Beschreibung

vor 3 Wochen

Der Titel der heutigen Episode lautet: »Komfortable Disruption«.
Komfortable Disruption ist eigentlich eine Verkürzung; genauer
gesagt müsste der Titel lauten: »Komfortable evolutionäre
Disruption«, aber das ist natürlich sperriger. Es hört auch wie
ein Gegensatz an, und diese Provokation soll auch so sein.
Evolution bedeutet graduelle Veränderung, jedenfalls aus Sicht
des Genotyps; also aus Sicht der Bauform, die Auswirkungen können
recht erheblich sein.


Mein neues Buch: Hexenmeister oder Zauberlehrling? Die
Wissensgesellschaft in der Krise kann vorbestellt werden!


Disruption bedeutet aber einen Umbruch, bei dem sich sehr viel in
relativ kurzer Zeit verändert. Wie kann beides zusammengehen?
Oder noch genauer: warum muss vermutlich beides zusammengehen?


Und noch wichtiger: was hat das mit Komfort zu tun? Ich versuche
in dieser Episode zwei Dinge zu erreichen:


(1) Ein paar Einsichten, zu denen ich in den vergangenen Monaten
gelangt bin, teilen, weil diese wirklich coole Beobachtungen über
Form, Weg und Geschwindigkeit von Innovationen sind, die vielen
nicht bewusst sind und auch mir in Tiefe und Breite nicht klar
waren; da werde ich einige Beispiele nennen.


(2) Daraus abgeleitet ein paar Fragen, was wir von diesen
Beobachtungen für die heutige Zeit und die Zukunft lernen können,
und zwar sowohl in der Beobachtung und Interpretation dessen, was
um uns herum passiert, aber auch, was das für Geschwindigkeit und
Form von Innovationen in der Zukunft bedeuten könnte.


Wir stellen in dieser Episode die Frage, was die TAP-Theorie
(Theory of the Adjacent Possible) damit zu tun hat, warum jeder
Alexander Bell als Erfinder des Telefons kennt, Elisha Gray aber
unbekannt geblieben ist.


Die wichtigste Frage aber ist: was geschieht beim Übergang vom
Alten zum Neuen und was hat es mit Mimetic Ornamentation
(Mimesis) zu tun?


»universal human reaction to technological change: the tendency
to reproduce in new materials and techniques shapes and qualities
familiar from past usage, regardless of appropriateness. This
tendency may be called the principle of mimesis.«, Roger Scruton


Ich schildere dies anhand einer Reihe von wirklich faszinierenden
Beispielen:


Architektur in der Antike

Entwicklung der Eisenbahn und des Autos

Kleidung

Fenster und Fassaden

Holz-Konstruktionen und deren Echos in die Gegenwart

Skeuomorphismus in der Software



Zugabteil aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (Modell, Technisches
Museum Wien)


Was sind die treibenden Kräfte für dieses Mimikri, diese
mimetischen Ornamente und vergleichbarer Phänomene?


»People have generally tended to resist change; they find it
reassuring to be surrounded by known and familiar forms.
Reproducing them as ornament on newly introduced forms is a
common reaction to the vague feeling of uneasiness that rapid
social and technological change induces; it provides a satisfying
sense of continuity between the past and the present.«, Roger
Scruton 


Aber es ist nicht nur der Widerstand gegen Neues, es gibt noch
eine Reihe von anderen Gründen, warum sich Innovation älterer
(Design-)Elemente bedient. Welche sind das?


Was treibt nun diese Mimikri? Warum ist das wichtig, relevant?
Was können wir aus diesen Beobachtungen über Innovation lernen,
die Geschwindigkeit von Veränderung und die Frage, ob es uns
gelingen kann oder wird, die Stagnation der letzten Jahrzehnte zu
überwinden.


Referenzen


Andere Episoden


Episode 136: Future Brunels? Learning from the Generation
that Transformed the World. A Conversation with Dr. Helen Doe

Episode 128: Aufbruch in die Moderne — Der Mann, der die Welt
erfindet!

Episode 125: Ist Fortschritt möglich? Ideen als Widergänger
über Generationen

Episoce 124: Zeitlos

Episode 123: Die Natur kennt feine Grade, Ein Gespräch mit
Prof. Frank Zachos

Episode 110: The Shock of the Old, a conversation with David
Edgerton

Episode 104: Aus Quantität wird Qualität

Episode 99: Entkopplung, Kopplung, Rückkopplung

Episode 90: Unintended Consequences (Unerwartete Folgen)

Episode 80: Wissen, Expertise und Prognose, eine Reflexion

Episode 71: Stagnation oder Fortschritt — eine Reflexion an
der Geschichte eines Lebens

Episode 65: Getting Nothing Done — Teil 2

Episode 64: Getting Nothing Done — Teil 1

Episode 35: Innovation oder: Alle Existenz ist Wartung?

Episode 18: Gespräch mit Andreas Windisch: Physik,
Fortschritt oder Stagnation



Fachliche Referenzen


Kevin Kelly, What Technology Wants, Penguin (2011)

Marina Cortes, Stuart A. Kaufman, Andrew R. Liddle, Lee
Smolin, The TAP equation: evaluating combinatorial innovation
inbiocosmology (2025)

Roger Scruton, Mimetic Ornamentation (Britannica)

Rupert Riedl, Die Strategie der Genesis, Piper (1984)

Holzarbeiten, Panele: The Amazing Invisible Detail (Youtube)

Benz Patent-Motorwagen (1886)

Stadtmuseum Coburg: Flocken Elektro Wagen (1888)

»Livet kan kun forstås baglæns, men det må leves forlæns.«,
Soren Kierkegaard,  aus seinen Tagebüchern (1843)

Leonard E. Read, I, Pencil (1958)

in seinen Tagebüchern (1843).  I Pencil

 

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15