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Episoden
12.12.2023
1 Stunde 5 Minuten
Die Transformation der Organisation in Zeiten von Polykrisen, von
gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen
Unwägbarkeiten, steht bei den allermeisten Unternehmen auf der
Tagesordnung. Doch wie sieht es eigentlich bei NGOs und
nicht-kommerziellen Organisationen aus? Dieser Frage gehen wir
heute in einem spannenden Gespräch mit den Vorstandsvorsitzenden
zweier bekannter Hilfsorganisationen nach: Petra Berner,
Vorstandsvorsitzende von Plan International Deutschland e.V.
und Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie
Deutschland und stellvertretender Vorstandsvorsitzender
des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung. Beide
verbindet eine gemeinsame Historie bei Brot für die Welt, und beide
haben dort gemeinsam, um den Herausforderungen der Digitalisierung
zu begegnen, erfolgreich neue Ansätze für Veränderungsprozesse
initiiert. Organisationen wie Brot für die Welt haben in dieser
Welt einen klangvollen Namen, aber beim Thema Digitalisierung
würden NGOs nicht unbedingt direkt in den Sinn kommen. Spielt das
Thema Digitalisierung hier überhaupt eine Rolle? „Unbedingt“,
meint Petra Berner, „wir wussten, wir müssen in der Digitalisierung
etwas tun und das trifft uns genauso wie alle anderen
Organisationen“. Im Gespräch erfahren wir, wie die „Digitalpiloten“
die digitale Transformation vorangetrieben haben – abseits der
Kommandostruktur der Hierarchie, selbstorganisiert, mit maximalen
Freiraum auf der einen Seite. Aber auch mit klaren
Rahmenbedingungen und Einbettung in die Formalorganisation durch
ein Patenschaftsmodell auf der anderen Seite. Sind denn gerade
kirchliche Organisationen nicht eher innovationsfeindlich, steht
nicht etwa ein 2.000 Jahre altes Geschäftsmodell neuen Formen der
Zusammenarbeit im Wege? „Das ist ein weit verbreitetes Vorurteil“,
erläutert Ulrich Lilie. „Es gibt wirklich evidenzbasierte Studien,
dass die meisten sozialen Innovationen aus der Diakonie kommen,
also aus den etablierten Wohlfahrtsverbänden. Aus der Arbeit heraus
entstehen neue Fragestellungen, neue Lösungen, neue Probleme.
Gleichzeitig ist da eine hohe Feldkompetenz, um zu sagen, was
funktioniert.“ Und in welchem Verhältnis stehen in diesen
Organisationen Hierarchie und Augenhöhe? Wie können die kirchlichen
und sozialen Werte der Organisation auch trotz systemischer
Ordnung, behördlichen Zügen und strikten Vorgaben erhalten bleiben?
Wie verträgt sich eine „Gleichheitserwartung“ der
Mitarbeitenden mit einer Organisationsstruktur? „Es gibt“, so
Lilie, „eine Erwartungshaltungen, die man positiv enttäuschen muss.
Vor dem Himmel und vor dem lieben Gott sind wir alle gleich.
Ansonsten heißt aber Gerechtigkeit, den Ungleichheiten gerecht zu
werden, ja, das heißt, dass das ungleiche sozusagen als
Voraussetzung zu nehmen ist. Dass man diesen Ungleichheiten auch
gerecht wird, das ist eigentlich Gerechtigkeit.“ Im Dialog mit
Berner und Lilie entstehen lehrreiche Bilder über die Bedingungen
in NGOs, und man erfährt, in welchen Punkten die Herausforderungen
vergleichbar sind mit Wirtschaftsunternehmen, aber wir lernen auch,
welche speziellen Stolpersteine gerade unter einigen herausragenden
Eigenschaften verborgen sein können. Denn gerade NGOs haben quasi
im Betriebssystem schon verankert, was andere Unternehmen heute
mühsam suchen und ihren Mitarbeitenden vermitteln wollen: einen
attraktiven Purpose, eine klare Ausrichtung auf ein positives
gesellschaftliches Ziel, hinter dem sich alle sammeln können. Doch
wenn ein Richtungswechsel notwendig wird, kann der tief
innewohnende Sinn wie ein Anker wirken, der die Beweglichkeit der
Organisation einschränkt. „Ermöglichende Führung“ heißt das Rezept
in unserem Gespräch, und diese Führung sorgt dafür, dass diejengen,
die „eh schon vorne auf der Lok sitzen“, Lust bekamen, selber
wirksam zu werden. Und zwar genau an den Stellen, die für alle
schmerzhaft erkennbar waren, aber bisher nicht adressiert wurde.
