Podcaster
Episoden
27.11.2025
32 Minuten
Ist Nachhaltigkeit für Mittelständler in Deutschland kein Thema
mehr? Der Eindruck könnte fast entstehen – schließlich werden sie
im Zuge der Omnibus-Initiative von Reportingpflichten entlastet.
„In der Breite hat sich einfach manifestiert: ESG ist tot“,
beobachtet Michael Sindram, Gründer und Geschäftsführer von
OpenESG, einer Plattform zur Erfassung und Analyse von
Nachhaltigkeitsdaten. Dabei sei das Gegenteil der Fall – gerade in
der Bankenwelt würden ESG-Risiken immer relevanter. Da
mittelständische Firmenkunden die Nachhaltigkeitsdaten nicht im
Rahmen einer Berichtspflicht erfassen, müssen Banken nachfragen.
„Dann kommen Sie natürlich in eine sehr unangenehme Diskussion. Sie
sind sofort in der Rechtfertigungspflicht“, sagt Sindram. Für eine
Studie hat OpenESG mit Partnern gerade 165 Teilnehmer aus deutschen
Finanzinstituten zur Relevanz von ESG-Daten befragt. Dabei wurde
deutlich, dass es den Banken zunehmend schwerfällt, die
erforderlichen Angaben zu erheben – gerade bei mittelständischen
Firmenkunden. In der Kreditvergabe an Mittelständler nutzen zwei
Drittel der Banken hauptsächlich Branchen- oder Durchschnittswerte.
Mit Blick auf das Risikomanagement sei dies schwierig – es drohe
eine Negativauslese, mahnt Sindram. „Wenn ich ein Unternehmen bin
mit einem sehr schlechten ESG-Footprint, dann bin ich natürlich
froh, wenn ich den Durchschnittswert bekomme“, erklärt er. Wer
hingegen über dem Branchendurchschnitt liege, werde benachteiligt.
„Das ist aus Risikomanagementgesichtspunkten definitiv nicht die
optimale Lösung.“ Im Gespräch berichtet Sindram, wie die Banken
versuchen, dieses Datendilemma zu lösen, und welche Perspektive auf
Nachhaltigkeit er aus seiner eigenen Zeit im Unternehmensmanagement
mitgenommen hat.
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13.11.2025
28 Minuten
Auf Wunsch eines institutionellen Investors, der nachhaltig in ein
Staatsanleihen-Portfolio für Industrieländer investieren wollte,
hat der Assetmanager Degroof Petercam Asset Management (DPAM) 2007
begonnen, ein ESG-Bewertungstool zu entwickeln. Mittlerweile nutzt
DPAM dieses auch für Analysen von Schwellenländer-Anleihen. „Für
uns ist das ein Risikothema“, erklärt Deutschland-Chef Thomas Meyer
im Podcast „Nachhaltiges Investieren“ der Börsen-Zeitung.
Demokratische Werte stehen für den Assetmanager mit 4 Mrd. Euro
Assets under Management an erster Stelle. Staaten, die von der
Nichtregierungsorganisation Freedom House als autoritär eingestuft
werden, seien beispielsweise aus Nachhaltigkeitsperspektive nicht
investierbar. „Das hat uns schon in der Vergangenheit vor so
manchem Risiko bewahrt“, sagt Meyer. Insgesamt fließen mehr als 50
Datenpunkte in unterschiedlicher Gewichtung in die Analyse ein. Die
Datenqualität hat sich in der Breite in den vergangenen Jahren
„deutlich verbessert“, beobachtet der DPAM-Deutschland-Chef.
Wichtig sei allerdings, auf vertrauenswürdige Quellen zu achten.
Daten kommen beispielsweise vom Internationalen Währungsfonds, der
Weltbank oder von Indexanbietern. Lücken machen sich in der
Einstufung negativ bemerkbar: „Wenn wir gar keine Informationen
haben oder veraltete, dann führt das eben dazu, dass der Datenpunkt
nicht bewertet wird“, erklärt Meyer. Das Land falle dadurch im
Ranking zurück. Abstiege im Ranking haben Folgen für den Anteil der
Mittel, die ein Portfoliomanager allokieren darf. So fließen 40%
der Mittel in die Länder, die im obersten Quartil einsortiert sind.
