Das ESG-Datendilemma der Banken | Episode 105

Das ESG-Datendilemma der Banken | Episode 105

Michael Sindram, OpenESG, über die Datenlage im Mittelstand und das Risiko von Durchschnittswerten
32 Minuten

Beschreibung

vor 1 Woche
Ist Nachhaltigkeit für Mittelständler in Deutschland kein Thema
mehr? Der Eindruck könnte fast entstehen – schließlich werden sie
im Zuge der Omnibus-Initiative von Reportingpflichten entlastet.
„In der Breite hat sich einfach manifestiert: ESG ist tot“,
beobachtet Michael Sindram, Gründer und Geschäftsführer von
OpenESG, einer Plattform zur Erfassung und Analyse von
Nachhaltigkeitsdaten. Dabei sei das Gegenteil der Fall – gerade in
der Bankenwelt würden ESG-Risiken immer relevanter. Da
mittelständische Firmenkunden die Nachhaltigkeitsdaten nicht im
Rahmen einer Berichtspflicht erfassen, müssen Banken nachfragen.
„Dann kommen Sie natürlich in eine sehr unangenehme Diskussion. Sie
sind sofort in der Rechtfertigungspflicht“, sagt Sindram. Für eine
Studie hat OpenESG mit Partnern gerade 165 Teilnehmer aus deutschen
Finanzinstituten zur Relevanz von ESG-Daten befragt. Dabei wurde
deutlich, dass es den Banken zunehmend schwerfällt, die
erforderlichen Angaben zu erheben – gerade bei mittelständischen
Firmenkunden. In der Kreditvergabe an Mittelständler nutzen zwei
Drittel der Banken hauptsächlich Branchen- oder Durchschnittswerte.
Mit Blick auf das Risikomanagement sei dies schwierig – es drohe
eine Negativauslese, mahnt Sindram. „Wenn ich ein Unternehmen bin
mit einem sehr schlechten ESG-Footprint, dann bin ich natürlich
froh, wenn ich den Durchschnittswert bekomme“, erklärt er. Wer
hingegen über dem Branchendurchschnitt liege, werde benachteiligt.
„Das ist aus Risikomanagementgesichtspunkten definitiv nicht die
optimale Lösung.“ Im Gespräch berichtet Sindram, wie die Banken
versuchen, dieses Datendilemma zu lösen, und welche Perspektive auf
Nachhaltigkeit er aus seiner eigenen Zeit im Unternehmensmanagement
mitgenommen hat.

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