Was entstanden ist, ist eine sich selbst steuernde Bewegungen, die
Sogwirkung erzeugt und V
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18.10.2023
1 Stunde 7 Minuten
"Man muss grundsätzlich davon überzeugt sein, dass wenn zwei
Menschen ihre Gedanken zusammen geben, dass dann mehr rauskommt,
als wenn man es alleine macht" Janina Schönitz Müssen Teams,
Abteilungen, Organisationseinheiten von genau einer Person geleitet
werden? Was wäre, wenn sich zwei Personen einen Führungsjob teilen?
Führt das nicht zu Chaos, Unsicherheit, organisierter
Verantwortungslosigkeit? Keineswegs, sagt Janina Schönitz, die sich
die Leitung des Bereichs Strategie & Reporting Nachhaltigkeit
und Umwelt bei der Deutsche Bahn AG mit Miriam Kotte teilt. Sie ist
Führungskraft, Buchautorin, Coach und sichtbare Protagonistin von
Co-Leadership. Janina blickt auf eine lange Erfolgsgeschichte bei
der Deutschen Bahn AG zurück. Angefangen als Trainee, ist sie heute
in leitender Position tätig und war viele Jahre lang auch für die
digitale Transformation verantwortlich. Dabei stand und steht sie
nicht alleine an der Spitze, sondern teilt sich ihre Führungsrolle
mit einer Kollegin. Von dieser Erfahrung profitiert sie - und hat
daraus gemeinsam mit Stephanie Junghans ein Buch gemacht.
"Co-Leadership - Jobsharing als Antwort auf eine veränderte
Arbeitswelt" ist frisch bei Vahlen erschienen und gibt einen
Überblick über diesen spannende Themenbereich. Janina Schönitz
berichtet in unserem Gespräch, wie sie zum Job-Sharing kam, welche
Werte und Attribute es hierfür benötigt und wie man eine Position
gewinnbringend ausführen und teilen kann. Hierbei ergeben sich
nicht nur persönliche Vorteile für jeden Job-Sharer, sondern auch
zahlreiche Vorteile für Unternehmen, die solche zeitgemäßen Modelle
unterstützen. Ganz nach dem Motto 'zwei Gehirne sind besser als
eines', findet das Zusammentragen von unterschiedlichen Skills und
Wissen sowie eine gemeinsame Lösungsfindung auch in der
Führungsposition sinnvolle Anwendung, erzählt Janina Schönitz im
Gespräch. Im Ergebnis entsteht Führungsarbeit mit mehr Qualität,
höherer Verfügbarkeit, mehr Attraktivität - und führt auch noch zu
schnelleren Ergebnissen. In ihrem Buch und bei ihrer Arbeit als
Coach, begleitet Janina Menschen und Unternehmen zu einer
progressiven Umgestaltung und erläutert die nötigen Schritte, um
Job-Sharing und Co-Leadership erfolgreich in Unternehmen zu
implementieren. Was aber braucht es genau für ein erfolgreiches
Job-Sharing? „Vor allem ähnliche Werte und Haltungen“, sagt Janina
Schönitz. Die Grundvorstellungen der beiden Tandem-Partner sollten
hierbei übereinstimmen. Ein weiterer, äußerst wichtiger Aspekt,
spielt zudem auch die Rolle einer guten Kommunikationsfähigkeit.
Diese sollte bei beiden Partnern stark ausgebildet sein, um einen
reibungslosen Austausch zu gewährleisten. "Lust auf Abstimmung, auf
Kommunikation, auf Gespräch und sich aneinender reiben, gemeinsam
zu Ergebnissen kommen - diese Grundmotivation muss vorhanden sein",
betont unser Gast. Was jedoch die Kenntnisse und Wissen angeht, so
können diese, je unterschiedlicher sie sind, sich bestmöglich
ergänzen. Mit einigen gut durchdachten Schritten und
Planungsprozessen, lassen sich die Vorteile des Job-Sharings und
Co-Leaderships ausschöpfen, zufriedenere Mitarbeiter gewinnen und
ein langfristig erfolgreiches und zukunftsorientiertes
Arbeitsmodell einführen. Und lohnt sich die Investition in Job
Sharing aus Unternehmenssicht - immerhin entstehen schon bei einer
50:50 Teilung höhere Kosten für den Arbeitgeber? Lohnt sich das
eigentlich? Selbstverständlich, antwortet Janina Schönitz. Auch ein
gängiges 60:60 Modell rechnet sich schon wegen Ausfallsicherheit
und Redundanz. "Eine deutlich höhere Produktivität und
Innovationskraft von Tandems ist weitgehend nachgewiesen" Deutlich
auch die Analogie zur Gründerszene: "Investoren investieren viel
lieber in Teams. Warum? Weil es Risikominimierung ist", erzählt sie
im Gespräch. Co-Leadership macht zudem den Führungsjob auch wieder
attraktiv für diejenigen, die nicht danach streben. "Viele
assozieren mit Führung vor allem Druck und 60 Stunden Wochen", so
Schönitz. Co
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04.10.2023
60 Minuten
Wie transformiert man eine Organisation? Reicht es, die Mitarbeiter
zu befragen, Bewegungen aus der Mitte zuzulassen und neue
Leitbilder auf Plakate zu drucken, während die Entscheider
zuschauen? Dulden allein reicht nicht, sagt unser heutiger Gast im
Podcast. Mit Nelli Schieke, Bereichsleiterin Personal bei der Swiss
Life AG in Deutschland, sprechen wir über ihre Erfahrung in
mehreren Transformationen ihrer Organisation, schauen auf
Erfolgsfaktoren und auf die Dinge, die weniger gut gelungen sind in
einem Organisationsentwicklungsprojekt, dass zwei ganz verschiedene
Unternehmensbereiche mit oft unterschiedlichsten Kulturen
zusammenbringt. “Culture eats strategy for breakfast”? Peter
Druckers oft zitierte Erkenntnis unterschreibt Nelli Schieke nicht.
