Emotionen in der Produktarbeit

Emotionen in der Produktarbeit

Stephanie Weber im Gespräch mit Dominique
44 Minuten

Beschreibung

vor 1 Woche
In dieser Folge spricht Dominique mit Stephanie Weber darüber, wie
präsent Emotionen in der Produktarbeit sind und wie stark sie das
tägliche Handeln beeinflussen. Stephanie bringt ihre Erfahrung als
Head of UX Design bei Fielmann ein und kann bestätigen, dass
Emotionen in der Produktarbeit weit mehr sind als ein weiches
Thema. Beide haben erlebt, wie sehr Entscheidungen, Zusammenarbeit
und Nutzerverhalten durch Gefühle geprägt werden und die gemeinsame
Frage, wie wir bewusster mit Emotionen in der Produktarbeit umgehen
können, zieht sich durch das gesamte Gespräch. Es kommt
beispielsweise sehr oft vor, dass Angst den Raum verengt. Angst
taucht auf, wenn neue Ideen gewagt werden sollen, wenn
Entscheidungen unsicher wirken oder wenn Menschen befürchten, im
Team nicht ernst genommen zu werden. Dabei ist Psychologische
Sicherheit eine der Grundlagen dafür, dass Kreativität entstehen
kann. Methoden wie Brainwriting oder die Kopfstandmethode helfen
Teams, vorsichtigere Stimmen sichtbarer zu machen und die üblichen
Muster offener Brainstormings zu durchbrechen. Angst entsteht auch
bei Nutzerinnen und Nutzern, etwa wenn neue Technologien unerwartet
wirken. Und gerade dort kann Gestaltung helfen, etwa wenn ein
normalerweise blitzschneller Prozess kleine Verzögerungen erfährt,
um ihn für Kunden verständlicher wirken lassen und Vertrauen zu
schaffen. Stephanie spricht auch über Reibung als bewussten Teil
von Produktarbeit. Reibung ist für sie nicht unbedingt etwas
schlechtes, sondern ein Werkzeug, um Skepsis aufzufangen und
Orientierung zu geben. Im Team entsteht Reibung durch
unterschiedliche Denkweisen und Persönlichkeiten. Wenn diese
Vielfalt nicht eingeengt, sondern gezielt genutzt wird, werden
Ideen robuster und Entscheidungen fundierter. Kreativmethoden, bei
denen Ideen weitergereicht und weiterentwickelt werden, zeigen, wie
wertvoll diese Reibung ist. Scham taucht ebenfalls häufig in der
Produktarbeit auf, im Team wie bei Nutzerinnen und Nutzern.
Stephanie beschreibt, wie belastend unstrukturierte Gruppenmethoden
sein können, vor allem für eher introvertierte und ruhige Menschen.
Struktur schafft hier Raum für Beteiligung ohne Scham. Das Manual
of Me kann beispielsweise im Team geteilt werden, um persönliche
Bedürfnisse und Arbeitsweisen zu verdeutlichen und Unsicherheiten
greifbarer zu machen. Und auch bei Kunden im Laden zeigt sich Scham
deutlich, etwa wenn Menschen mit hoher Sehstärke eine Fassung
testen und sich im Spiegel gar nicht erkennen können. Der Moment
wirkt klein, wird für die betroffenen Personen aber schnell
unangenehm. Genau solche Beobachtungen helfen, Produkte zu
entwickeln, die sich anfühlen wie Unterstützung und nicht wie ein
Hindernis. Langeweile wirkt auf den ersten Blick fehl am Platz,
spielt aber in der Produktarbeit eine wichtige Rolle. Stephanie
macht deutlich, dass Pausen, langsame Momente und gedankliches
Abschweifen essenziell sind, weil sie Raum für neue Verbindungen
und Ideen schaffen. Wer ständig durch Meetings, Chats und Aufgaben
getrieben wird, nimmt dem Gehirn die Möglichkeit, Dinge sortiert
entstehen zu lassen. Kreatives Denken entsteht oft zwischen zwei
Tätigkeiten und selten dann, wenn wir es erzwingen. Teams
profitieren deshalb stark davon, wenn Langeweile nicht als Mangel
an Produktivität verstanden wird, sondern als fruchtbarer Teil der
Arbeit. Emotionen sind in der Produktarbeit unvermeidbar. Sie
gehören zu Teams, Entscheidungen, Nutzerverhalten und Produkten.
Sie lassen sich nicht abschalten, wenn wir morgens den Rechner
einschalten. Je bewusster wir mit ihnen umgehen, desto leichter
fällt es, gute Entscheidungen zu treffen, mutige Ideen zuzulassen
und Nutzerbedürfnisse wirklich zu verstehen. Genau darum lohnt es
sich, Emotionen in der Produktarbeit nicht als Störung zu sehen,
sondern sie zu unserem Vorteil zu nutzen.

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