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03.12.2025
1 Stunde 28 Minuten
Im ZEIT-Podcast "Nur eine Frage" stellt ZEIT-Chefredakteur Jochen
Wegner einfache, aber grundlegende Fragen, die viele von uns
umtreiben, auf die eine klare Antwort jedoch oft schwer zu finden
ist. Wir befragen die bestmögliche Expertin, den bestmöglichen
Experten, den wir für das jeweilige Thema finden können.
In dieser Ausgabe möchten wir vom Politikwissenschaftler
Jan-Werner Müller wissen: Ist Demokratie die beste Staatsform?
Jan-Werner Müller ist Professor für Politische Theorie an der
Princeton University und international bekannt für seine Arbeiten
zu Demokratie, Populismus und politischer Ideengeschichte
Europas. Bekannt wurde er mit seinem Buch Was ist Populismus?
sowie weiteren Werken zu Demokratieverständnis und
Demokratiepraxis. Gerade in diesen Zeiten, sagt Müller, zeige
sich, was nur die Demokratie könne: den Bürgerinnen und Bürgern
das Recht einzuräumen, die Mächtigen zur Rechenschaft zu
zwingen.
Im Gespräch erklärt der Princeton-Professor, warum Demokratie
immer Konflikt organisiert und nicht Konsens, weshalb Parteien
unverzichtbar bleiben, wieso Föderalismus in Krisen ein
Schutzwall sein kann – und wie Demokratien in kleinen Schritten
ausgehöhlt werden können. Außerdem: Was soziale Medien wirklich
verändern, ob "illiberale Demokratie" ein irreführender Begriff
ist und warum es trotz aller Frustrationen keinen empirischen
Beleg für eine breite demokratieablehnende Stimmung in der
Bevölkerung gibt.
Müller argumentiert, Demokratie sei "institutionalisierte
Ungewissheit": Man wisse nie, wer gewinnt – aber worauf man sich
immer verlassen könne, seien faire Verfahren und Grundrechte. In
Autokratien sei es umgekehrt. Müller warnt davor, Effektivität
mit Autoritarismus zu verwechseln, und hält die Sehnsucht nach
dem "wohlwollenden starken Entscheider" für gefährlich: Was, wenn
der eines Tages nicht mehr wohlwollend ist? Demokratische
Sicherungen – von unabhängiger Rechtspflege bis zur
Dezentralisierung – sind dann lebenswichtig.
Produktion: Pool Artists Redaktion: Jens Lubbadeh
Videoproduktion: Claudius Dobs Animation: Axel Rudolph Foto: Tre
Cassetta
Alle Folgen unseres Podcasts finden Sie hier. Fragen, Kritik,
Anregungen? Schreiben Sie eine Mail an n1f@zeit.de.
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26.11.2025
58 Minuten
Im ZEIT-Podcast Nur eine Frage stellt ZEIT-Chefredakteur Jochen
Wegner einfache, aber grundlegende Fragen, die viele von uns
umtreiben, auf die eine klare Antwort jedoch oft schwer zu finden
ist. Wir befragen die bestmögliche Expertin, den bestmöglichen
Experten, den wir für das jeweilige Thema finden können. In
dieser Ausgabe wollen wir wissen: Werden wir jemals Aliens
finden?
Der Astrobiologe Dirk Schulze-Makuch sucht seit Jahrzehnten nach
Leben im All – und glaubt, dass wir eines Tages außerirdisches
Leben finden werden. Wie wahrscheinlich ist es denn, dass es
außerirdisches Leben gibt? Schulze-Makuch tendiert zu "99
Prozent" – das letzte Prozent bleibt, bis wir Beweise haben.
Entscheidend seien die universellen Bausteine des Lebens: ein
Informationsträger (bei irdischem Leben sind das DNA und RNA),
Energiespeicher (ATP) und eine Zellmembran. Habe das Leben den
ersten Schritt einmal getan, werde es auch wahrscheinlicher, dass
sich komplexes Leben entwickle.