“Die beste Stratege ist nichts wert, wenn die Kultur nicht stimmt –
das ist richtig. Aber eine Kulturentwicklung ist nichts wert, wenn
Du für die Organisation keinen Plan hast”, sagt Nelli Schieke. Es
gehe darum, von beiden Seiten aus anzupacken. Wie aber zwei so
unterschiedliche Kulturen nun zusammenführen unter einem Dach? “Man
könnte jetzt ein wenig von hier und ein wenig von da nehmen und
zusammenmischen – dann bekommt man halt eine graue Matschepampe”,
sagt Schieke. “Wir haben uns aber entschieden, den ‘grüne Wiese
Ansatz’ zu fahren und neu zu starten – und zwar Top Down.” Im
Podcast berichtet Schieke, wie die Führungskräfte selbst zu
Trainern in der Transformation wurden – mit erheblichem Zeiteinsatz
und anfangs gegen große Widerstände. Die Vermittlung der
gemeinsamen Sprache, anhand klarer Modelle, wurde zur Aufgabe der
Führungskräfte. “Alle haben gejault” erinnert sich Schieke
rückblickend. Ohne klare Ansage des CEO, so Schieke, wäre das
Projekt sicher sofort gescheitert. “Nur dulden – das reicht nicht”.
War es ein leichter Weg? Nein, sicher nicht. Aber die Organisation
wurde von 2015 an erfolgreich auf Transformation trainiert. Die
gemeinsame Sprache, die dabei entwickelt wurde, hat der
Organisation geholfen, die Pandemie besser zu überstehen als manch
anderes Unternehmen. Und die Veränderungsbereitschaft und Fähigkeit
ist Grundlage für die jetzt stattfindende nächste Stufe der
Entwicklung: Die Gestaltung der hybriden Arbeitsorganisation.
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28.06.2023
1 Stunde 1 Minute
Unser heutiger Gast ist Frauke von Polier, Personalvorständin von
Viessmann, einem global agierenden Unternehmen mit rund 15.000
Mitarbeitern. Erst kürzlich wurde bekannt, dass das
Familienunternehmen Viessmann Teil der Carrier Gruppe wird - eines
der sichtbarsten Zeichen der Transformation des Unternehmens und
der Branche. Frauke von Polier blickt zurück auf eine bewegte
Karriere in verantwortlichen Positionen bei Otto, Zalando oder SAP.
Das Personalmagazin hat sie 2023 zum CHRO des Jahres nominiert. Wir
sprechen mit ihr darüber, ob es ein Familienunternehmen leichter
hat, eine Transformation zu durchlaufen. Ja, sagt Frauke von Polier
im Gespräch, wenn die Familienmitglieder für den Wandel stehen,
wenn Vertrauen in die Familie bei den Mitarbeitern aufgebaut wurde,
dann ist es leichter, den Wandel zu gestalten. Schnell kommen wir
dabei auf die Rolle von Führung im Sinne von "positiver
Einflussnahme", also über Personen, denen Mitarbeiter vertrauen und
die in einer Neuausrichtung Orientierung geben. Wir sprechen auch
über ihre Skepsis in Bezug auf Talent- und Performance-Management,
über die Schwächen von Individualdiagnostik und den Wunsch, stärker
aus einer Team-Diagnostik heraus dem Team zu ermöglichen,
zukünftige Aufgaben selbstgesteuert besser zu meistern. Die
Diskussion, wer eigentlich ein Talent ist, ist ihr zu akademisch.