Der Schwellenländerbegriff ist allerdings weit gefasst. In der
Liste findet sich beispielsweise Singapur, das von der
Wertschöpfung her höher liege als so manches Industrieland, wie
Meyer einräumt. Andere Länder hätten hingegen keine große
finanzielle Basis, aber investierten dennoch in ihr
Nachhaltigkeitsprofil. Die unterschiedliche Ausgangsbasis will der
Assetmanager über einen Trendindikator ausgleichen. „Dieser
Trendindikator bewertet die Entwicklung eines Landes in
rollierenden Dreijahreszeitraum“, erklärt Meyer. Wenn sich ein
schwaches Land in der Nachhaltigkeitsbewertung steigere, dann gebe
es einen Bonus obendrauf. Wer hingegen über finanzielle Mittel
verfüge, sich aber schlechter entwickle, werde mit Punktabzügen
bestraft. Länder, die im Nachhaltigkeitsranking gute Werte
erreichen, sind Meyers Beobachtung zufolge in vielen Bereichen ein
stabileres Investment. Sie seien widerstandsfähiger bei
Umweltkatastrophen, „aber auch was deren demokratisches Setup, die
Institutionen angeht“.
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30.10.2025
30 Minuten
Das Climate-Tech-Unternehmen Right° schaut sich in seinem „What
if“-Report an, wie stark die Dax-Konzerne zur Erderwärmung
beitragen – und zumindest eine Handvoll Vorbilder ist bereits auf
gutem Weg, die Vorgaben der Pariser Klimaziele einzuhalten. In den
am Donnerstag veröffentlichten Ergebnissen der jüngsten Ausgabe
stechen von 34 untersuchten Unternehmen fünf besonders positiv
hervor. Sie haben ein Klimaziel definiert, das im Einklang mit den
Pariser Klimazielen von „deutlich unter 2 Grad Celsius“ liegt. Und
die Datenentwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass sie auf Kurs
liegen, dieses Ziel auch zu erreichen. Einige weitere Unternehmen
erfüllen zumindest einen der beiden Faktoren. Die Modelle von
Right° zeigen, wie stark sich die Erde bis zum Jahr 2100 erwärmen
würde, wenn die Welt dieselbe Klimaperformance hätte wie das
betrachtete Unternehmen. „Insgesamt nennen wir 21 Unternehmen im
„What if“-Report, die in irgendeiner Form greifbaren Fortschritt
machen in Richtung Pariser Klimaziele. Und das finde ich schon ganz
gut“, sagt Hannah Helmke, CEO von Right°, bei der Einordnung der
Ergebnisse im Podcast „Nachhaltiges Investieren“ der
Börsen-Zeitung. Die Branchenzugehörigkeit lässt sie als Ausrede für
schwächere Klimawerte nicht gelten. Das Modell basiere auf
branchenspezifischen Benchmarks: „Die
Emissionsreduktionsanforderungen an ein Unternehmen im
Energiebereich sind anders als bei einem Unternehmen in der
Chemie-Branche.“ Auch die fünf Vorbilder stammen aus
unterschiedlichen Bereichen. Helmke war von einem
Energieunternehmen positiv überrascht: „Die RWE ist unter den fünf
Unternehmen, die sowohl ein Paris-konformes Ziel hat, als auch ihre
Wertschöpfung von den Emissionen in Paris-konformem Tempo
entkoppelt“, berichtet sie. Auch der Autobauer Porsche erfüllt
beide Voraussetzungen, ebenso Siemens Healthineers, Adidas und die
Deutsche Börse. Ein Ergebnis bereitet Helmke allerdings Sorgen: Die
mittlere Klimawirkung über alle Unternehmen hinweg liegt nun bei
4,3 Grad Celsius, nach 3,7 Grad Celsius im Vorjahr. „Die Lücke zu
1,5 Grad hat sich leider wieder geweitet vom Jahr 2023 auf das Jahr
2024 – da haben wir noch nicht mal den Trump-Effekt drin.“
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16.10.2025
37 Minuten
Das Thema Rüstung ist derzeit allgegenwärtig, auch bei Investoren.
Die Renditen sind attraktiv. Aber bei nachhaltigen Investments
ergibt sich ein Spannungsfeld, sagt Daniel Sailer, Head of
Sustainable Investment Office bei Metzler Asset Management, im
Podcast „Nachhaltiges Investieren” der Börsen-Zeitung. Er
beobachtet, dass Kunden sich intensiv mit der Branche befassen –
und mitunter neu darüber nachdenken, welche Auswirkungen ein
Ausschluss von Rüstungswerten auf ihr Anlageuniversum hat. „Es gibt
Versicherungsunternehmen, die immer Rüstung ausgeschlossen hatten,
und sich jetzt im Kontext dieser politischen Veränderungen die
Frage gestellt haben: Ist es noch zeitgemäß?“, berichtet Sailer.