Womöglich haben wir außerirdisches Leben schon vor Jahrzehnten
gefunden – und es unbewusst zerstört, vermutet Schulze-Makuch. In
den Siebzigerjahren könnten die Experimente der Viking-Sonden auf
dem Mars zu unachtsam abgelaufen sein. Aus Feldforschung in der
Atacama-Wüste weiß Schulze-Makuch: Extrem angepasste Mikroben,
die in sehr trockener Umgebung leben, können durch zu viel Wasser
sterben. Genau das könnte damals möglichen Marsmikroben passiert
sein, über die Viking einfach Wasser geschüttet hat. Damals hieß
es: Es gibt kein Leben auf dem Mars. Spätere Missionen wie
Phoenix, Curiosity und Perseverance fanden organische Moleküle –
ein Befund, der die damalige Deutung infrage stellt.
Wo sonst außer auf dem Mars sollten wir noch nach Leben suchen?
Schulze-Makuch sieht Chancen, auf dem Jupitermond Europa und dem
Saturnmond Enceladus mit ihren Ozeanen fündig zu werden. Auch der
Saturnmond Titan mit seinen Flüssen und Seen aus
Kohlenwasserstoffen wäre ein guter Kandidat. Der Fund eines
zweiten, unabhängigen Lebensursprungs im eigenen Sonnensystem
wäre ein Gamechanger: Daraus könnte man ableiten, dass Leben im
Universum häufig sein muss, ist Schulze-Makuch überzeugt.
Aber warum hören wir nichts von Außerirdischen, obwohl die
Menschheit seit Jahrzehnten den Himmel abhört? Vielleicht funken
die Außerirdischen nicht auf unseren Frequenzen, vermutet der
Astrobiologe, sondern nutzen viel fortgeschrittenere Mittel der
Kommunikation, jenseits der Lichtgeschwindigkeit – etwa über
Quantenverschränkung. Auch diese Form der Kommunikation könnte
eines Tages technisch möglich sein, glaubt Schulze-Makuch. Dann
könnte die Menschheit auch möglichen Außerirdischen in den
entferntesten Regionen des Alls kommunizieren, ohne lange auf
Antwort warten zu müssen.
Produktion: Pool Artists Redaktion: Jens Lubbadeh
Videoproduktion: Claudius Dobs Animation: Axel Rudolph Foto: Hahn
und Hartung
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12.11.2025
1 Stunde 52 Minuten
Die Soziologin Jutta Allmendinger spricht bei “Nur eine Frage”
über die vielen Formen von Armut und erklärt, warum Erben
unproduktiv macht. Jutta Allmendinger ist Deutschlands
bekannteste Soziologin und leitete viele Jahre lang das
Wissenschaftszentrum Berlin.
Seit Jahrzehnten erforscht sie das Thema soziale Ungleichheit.
Sie ist die ehemalige Präsidentin des Wissenschaftszentrums
Berlin, war Direktorin am Institut für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung und hat viele deutsche Regierungen beraten. Heute
ist sie Mitglied des Ethikrats und des Wissenschaftsrats.
Im ZEIT-Podcast Nur eine Frage stellt ZEIT-Chefredakteur Jochen
Wegner einfache, aber grundlegende Fragen, die viele von uns
umtreiben, auf die eine klare Antwort aber oft schwer zu finden
ist. Wir befragen die bestmögliche Expertin, den bestmöglichen
Experten, den wir für das jeweilige Thema finden können – in
dieser Ausgabe haben wir Jutta Allmendinger gefragt: Ist Armut
erblich?
Armut werde meist relativ gemessen und meist werde dabei nur auf
das Einkommen geschaut, so Allmendinger: Wer weniger als 60
Prozent des mittleren Einkommens besitzt, gilt als
armutsgefährdet. Bei den Einkommen gebe es in Deutschland große
Ungleichheit, noch viel ausgeprägter aber sei sie beim Vermögen.
Diese Ungleichheit hemme wirtschaftliche Dynamik, da Erben oft
wenig investieren und ärmere Gruppen wenig Chancen zum Aufstieg
sehen.