"Top Talent, High Performer, alles Konstrukte, die uns eigentlich
behindern, die Humanisierung der Arbeit wirklich voranzutreiben",
so Frauke von Polier. In der Bewertung einzelner Personen passieren
einfach zu viele Fehler, stellt sie fest. Wir haben meist zu wenig
Datenpunkte, um wirklich das Bild einer Person zu bekommen. Bei
Tech Unternehme wie Zalando mag das noch gehen über die permanenten
Feedback-Prozesse, im klassischen Unternehmen wird das eher schwer.
Bei Viessmann, so von Polier, konzentriert man sich auf ein
rollenbasiertes Entwicklungskonzept aller Mitarbeiter. "Wir schauen
auf die Fähigkeiten, die wir in Zukunft brauchen und analysieren
die Lücken - und für diese Lücken bauen wir Lernprogramme" so von
Polier. Und wir diskutieren, wie wichtig es ist, Freiraum in dem
Sinne zu schaffen, dass Konversationen zwischen Mitarbeitern rund
um Herausforderungen entstehen - und diese Konversationen zu
besseren Lösungen führen. Dafür werden Rahmen gesetzt, und diese
Rahmen werden auch erklärt. "Wir setzen gerne explizite Rahmen
wie die Kultur aussehen soll, und darin entwickeln sich die
Freiräume" - das gilt für die Du-Kultur ebenso wie für hybrides
Arbeiten, bei denen allen auch deutlich erklärt wird, warum das gut
für Viessmann ist. "Freiheit ist nicht ultimatives Ziel für mich,
sondern wie schaffe ich Rahmen, in denen dann etwas entstehen
kann". Und das funktioniert, wie wir lernen können, offenbar sehr
gut.
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29.03.2023
1 Stunde 6 Minuten
"Wir brauchen einen Ausguck, wir brauchen jemanden, der vor die Tür
geht, und schaut, welche Relevanz die aktuellen Entwicklungen haben
- und wie wir darauf reagieren." So beschreibt Roger Cericius in
unserem Gespräch die Erkenntnis der VGH Versicherungen, mit dem
Innovationslabor FuturX in die Zukunft aufzubrechen. FuturX
ist aber nicht nur Ausguck - FuturX ist auch brutale Nervensäge,
eine eigenständige GmbH, die nicht irgendwo in einem Loft in Berlin
Mitte residiert, sondern mitten in der Organisation sitzt. Die
Aufgabe: Gute Ideen sollen eine Chance bekommen - und zwar nicht
durch Zufall, oder durch Glück, oder weil man Druck macht, sondern
weil es Teil einer DNA ist, die man für sich in Anspruch nimmt. Den
Raum für Innovation schafft FuturX, man ist Störenfried, aber auch
Komplize. Seine Botschaft an die Mitarbeiter im
Haus: "Wenn etwas rauskommt, stehst Du in der ersten
Reihe. Wenn nichts rauskommt, steht FuturX in der Schusslinie." Das
Angebot von FuturX: Wir haben Methoden, die du nicht hast. Wir
haben Netzwerke, die du nicht hast. Wir haben Ressourcen, die du
nicht hast. Also nutze uns als kritischen Sparringspartner. "Wir
denken immer, wir müssen dem Neuen zugewandt sein. Aber das Neue
auch kritisch zu beäugen, ist ja auch eine Form einer guten
Kontrolle", sagt Roger Cericius im Gespräch. "Das ausgewogene
Verhältnis zwischen der Zugewandtheit dem Neuen gegenüber und dem
Bewahren des Bestehenden - dieses Tarieren ist die eigentliche
Kunst." "Ich will, dass am Ende eine Petrischale mit Nährlösung
entsteht, in die ich ein neues Thema legen kann, und dann gucke ich
nur noch, wie die Pflanze wächst."
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Über diesen Podcast
Sabine und Alexander Kluge begleiten Unternehmen auf dem Weg durch
die digitale und vor allem kulturelle Transformation. Dabei
begegneten ihnen immer öfter mitarbeitergetriebene Initiativen, die
ohne Auftrag des Managements Veränderungen aus der Mitte anstoßen,
Follower hinter sich sammeln und schließlich gemeinsam im
Unternehmen wirksam werden. Daraus ist das Buch
"Graswurzelinitiativen in Unternehmen" entstanden. Viele der im
Buch portraitierten Akteure haben wir zum Gespräch getroffen. Diese
Gespräche sind die Basis für unseren Podcast "Kluges aus der
Mitte".
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