Migration, so alt wie die Menschheit | Von Jochen Mitschka
25 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 1 Monat
Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Die Geschichte der Migration ist so alt wie die Geschichte der
Menschheit. Im Prinzip ist die Geschichte der Menschheit eine
Geschichte der Migration. Völker gingen unter, wurden vernichtet,
andere verteilten sich oder vermischten sich. Mit der so
genannten "Zivilisation" und nationalen Grenzen wurden solche
Vernichtungen und Verdrängungen immer heftiger. Aber heute haben
wir eine Stufe erreicht, die durch Cyberspace und Globalisierung
nationale Grenzen scheinbar unnötig macht. Um die heutigen
Probleme zu verstehen, sollte man aber nicht oberflächlich
urteilen, sondern sich trotz dieser scheinbaren "Globalisierung"
mit den Hintergründen und der Geschichte beschäftigen, um aus der
Vergangenheit zu lernen. Das will ich in einer folgenden Serie
tun. Wir schauen zunächst in die Geschichte der Migration und
Definitionen.
Nationen, die Voraussetzung für "Migration"
Ernest Renan war schon 1882 der Meinung, dass das Prinzip einer
Nation eher auf private, persönliche Neigungen zurückzuführen
sei, als auf öffentlichen Empfindungen. In seiner berühmten
Vorlesung "Was ist eine Nation?" präzisierte er:
"Eine Nation ist eine Seele, ein geistiges Prinzip [...]. Der
Mensch ist Sklave seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Religion
oder des Verlaufs der Flüsse nicht; ein großes Menschenkollektiv,
gesund im Geist und warm im Herzen, findet immer Mittel, sich zu
verstehen."(1)
Diese subjektive, gefühlsbasierte Definition war revolutionär und
beeinflusste später auch Denker wie Benedict Anderson 1983, der
Nationen als "imaginierte Gemeinschaften" sah, die auf geteilten,
aber individuell wahrgenommenen Erzählungen beruhen.
Wie so viele Ideen waren es aber ursprünglich die Ideen
wohlhabender Menschen, welche Grenzen und Entfernungen überwinden
konnten, während die Massen gar nicht in der Lage waren, zu
dieser Zeit größere Strecken außerhalb von kriegerischen
Bewegungen zurückzulegen. Es waren die Ideen von Menschen, welche
nicht darauf angewiesen waren, von dem zu leben, was ihr Land
ihnen schenkte. Einfache Menschen kannten nur die eigene Scholle,
und verteidigten sie, wenn sie die Möglichkeit dazu hatten, gegen
Eindringlinge. Sie kannten gar nicht "die Welt", wie jene Denker
in den Bistros von Paris, oder den Cafés von Wien.
Die rasanten Fortschritte in der Informationstechnologie, wie sie
insbesondere durch Mobiltelefone mit Internetzugang realisiert
wurden, ermöglichen es heute den meisten Menschen, die Welt
jenseits ihrer Grenzen täglich virtuell zu besuchen. Selbst für
diejenigen, die durch einen Zufall des Schicksals in einem
gefährlichen, verarmten Land geboren wurden, ist die Welt
jenseits der Grenze nicht unbekannt, mit dessen Werbung für
Konsum, dem Protzen mit Reichtum, Einfluss, militärischer Macht.
Ja sie können täglich mit denen kommunizieren, welche aus dem
eigenen Bekanntenkreis in diesem Umfeld leben.
Es gab eine Zeit, bevor die USA, angesichts des drohenden
Verlustes des Hegemonieanspruchs, ihren Sanktions-Amoklauf
begannen, da wurde kolportiert, dass Grenzen keine Rolle mehr
spielen würden, weil transnationale Lieferketten innerhalb von
Konzernen entstanden, der Globalismus Geld in Sekunden rund um
die Welt schickte. Aber allerspätestens seit der durch den
US-Präsidenten Donald Trump begonnenen Wirtschaftskriege mit
Hilfe von Sanktionen und Zolltarifen stellen sich viele Menschen
die Frage, ob diese Annahme wirklich die Realität ist. Aber dazu
später mehr.
...https://apolut.net/migration-so-alt-wie-die-menschheit-von-jochen-mitschka/
Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
Weitere Episoden
13 Minuten
vor 5 Tagen
44 Minuten
vor 1 Woche
14 Minuten
vor 1 Woche
38 Minuten
vor 1 Woche
20 Minuten
vor 1 Woche
In Podcasts werben
Kommentare (0)