Ehrliche Haut oder betreute Opposition? | Von Hermann Ploppa

Ehrliche Haut oder betreute Opposition? | Von Hermann Ploppa

15 Minuten

Beschreibung

vor 4 Wochen

Zohran Mamdani in New York


Die Gouverneurswahlen in zwei US-Bundesstaaten sowie das
Referendum in Kalifornien waren keinesfalls ein Votum für die
Demokraten. Vielmehr waren sie eine schallende Ohrfeige für
Trump.


Ein Standpunkt von Hermann Ploppa.


Bei den Gouverneurswahlen in Virginia und in New Jersey setzten
sich unspektakuläre, nicht sonderlich sensationelle
Persönlichkeiten triumphal durch. Die beiden neuen
Gouverneurinnen Abigail Spanberger und Mikie Sherrill
näherten sich schon bedenklich einem Wählervotum von sechzig
Prozent. Im Bundesstaat Kalifornien fragte der demokratische
Gouverneur durch ein Referendum, ob die Wähler einer
Neuverteilung ihrer Wahlbezirke zustimmen würden. Ein Gouverneur
in den USA hat nämlich das Recht, die Wahlbezirke in seinem
Bundesstaat nach seinem Geschmack so umzugruppieren, dass sie ihm
in ihrer Gesamtheit eine Mehrheit der Mandate zuschustern. Diese
Trickserei ist als „Gerrymandering“ in den USA verrufen. Doch die
Kalifornier haben die Trickserei der Demokraten mit einer
fetten Zweidrittelmehrheit abgenickt. Denn der Gouverneur von
Kalifornien, Gavin Newsom, hat sich selber effektvoll zu einem
prominenten Gegenspieler von Donald Trump aufgeschwungen. Tapfer
hatte Newsom immer wieder dagegen protestiert, dass Trump das
Militär ganz ungeniert in Kalifornien eingesetzt hatte, unter
Umgehung von Gouverneur Newsom.


Alle drei Ergebnisse, unabhängig von der jeweiligen
Fragestellung, haben eines gemeinsam: dass die Bürger in den USA
sehr erbost sind über den provozierenden Bürgerkrieg von oben,
den Trump angezettelt hat. Die Gereiztheit ist zum Greifen. Und
der Narzissimus Maximus Donald der Große ist überzeugt, dass die
Republikaner die Wahl nur deswegen krachend vergeigt haben, weil
ER selber nicht angetreten ist.


Da ist dann noch ein Spezialthema, das Donald Trump natürlich
besonders wurmt. In seinem Heimatstaat, in seiner Heimatstadt New
York wohlgemerkt, hat sich ein Kandidat, den er gar nicht mag,
erfrecht, die Wahl zum Oberbürgermeisteramt triumphal mit über
fünfzig Prozent der abgegebenen Stimmen zu gewinnen. So hat Trump
bereits vor der Wahl gedroht, dass er die Bundesmittel für die
Stadt New York streichen wird, wenn dieser Sozialist und
Kommunist und Wirrkopf, dieser linke Wirrkopf, wie er sich
auszudrücken pflegte, da gewinnt wo Trump seinen Tower stehen hat
– ausgerechnet in New York! Denn es wäre verschwendetes Geld,
wenn das Amt des Bürgermeisters von New York nicht an einen
bewährten Verwaltungsfachmann wie diesen tollen Andrew Cuomo
geht. Andrew Cuomo war bis 2021 Gouverneur des Bundesstaats New
York. Jetzt sollte Cuomo, der beim Kandidatenrennen der
Demokraten durchgefallen war, als unabhängiger Kandidat den
Fortbestand des mafiösen Machtgeklüngels in der Börsenstadt New
York gewährleisten, indem er diesen Ausreißer Mamdani zur Strecke
bringt.


Damit kommt jetzt der glanzvolle Sieger der New Yorker
Bürgermeisterwahlen ins Bild. Zohran Mamdani wurde noch nicht mal
in den USA geboren. Sein Vater Mahmood Mamdani ist bekannter
Professor für Kolonialismusforschung. Und seine Mutter Mira Nair
ist die Regisseurin des weltweit beachteten Films Salaam Bombay!
Zohran Mamdani stammt also aus einem Haushalt im gehobenen
Mittelstand. Ein blutiger Newcomer im politischen Gewerbe. Erst
2021 ist Mamdani voll in die Politik eingestiegen. Dieser
34-jährige bekennende demokratische Sozialist hat in der Tat
großes Entsetzen bei den Reichen und Privilegierten der USA
ausgelöst, weil Zohran Mamdani, so heißt der glückliche Sieger,
den Bürgern in New York in Aussicht gestellt hat, einige der
Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte korrigieren zu wollen.


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