Früher hätten Katastrophen und Kriege Ungleichheit reduziert,
heute aber fehle es an politischen Maßnahmen wie einer höheren
Erbschaftssteuer. Die politischen Folgen wachsender Ungleichheit
bereiten Allmendinger Sorge, da diese populistische und extreme
politische Kräfte stärkt. Sie fordert eine bessere
Integrationspolitik und einen positiven Umgang mit Migration,
denn ihr verdanke Deutschland seinen Wohlstand.
Aber es geht nicht nur ums Geld. Jutta Allmendinger prägte
erstmals den Begriff der Bildungsarmut und betont in dem
Gespräch, wie wichtig eine frühkindliche Bildung ist, um Armut
vorzubeugen. Hier sieht Allmendinger großen Handlungsbedarf. Das
deutsche Bildungssystem berücksichtige die unterschiedlichen
sozialen Hintergründe der Kinder unzureichend.
Frühkindliche Bildung müsse dringend gestärkt werden, Corona habe
die Ungleichheit zusätzlich verschärft. Jedes zweite Kind in
Deutschland erfülle nicht das Mindestmaß der Kompetenzen beim
Lesen und Rechnen. Doch Armut hat noch mehr Facetten: Wohnen,
Gesundheit, Beziehungen, Lebenserwartung kann von Armut geprägt
sein. Besondere Sorge bereitet Allmendinger die Wohnungsarmut,
die insbesondere junge Menschen trifft, da Wohnraum knapp und
teuer ist. Junge Generationen hätten kaum noch Möglichkeiten,
Eigentum zu erwerben.
Als weitere konkrete Maßnahmen gegen die Ungleichheit schlägt sie
ein Grundstockkapital für junge Erwachsene abhängig vom
Elternhaus, einen höheren Mindestlohn sowie die Reduzierung von
Minijobs vor. Ein Grundeinkommen lehnt sie nicht ab, hält Bildung
und Erwerbsarbeit aber für wichtiger. Der beste Weg zur
Bekämpfung von Armut sei jedoch eine langfristige Investition in
frühkindliche Bildung.
Produktion: Pool Artists
Redaktion: Jens Lubbadeh
Videoproduktion: Claudius Dobs
Animation: Axel Rudolph
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29.10.2025
1 Stunde 28 Minuten
Im neuen Podcast Nur eine Frage stellt ZEIT-Chefredakteur Jochen
Wegner einfache, aber grundlegende Fragen, auf die eine klare
Antwort schwer zu finden ist. Er befragt die bestmögliche
Expertin, den bestmöglichen Experten, den wir für das jeweilige
Thema finden können – und versucht, eine klare Antwort zu
bekommen.
In dieser Folge fragt er die Sicherheitsexpertin Claudia Major,
ob Deutschland eigene Atomwaffen anschaffen sollte. Major ist
eine der profiliertesten deutschen Sicherheitsexpertinnen. Sie
ist Vizepräsidentin für transatlantische Sicherheitsinitiativen
beim German Marshall Fund und berät die Bundesregierung in
Sicherheitsfragen. Ihr Spezialgebiet sind die Auswirkungen des
russischen Angriffskriegs auf die transatlantischen Beziehungen,
die nukleare Ordnung und wie man die EU und die Ukraine
langfristig sichern kann.
Major erklärt, warum sie eine deutsche Atombombe nicht nur für
unnötig, sondern sogar für einen schweren Fehler hält: Ein
atomarer Alleingang Deutschlands würde die Welt unsicherer
machen, weil es andere Länder ermutigte, ebenfalls nuklear
aufzurüsten.
Major plädiert dafür, dass Deutschland und andere europäische
Staaten erst einmal konventionell stark aufrüsten müssen. Der
Aufbau eines eigenen europäischen Nukleararsenals wäre dann ein
weiterer möglicher Schritt, den man gehen könne.
"Atomwaffen sind eigentlich keine Kriegsführungs-, sondern
zutiefst politische Waffen", sagt Major und meint damit die
abschreckende Wirkung, die ihr möglicher Einsatz entfaltet. Es
gelte, potenziellen Angreifern zu vermitteln, dass die Kosten
eines Angriffs viel höher wären als der Nutzen. Auf dieser
Annahme beruhe die riskante Ordnung in einer Welt mit Atomwaffen.
