Beschreibung

vor 3 Monaten

Die Borderline-Störung gehört zu den bekanntesten, aber auch zu
den am meisten missverstandenen psychischen Erkrankungen. Sie ist
Thema in Fachkreisen, in den Medien und auf Social Media – und
dennoch wissen nur wenige, was der Begriff Borderline tatsächlich
bedeutet und woher er stammt. In dieser ersten Folge klärt Dr.
Murafi von der Klinik Walstedde genau diese Frage und legt damit
den Grundstein für eine ganze Reihe rund um die
Borderline-Störung.


Viele Menschen gehen davon aus, dass der Name „Borderline“ auf
das Verhalten der Betroffenen zurückzuführen sei – etwa auf das
Überschreiten von Grenzen, intensive Gefühlsausbrüche, riskantes
Verhalten oder instabile Beziehungen. Doch das ist ein Irrglaube.
Der Begriff hat nichts mit dem individuellen Verhalten der
Patientinnen und Patienten zu tun, sondern seinen Ursprung in der
historischen Entwicklung der Psychiatrie.


Dr. Murafi erklärt, wie die Psychiatrie ursprünglich zwischen
zwei großen Gruppen von Erkrankungen unterschied: auf der einen
Seite biologisch bedingte, hirnorganische Störungen (wie
Schizophrenien oder bipolare Störungen), auf der anderen Seite
die sogenannten Neurosen, also Erkrankungen, die stärker durch
Lebenserfahrungen, Konflikte oder traumatische Prägungen
verursacht sind. Die Borderline-Störung fand ihren Platz genau an
der Schnittstelle zwischen diesen beiden Bereichen – an der
„Grenze“ zwischen biologisch-psychiatrischen Erkrankungen und
lebensgeschichtlich bedingten Störungen. Daher rührt der Name
„Borderline“.


Die Erkrankung ist geprägt von einem schweren Verlauf, der in
seiner Intensität mit psychotischen Erkrankungen vergleichbar
sein kann. Gleichzeitig ist sie aber eng mit frühen
Lebenserfahrungen und Entwicklungsbedingungen verknüpft. Diese
besondere Position macht die Borderline-Störung so komplex und
erklärt, warum Betroffene oft mit Vorurteilen oder
Missverständnissen konfrontiert sind.


Im weiteren Verlauf dieser Folge geht Dr. Murafi auch auf die
aktuellen Diagnosekriterien ein. Während die Borderline-Störung
im ICD-10 noch als „emotional instabile Persönlichkeitsstörung“
bzw. „Borderline-Typ“ klassifiziert ist, wird sie im ICD-11 nicht
mehr in dieser Form benannt. Diese Veränderungen spiegeln den
Fortschritt in der Psychiatrie wider – und zeigen, dass auch die
Sprache über psychische Erkrankungen einem Wandel unterliegt.


Für Betroffene, Angehörige und Interessierte bietet diese erste
Episode einen verständlichen Einstieg in ein komplexes Thema. Sie
schafft Klarheit über die Herkunft des Begriffs und räumt mit
gängigen Mythen auf. Damit legt sie den Grundstein für die
kommenden Folgen, in denen Symptome, Ursachen,
Behandlungsmöglichkeiten und therapeutische Konzepte der
Borderline-Störung detailliert betrachtet werden.


Eine spannende Auftaktfolge für alle, die sich informieren
möchten, sei es aus persönlichem Interesse, weil sie selbst
betroffen sind oder weil sie Menschen im Umfeld besser verstehen
wollen.

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