Nachhaltigkeit bei Schwellenländer-Anleihen | Episode 104

Nachhaltigkeit bei Schwellenländer-Anleihen | Episode 104

Thomas Meyer vom Assetmanager DPAM über Datenlücken und Risikomanagement
28 Minuten

Beschreibung

vor 3 Wochen
Auf Wunsch eines institutionellen Investors, der nachhaltig in ein
Staatsanleihen-Portfolio für Industrieländer investieren wollte,
hat der Assetmanager Degroof Petercam Asset Management (DPAM) 2007
begonnen, ein ESG-Bewertungstool zu entwickeln. Mittlerweile nutzt
DPAM dieses auch für Analysen von Schwellenländer-Anleihen. „Für
uns ist das ein Risikothema“, erklärt Deutschland-Chef Thomas Meyer
im Podcast „Nachhaltiges Investieren“ der Börsen-Zeitung.
Demokratische Werte stehen für den Assetmanager mit 4 Mrd. Euro
Assets under Management an erster Stelle. Staaten, die von der
Nichtregierungsorganisation Freedom House als autoritär eingestuft
werden, seien beispielsweise aus Nachhaltigkeitsperspektive nicht
investierbar. „Das hat uns schon in der Vergangenheit vor so
manchem Risiko bewahrt“, sagt Meyer. Insgesamt fließen mehr als 50
Datenpunkte in unterschiedlicher Gewichtung in die Analyse ein. Die
Datenqualität hat sich in der Breite in den vergangenen Jahren
„deutlich verbessert“, beobachtet der DPAM-Deutschland-Chef.
Wichtig sei allerdings, auf vertrauenswürdige Quellen zu achten.
Daten kommen beispielsweise vom Internationalen Währungsfonds, der
Weltbank oder von Indexanbietern. Lücken machen sich in der
Einstufung negativ bemerkbar: „Wenn wir gar keine Informationen
haben oder veraltete, dann führt das eben dazu, dass der Datenpunkt
nicht bewertet wird“, erklärt Meyer. Das Land falle dadurch im
Ranking zurück. Abstiege im Ranking haben Folgen für den Anteil der
Mittel, die ein Portfoliomanager allokieren darf. So fließen 40%
der Mittel in die Länder, die im obersten Quartil einsortiert sind.
Der Schwellenländerbegriff ist allerdings weit gefasst. In der
Liste findet sich beispielsweise Singapur, das von der
Wertschöpfung her höher liege als so manches Industrieland, wie
Meyer einräumt. Andere Länder hätten hingegen keine große
finanzielle Basis, aber investierten dennoch in ihr
Nachhaltigkeitsprofil. Die unterschiedliche Ausgangsbasis will der
Assetmanager über einen Trendindikator ausgleichen. „Dieser
Trendindikator bewertet die Entwicklung eines Landes in
rollierenden Dreijahreszeitraum“, erklärt Meyer. Wenn sich ein
schwaches Land in der Nachhaltigkeitsbewertung steigere, dann gebe
es einen Bonus obendrauf. Wer hingegen über finanzielle Mittel
verfüge, sich aber schlechter entwickle, werde mit Punktabzügen
bestraft. Länder, die im Nachhaltigkeitsranking gute Werte
erreichen, sind Meyers Beobachtung zufolge in vielen Bereichen ein
stabileres Investment. Sie seien widerstandsfähiger bei
Umweltkatastrophen, „aber auch was deren demokratisches Setup, die
Institutionen angeht“.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15