Hinzu komme der Rendite-Aspekt: „Ist es für mich als Anleger
vielleicht sogar meine treuhänderische Pflicht, Rüstung
aufzunehmen?“ Wichtig sei es, die quantitativen Effekte in der
Kapitalanlage zu ermitteln. „Das hat dann doch der eine oder andere
schon stark unterschätzt“, beobachtet Sailer. Metzler Asset
Management hat sich vor kurzem einem Moratorium im Bereich
Tiefseebergbau angeschlossen. Die Technologie zur Rohstoffförderung
in der Tiefsee wird von Umweltschützern scharf kritisiert. Erste
Tests für Tiefseebergbau habe es bereits vor über 30 Jahren
gegeben, die damals genutzten Gebiete hätten sich aber seither
nicht erholt, erklärt Sailer. Wird es Kunden nicht irgendwann zu
viel, wenn man von ihnen verlangt, sich nun auch noch mit
Tiefseebergbau zu befassen? „Ja, die Reaktion ist verständlich. Die
habe ich auch schon bekommen“, räumt Sailer ein. Das Thema ist aus
seiner Sicht aber besonders wichtig, gerade weil es noch nicht so
bekannt ist. Es sei „von dramatischer Bedeutung“.
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02.10.2025
32 Minuten
Mit einem verwalteten Vermögen von rund 10 Mrd. Euro hat sich die
Investmentboutique Palladio Partners auf Private Markets
spezialisiert. Barbara Treusch verantwortet als Director die
Nachhaltigkeitsthemen und muss die Herausforderungen bei
verschiedenen Investitionswegen von Dachfondsstrukturen bis zu
Direktinvestments im Blick behalten. „Wir haben permanent mit
Unsicherheiten und mit unvollständigen Informationen zu kämpfen.
Das wird auch eine Regulierung, egal in welche Richtung sie geht,
nicht ändern“, sagt Treusch im Podcast „Nachhaltiges Investieren“
der Börsen-Zeitung. Durch eine Fortbildung zur
Nachhaltigkeitsmentorin hat Treusch gelernt, wie wichtig
Kommunikation für die Umsetzung einer ESG-Strategie ist. „Ein
Datenpunkt kommt nicht einfach so. Sondern da stecken Menschen, die
treffen Entscheidungen, es gibt Aktivitäten – und das ist ja die
Basis, um überhaupt Informationen und Daten einsammeln zu können.“
Eine Herausforderung sieht sie darin, aus diesen Erkenntnissen dann
konkrete Handlungsweisen abzuleiten: „Wie kann ich denn – oder
Menschen, die ich begleite –, in dieses Tun kommen.“ In schwierigen
Situationen hilft ihr die Weiterbildung zur ESG-Mentorin:
„Unsicherheiten bei Investoren, bei unseren Teammitgliedern, die
sind nun mal da“, sagt Treusch. Eine wichtige Veränderung hat die
Regulierung aus ihrer Sicht aber angestoßen: „Sie hat uns eine
gewisse Macht gegeben“, findet Treusch. Diskussionen mit dem
Management könne man dadurch anders führen. Mittlerweile gehe es
weniger darum, formale Kriterien von Artikel-8- oder
Artikel-9-Fonds zu erfüllen. „Wir gehen jetzt viel stärker in die
fachliche Diskussion.“
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Über diesen Podcast
Der Sustainable-Finance-Podcast der Börsen-Zeitung Wer definiert,
was nachhaltig ist? Wo beginnt Greenwashing? Und wie müssen sich
Investoren, Finanziers, Unternehmen und Dienstleister
positionieren, um zukunftsfähig aufgestellt zu sein? Diese Fragen
beleuchtet „Nachhaltiges Investieren“, der Podcast der
Börsen-Zeitung rund um Sustainable Finance, ESG-Investments,
Nachhaltigkeitstransformation & Co. Wir sprechen mit
Expertinnen und Experten, die etwas zu sagen haben. Unsere Gäste
sind Professionals aus Fondsgesellschaften, Banken und Unternehmen,
andere bringen ihre Perspektive als Wissenschaftler, Regulierer
oder Dienstleister ein. In jeder Episode nehmen wir im Interview
ein aktuelles Thema oder eine besondere Herausforderung in den
Blick und sprechen über professionelle und persönliche
Einschätzungen. Zum Abschluss liefert unser Newsblock einen
Überblick über die wichtigsten Meldungen aus der
Sustainable-Finance-Community. Nachhaltiges Investieren erscheint
jeden zweiten Donnerstag, Redaktion: Sabine Reifenberger. Feedback
und Fragen sind willkommen: podcast[at]boersen-zeitung[dot]de Sie
interessieren sich für ein Sponsoring des Podcasts oder für die
weiteren ESG-Produkte der Börsen-Zeitung? Dann tretet gern in den
Austausch mit unserem Sales-Team. Eva Kammler:
E.Kammler[at]boersen-zeitung[dot]de
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