Zu wenig Therapieplätze? Kaputte Bedarfsplanung! | Johanna Thünker

Zu wenig Therapieplätze? Kaputte Bedarfsplanung! | Johanna Thünker

52 Minuten
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Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel

Beschreibung

vor 1 Monat

Wieso haben wir eigentlich so wenig Therapieplätze? Gibt es zu
wenig Psychotherapeut:innen? Und wie funktioniert deren
Ausbildung? Welche Arten von Psychotherapie gibt es überhaupt?


Um diese Fragen endlich mal zu klären, hat Dr. Laura Dalhaus für
die nächste Folge von „5 Minus – Das Gesundheitssystem verfehlt
das Klassenziel“ Dr. Johanna Thünker eingeladen.


Die beiden haben sich in einem Ausschuss für Qualitätssicherung
kennengelernt. Johanna ist niedergelassene Psychotherapeutin und
außerdem stark in der Berufspolitik aktiv.


Doch kommen wir zu der Frage, die uns alle schon so lange unter
den Nägeln brennt: Warum gibt es zu wenig Therapieplätze?


Johanna erklärt, dass der Grund dafür nicht ist, dass es zu wenig
Psychotherapeut:innen gibt, sondern die Bedarfplanungsrichtlinie.
Diese legt fest, wie viele niedergelassene Psychotherapeut:innen
es pro Planungsbezirk geben darf. Doch diese Bedarfsplanung
beruht auf Zahlen von 1999, als die Psychotherapie überhaupt im
kassenärztlichen Versorgungssystem angekommen ist. Dazu gibt es
den Polizentrischen Verflechtungsraum, das bedeutet, dass
Regionen andere mitversorgen sollen. Versuche, diese Berechnungen
zu korrigieren, scheitern daran, dass dieses System historisch
gewachsen ist – man müsste es komplett neu auflegen.


Laura ist sich sicher: Würden Menschen frühzeitiger eine
Behandlung bekommen, dann wären sie auch „schneller durch“ und es
gäbe weniger Chronifizierungen. So sind auch die Langfristkosten
viel höher, Bildungschancen und soziale Teilhabe sind in Gefahrt.
Sowohl menschlich als auch volkswirtschaftlich ist das ein
Riesenskandal.


Früher gab es übrigens gar keine Regelung für die
psychotherapeutische Ausbildung. Mittlerweile ist diese
sortierter, die Vergütung ist allerdings weiterhin unterirdisch.
Und: Wenn Menschen nach dem Approbationsstudium keinen Platz
finden, gehen sie in der Versorgung verloren.


Auch Therapeut:innen müssen übrigens viel Bürokratie machen. Vor
allem Gutachten fressen viel Zeit. Zudem muss vor jeder
längerfristigen Behandlung ein umfangreicher Bericht geschrieben
werden, sowie eine komplexe Bedarfsplanung. Es wirkt so, als wäre
ein kollektives Misstrauen vorhanden.


Johanna moniert, dass viel Geld in Modellprojekte versenkt wird,
gleichzeitig stehen bei ihr 218 Menschen auf der Warteliste –
selbst wenn sie wollte, könnte sie diese nicht alle behandeln.


Sie erklärt außerdem die verschiedenen Arten der Unterstützung:


Psychiater:innen übernehmen viel den medikamentösen Teil.


Psychotherapeut:in kann man als Psychiater:in oder Psycholog:in
werden, im Kinder- und Jugendbereich auch als Pädagog:in.


Verhaltenstherapie basiert auf Lernprozessen und Lerntheorien und
dort lernt man, andere Denkstrategien im Alltag anzuwenden.


Tiefenpsychologie und Psychoanalyse basieren darauf, dass die
Probleme etwas mit der Vergangenheit und vergangenen Konflikten
zu tun haben.


Systemische Psychotherapie kennen viele als Familientherapie.


Zu Beginn einer Therapie gibt es eine psychotherapeutische
Sprechstunde – daraus erhält man als Patient:in eine
Ersteinschätzung und eine konkrete Empfehlung, wie es weitergehen
soll.


Zum Berufsverband: https://www.bdp-verband.de/








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