaus ging es erneut um die
rechtsextreme Chatgruppe „Eierköppe“ innerhalb der Polizei. Ein
Beamter schildert die internen Ermittlungen, Hausdurchsuchungen und
angebliche disziplinarrechtlichen Konsequenzen gegen beteiligte
Kollegen und Kolleginnen. Strafrechtliche Ermittlungen wurden am
Ende alle eingestellt – unter anderem wegen der Einstufung des
Chats als „nicht öffentlich“. Weitere Aussagen stammen gab es u.a.
von der zuständigen Staatsanwältin für die Chatgruppen sowie einer
Justizbediensteten. Letztere protokollierte eine frühere
Vernehmung, in der einem Staatsanwalt eine politische Nähe zur AfD
unterstellt wurde – sie konnte sich aber an entscheidende Details
nicht erinnern. Der Ausschuss steuert damit auf das Ende der
Beweisaufnahme zu. Die Sitzung zeigte erneut, wie vielschichtig und
komplex die Aufarbeitung rechtsextremer Strukturen in Berliner
Sicherheitsbehörden ist – und wo sie an Grenzen stößt.
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02.05.2025
21 Minuten
In der 45. Sitzung des Untersuchungsausschusses am 4. April stand
vor allem die Vernehmung einer Kriminalbeamtin aus dem LKA im
Mittelpunkt, die über Jahre hinweg mit dem Neukölln-Komplex befasst
war. Vor allem interessierten uns ihre Schilderungen zur EG Südost,
die einige Brandstiftungsdelikte untersuchte. Ansonsten bestätigte
die Vernehmung den Eindruck der Polizeiarbeit, die zwar schon früh
einen Seriencharakter vermutete und ihn dann mehr und mehr in
gestärkten Ermittlungsstrukuturen versuchte aufzuklären. Die beiden
weiteren Befragungen fanden nicht-öffentlich statt. Befragt wurden
eine Vorauswerterin von G10-Maßnahmen des Verfassungsschutzes und
ein Beamter der Vertrauenspersonen-Führung im Landeskriminalamt.
Auch hier deckten sich die Befragungen größtenteils mit den bisher
gewonnen Erkenntnissen. Weiter geht es am 16. Mai - dann gleich mit
fünf Zeug*innen, größtenteils im Zusammenhang mit Straf- und
Disziplinarverfahren bei der Polizei. Es geht um Sachverhalte zum
Polizisten Stefan K. und die Chatgruppe „Eierköpfe“, in der
Beamt*innen verfassungswidrige Inhalte geteilt haben. Außerdem
nehmen wir nochmal die Vorwürfe gegen den Oberstaatsanwalt F.
genauer ins Visier.
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Über diesen Podcast
Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss zur rechtsextremen
Anschlagsserie in Berlin-Neukölln hat 2022 seine Arbeit
aufgenommen. André Schulze, direkt gewählter Abgeordneter aus
Neukölln und Vasili Franco, Innenpolitischer Sprecher der Grünen
Fraktion, halten euch in diesem Podcast über die aktuellen
Entwicklungen auf dem Laufenden und berichten von den Sitzungen. Es
geht in diesem Ausschuss darum, das Behördehandeln und rechte
Strukturen in Neukölln und ganz Berlin in den Blick zu nehmen.
Damit kommen wir einer langjährigen Forderung der Zivilgesellschaft
nach, die bisher unaufgeklärte Serie mit hunderten Straftaten
politisch aufzuklären. Feedback oder Fragen gerne an:
vasili.franco@gruene-fraktion.berlin Twitter: @VasiFranco
Instagram: @vasi_f
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