Wer hat die toten Kinder im Donbass gezählt? | Von Peter Frey
19 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Monat
Ein Standpunkt von Peter Frey.
Russland hat sie gezählt — die Kinder und die anderen tausenden
ethnisch russischen Menschen, die durch Kriegshandlungen im
(ukrainischen) Donbass getötet wurden, bevor Russland in der
Ukraine intervenierte. Aber an wen wurde im konkreten Fall die
obige Frage gerichtet? Womit erneut auf den Aspekt hingewiesen
sei, dass Nachrichten nicht einfach breitgestreut werden. Sie
sind vielmehr zielgerichtet, sprechen mit ihren Inhalten also
bestimmte Personen oder Gruppen von Menschen an. Wem galt die
unten wiedergegebene Nachricht auf der Webseite der russischen
Botschaft in Deutschland? Eine Nachricht, die im konkreten Fall
bereits zwei Jahre alt und trotzdem noch immer hochaktuell ist.
Manchmal ist Sprache kristallklar und trotzdem umfassend. Die
Botschaft als Wort in der Politik umfasst sowohl die Behörde als
auch deren Auftrag: Die Botschafter sind die Träger der
Botschaften als Nachrichten. Die Botschaften sind institutionell
wie inhaltlich an das entsendende Land gebunden. Botschaften sind
diplomatische Vertretungen von Staaten und in der Regel den
Außenministerien unterstellt. Während die Außenmininsterien die
internationale Politik ihres Landes umfassend, auf einer
geopolitischen Ebene vermitteln, sind die Botschaften auf das
jeweilige Land zugeschnitten, in dem sie das Heimatland
vertreten.
Botschaften als Behörden sind ein wichtiges Instrument der
Diplomatie. Über sie werden die Kontakte zwischen den beiden
Staaten gepflegt, Probleme auf den Tisch gebracht und nach
Lösungen gesucht. Zumindest sollten sie das. Botschaften sind ein
wichtiges Instrument gegen Eskalation und für Verständigung. Wenn
eine Botschaft Stellungnahmen des eigenen Staatsoberhauptes auf
ihre Webseite stellt, dann richten sich Geste und Inhalt zuerst
an die für die Außenpolitik zuständigen Beamten des
Gastgeberlandes.
Das heißt natürlich nicht, dass diese Adressaten exklusiv sind.
Was sich unter anderem daran zeigt, dass Botschaften auch gezielt
Medien Angebote machen, um Botschaften einem größeren Kreis als
dem der politischen Beamten zugänglich zu machen. Deshalb verfügt
auch die russische Botschaft in Deutschland über eine
Pressestelle und gibt auf ihrer Webpräsenz Pressemitteilungen
heraus (1). Umgekehrt sollte es für Medien zur grundsätzlichen
Aufgabe gehören, die offiziellen Lautsprecher des Landes, welches
gerade redaktionell im Fokus steht, routinemäßig, regelmäßig
abzurufen. Und das tun die etablierten Medien offenbar nicht.
Wer aber nicht in der Lage ist, seine Hausaufgaben zu machen,
läuft Gefahr, ins Dümmliche abzugleiten. Läuft Gefahr, zu raunen
und zu spekulieren, um sich damit etwas ins eigene Weltbild
Passendes zurechtzustricken. Das gilt für Politiker und
Medienleute gleichermaßen. Man muss sogar sagen, dass es für die
deutsche Gesellschaft als Ganzes gilt. Unverdrossen läuft man
weiter seinen eingebleuten ideologischen Vorurteilen hinterher.
Das Dümmliche klingt dann so: „Rätsel Putin — Was er will, wo er
haltmacht“ (Tagesspiegel) (2); oder so: „Was will Putin mit
seinem Krieg erreichen?“ (ARD) (3). Von den ARD-Sendeanstalten
wird mangels echter Expertise auch gern mal mit anonymen
Polit-Kommentaren hantiert und ein solcher liest sich dann so:
„Ein großes Problem der russischen Kremlologie besteht in dem
Versuch, bestimmte Handlungen oder Pläne der obersten
Nomenklatura als rational darzustellen, insbesondere in der
Öffentlichkeit. In Wirklichkeit sollte jedoch angesichts der
derzeitigen Selbstisolierung der höchsten Autoritäten von der
Außenwelt und der Gesellschaft das Hauptaugenmerk auf
Wahnvorstellungen, überbewertete Ideen, Phobien und das
Unterbewusstsein im Allgemeinen gerichtet werden.“ (3i)
...https://apolut.net/wer-hat-die-toten-kinder-im-donbass-gezahlt-von-peter-frey/
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