Braucht Deutschland die Atombombe, Claudia Major?
1 Stunde 28 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Monat
Im neuen Podcast Nur eine Frage stellt ZEIT-Chefredakteur Jochen
Wegner einfache, aber grundlegende Fragen, auf die eine klare
Antwort schwer zu finden ist. Er befragt die bestmögliche
Expertin, den bestmöglichen Experten, den wir für das jeweilige
Thema finden können – und versucht, eine klare Antwort zu
bekommen.
In dieser Folge fragt er die Sicherheitsexpertin Claudia Major,
ob Deutschland eigene Atomwaffen anschaffen sollte. Major ist
eine der profiliertesten deutschen Sicherheitsexpertinnen. Sie
ist Vizepräsidentin für transatlantische Sicherheitsinitiativen
beim German Marshall Fund und berät die Bundesregierung in
Sicherheitsfragen. Ihr Spezialgebiet sind die Auswirkungen des
russischen Angriffskriegs auf die transatlantischen Beziehungen,
die nukleare Ordnung und wie man die EU und die Ukraine
langfristig sichern kann.
Major erklärt, warum sie eine deutsche Atombombe nicht nur für
unnötig, sondern sogar für einen schweren Fehler hält: Ein
atomarer Alleingang Deutschlands würde die Welt unsicherer
machen, weil es andere Länder ermutigte, ebenfalls nuklear
aufzurüsten.
Major plädiert dafür, dass Deutschland und andere europäische
Staaten erst einmal konventionell stark aufrüsten müssen. Der
Aufbau eines eigenen europäischen Nukleararsenals wäre dann ein
weiterer möglicher Schritt, den man gehen könne.
"Atomwaffen sind eigentlich keine Kriegsführungs-, sondern
zutiefst politische Waffen", sagt Major und meint damit die
abschreckende Wirkung, die ihr möglicher Einsatz entfaltet. Es
gelte, potenziellen Angreifern zu vermitteln, dass die Kosten
eines Angriffs viel höher wären als der Nutzen. Auf dieser
Annahme beruhe die riskante Ordnung in einer Welt mit Atomwaffen.
Doch diese Ordnung wackelt: Laut Major funktioniert die atomare
Abschreckung durch US-amerikanische Atombomben gegenüber Russland
zwar noch. Aber die Verlässlichkeit der USA unter Präsident
Donald Trump stehe infrage, und Europa müsse mittelfristig eine
eigene Abwehrstrategie entwickeln.Für eine atomare Neuausrichtung
in Europa sieht Major drei Szenarien: eine gemeinsame europäische
Bombe, nationale Alleingänge einzelner Staaten oder ein Modell,
das auf Frankreichs und Großbritanniens vorhandenen Atomarsenalen
aufbaut.
Die Sicherheitsexpertin hält nur Letzteres für realistisch, wenn
auch nicht für perfekt. Denn weder Frankreich noch Großbritannien
verstehen ihre Atomwaffen als Schutzschild für ganz Europa. Es
müsse eine neue europäische Nuklearstrategie entwickelt werden.
Eines bleibe in jedem Fall klar: "Jegliche Veränderung der
nuklearen Ordnung, egal wie wir daran herumdoktern, bedeutet für
alle Betroffenen, für die Europäer, aber auch für die anderen,
für Russland, für China: Instabilität." Auch dürften die Europäer
die Amerikaner bei einer Neuausrichtung ihrer
Sicherheitsstrategie nicht vor den Kopf stoßen, sagt Major.
Für sie ist die Frage nach der Atombombe ohnehin nicht die
entscheidende. Viel grundlegender fragt sie: Wie können
Deutschland und Europa sich wirksam schützen? Im Podcast spricht
sie über glaubwürdige Abschreckung durch weitreichende Waffen,
Flug- und Raketenabwehr, ausreichende Truppenstärke und
Verteidigung gegen hybride Kriegsführung wie Cyberattacken,
Propaganda und Sabotage. Majors Antwort auf unsere eine Frage in
dieser Folge: "Deutschland braucht nukleare Abschreckung, aber
keine eigenen Atombomben."
Produktion: Pool Artists
Redaktion: Jens Lubbadeh
Videoproduktion: Claudius Dobs
Animation: Axel Rudolph
Alle Folgen unseres Podcasts finden Sie hier:
https://t1p.de/ncx2p
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