Doch diese Ordnung wackelt: Laut Major funktioniert die atomare
Abschreckung durch US-amerikanische Atombomben gegenüber Russland
zwar noch. Aber die Verlässlichkeit der USA unter Präsident
Donald Trump stehe infrage, und Europa müsse mittelfristig eine
eigene Abwehrstrategie entwickeln.Für eine atomare Neuausrichtung
in Europa sieht Major drei Szenarien: eine gemeinsame europäische
Bombe, nationale Alleingänge einzelner Staaten oder ein Modell,
das auf Frankreichs und Großbritanniens vorhandenen Atomarsenalen
aufbaut.
Die Sicherheitsexpertin hält nur Letzteres für realistisch, wenn
auch nicht für perfekt. Denn weder Frankreich noch Großbritannien
verstehen ihre Atomwaffen als Schutzschild für ganz Europa. Es
müsse eine neue europäische Nuklearstrategie entwickelt werden.
Eines bleibe in jedem Fall klar: "Jegliche Veränderung der
nuklearen Ordnung, egal wie wir daran herumdoktern, bedeutet für
alle Betroffenen, für die Europäer, aber auch für die anderen,
für Russland, für China: Instabilität." Auch dürften die Europäer
die Amerikaner bei einer Neuausrichtung ihrer
Sicherheitsstrategie nicht vor den Kopf stoßen, sagt Major.
Für sie ist die Frage nach der Atombombe ohnehin nicht die
entscheidende. Viel grundlegender fragt sie: Wie können
Deutschland und Europa sich wirksam schützen? Im Podcast spricht
sie über glaubwürdige Abschreckung durch weitreichende Waffen,
Flug- und Raketenabwehr, ausreichende Truppenstärke und
Verteidigung gegen hybride Kriegsführung wie Cyberattacken,
Propaganda und Sabotage. Majors Antwort auf unsere eine Frage in
dieser Folge: "Deutschland braucht nukleare Abschreckung, aber
keine eigenen Atombomben."
Produktion: Pool Artists
Redaktion: Jens Lubbadeh
Videoproduktion: Claudius Dobs
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22.10.2025
1 Stunde 32 Minuten
Nir Barzilai erforscht, wie Menschen möglichst lang gesund leben
können. Ewiges Leben ist für ihn nicht erstrebenswert. Aber 115
Jahre alt sollen wir bald alle werden können.
Im neuen Podcast "Nur eine Frage" stellt ZEIT-Chefredakteur
Jochen Wegner einfache, aber grundlegende Fragen, die viele von
uns umtreiben, auf die eine klare Antwort aber schwer zu finden
ist. Er befragt die bestmögliche Expertin, den bestmöglichen
Experten, den wir für das jeweilige Thema finden können – so
lange, bis er die Antwort verstanden hat.
In dieser Folge geht es um ein sehr langes, eines Tages
vielleicht sogar ewiges Leben. Wird dies für Menschen jemals
möglich sein? Der Alternsforscher Nir Barzilai will nicht
kategorisch ausschließen, dass ewiges Leben eines Tages technisch
möglich werden könnte. Aber aktuell, sagt er, liege
Unsterblichkeit außerhalb der wissenschaftlichen Reichweite.
Anders verhält es sich mit der Verlängerung der bisherigen
Lebensspanne. Barzilai möchte, dass Menschen länger leben. Vor
allem geht es ihm darum, dass sie länger gesünder leben – ohne
die typischen Altersleiden.
Produktion: Pool Artists
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Über diesen Podcast
„Können Maschinen denken?“, „Ist Demokratie die beste
Staatsform?“, „Ist Armut erblich?“. Oder: „Existiere ich
wirklich?“ Das sind einfache, aber grundlegende Fragen, die viele
von uns umtreiben, und auf die eine klare Antwort oft schwer zu
finden ist. In dem Podcast „Nur eine Frage“ stellen wir diese
vermeintlich simplen „Kinderfragen“ – der bestmöglichen Expertin,
dem bestmöglichen Experten, den wir für das jeweilige Thema
finden konnten. Wir haken so lange nach, bis wir eine definitive
Antwort bekommen, am besten in Form eines klaren „Ja“ oder
„Nein“.
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