Der faule Frieden von Gaza | Von Hermann Ploppa
18 Minuten
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vor 1 Monat
Wer glaubt, dass es bei dem Friedensschluss in Ägypten um
einen gerechten Interessenausgleich aller Beteiligten geht, der
wird vermutlich bitter enttäuscht. Es geht nämlich nur um die
Verteilung der Beute.
Ein Beitrag von Hermann Ploppa.
Die ganze Welt schaut gespannt und gebannt nach Sharm El Sheikh
und nach Kairo. Dort treffen sich Politiker, Diplomaten und
Geschäftsleute, um ein Ende des blutigen Massakers im
Gaza-Streifen auszuhandeln. Trump will schnelle Resultate sehen.
Er schickt seinen Schwiegersohn Jared Kushner sowie den
Sondergesandten Steve Wittkoff ins Rennen. Die beiden sollten den
Kontrahenten aus Israel und der Hamas Beine machen, endlich zu
einem vernünftigen Kompromiss zu gelangen. Denn das ehrenwerte
Ziel besteht ja darin, das furchtbare Leiden der unschuldigen
Zivilisten möglichst rasch zu beenden.
In der ersten Vertragsvereinbarung wurde nun ein Austausch
israelischer und palästinensischer Gefangener sowie ein
Waffenstillstand vereinbart.
Ist also jetzt alles bestens?
Schauen wir uns doch einmal die „Friedensstifter“ etwas genauer
an. Ist das Haus des Friedens nicht möglicherweise auf Sand
gebaut?
Tatsache ist und bleibt: die angeblichen Schiedsrichter Wittkoff
und Kushner sind unverkennbar Teil der israelischen Partei. Und
die arabischen Nachbarstaaten im Hintergrund sind auf das Engste
mit Netanjahu und seinen Freunden verbandelt. Der einzige Spieler
in der Region, der überhaupt die Partei der Palästinenser
ergreifen könnte, Iran nämlich, ist von den Verhandlungen
ausgeschlossen. Am Verhandlungstisch sitzt für die
palästinensische Seite lediglich die Hamas, neuerdings flankiert
von Vertretern der Bewegung des Islamischen Dschihad sowie der
Volksfront zur Befreiung Palästinas (kurz: PFLP). Eine
buntscheckige Delegation von Besiegten, die nichts mehr in der
Hand hat als ihre 48 israelischen Geiseln. Die palästinensischen
Delegierten stehen in den Verhandlungen einer Phalanx von Feinden
gegenüber, die nichts weniger als die restlose Entwaffnung und
Selbstauflösung der Hamas und ihrer Verbündeten fordern. Sollte
die Hamas diesen Forderungen nicht zustimmen, dann geht das
Morden munter weiter. Und, zumindest für die mediale
Öffentlichkeit, ist dann die Hamas schuld an diesem Desaster.
Friss’ Vogel oder stirb.
Der psychologische Druck, jetzt Trumps Diktat zu unterschreiben,
ist für die Hamas übermächtig.
Staaten sind nicht mehr die Akteure
Die Beobachter der Verhandlungen gehen von vollkommen falschen
Voraussetzungen aus. Nämlich, dass bei den Verhandlungen in
Ägypten tatsächlich Politiker, Diplomaten und Hilfsorganisationen
tonangebend sind. Und dass hinter dem Spektakel starke Staaten
stehen, die einen Interessenausgleich anstreben.
Dem ist aber nicht so. Der Mittlere oder Nahe Osten ist längst
geeint – und zwar auf der ökonomisch-finanziellen Ebene. Die
Akteure in diesem Theater: US-amerikanische, britische,
israelische und arabische Geschäftsleute, die auf das Engste
miteinander verzahnt sind. Und weil dieses Völkchen sich so
herrlich einig ist, dass Nationalstaaten die
Investitionstätigkeit massiv behindern, geht man munter dazu
über, einen Staat nach dem anderen zu zerlegen. Nachdem man den
modernen Nationalstaat Syrien zerlegt hat, ist jetzt der Libanon
an der Reihe. Man muss nun nicht mehr Rücksicht nehmen auf das
Gemeinwohl der gewöhnlichen Leute in diesen Territorien, die mal
Bürger stolzer moderner Nationen gewesen sind. Das hat man zuvor
schon mit Jugoslawien, dem Kongo und Libyen so gehalten.
...https://apolut.net/der-faule-frieden-von-gaza-von-hermann-ploppa/
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