Elektro-Lkw im Mittelstand: Vom Brummi zum Summi?

Elektro-Lkw im Mittelstand: Vom Brummi zum Summi?

Wie der Umstieg auf elektrische Trucks gelingt und was es dafür braucht
32 Minuten
Podcast
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Die Elektromobilität wächst – und wir schauen hinter die Kulissen, beleuchten Trends und Kontroversen.

Beschreibung

vor 1 Monat

Strom als Antrieb im Straßengüterverkehr ist kein
Selbstläufer. Doch immer mehr mittelständische Speditionen
erkennen das Potenzial von Elektro-Trucks – und legen los. Dr.
Carl Phillip Tüllmann-de Lima von GP Joule Connect erklärt in
unserem Podcast, wie die Umstellung gelingt – vom ersten E-Truck
bis zum großen Lkw-Ladepark.


Was zunächst simpel klingt – Diesel raus, Strom rein – ist für
viele Speditionen ein komplexer Kraftakt. Denn bevor der erste
elektrische Lkw bestellt wird, müssen grundlegende Fragen geklärt
werden: Wo soll geladen werden? Wie viel Leistung steht zur
Verfügung? Und wie integriert man die neue Technik in bestehende
Abläufe? Genau dabei hilft GP Joule Connect: „Wir kümmern uns
wirklich von A bis Z um Errichtung und Betrieb von
Ladeinfrastruktur“, sagt Tüllmann-de Lima.


Die Kunden, mit denen GP Joule Connect arbeitet, sind vor allem
mittelständische Familienbetriebe. „Da sitzt man mit dem Senior,
dem Junior oder dem Schwiegersohn am Tisch – und dort wird
entschieden“, beschreibt Tüllmann-de Lima gegenüber
electrive-Chefredakteur Peter Schwierz die Zusammenarbeit.


Doch was treibt die Unternehmen dabei an? Laut Tüllmann-de Lima
ist es ein Mix aus Druck von Kunden, Wirtschaftlichkeit und
Technologiereife. Viele Auftraggeber verlangen heute CO₂-arme
Transporte. „Die Kunden dieser Familienbetriebe sagen: Wir
möchten, dass ihr eure Flotte dekarbonisiert.“ Zudem rechnen sich
elektrische Lkw zunehmend – nicht zuletzt wegen Mautbefreiung und
sinkender Strompreise. „Die Technik ist da, die Trucks kommen in
Serie, die Ladeinfrastruktur steht bereit. Jetzt geht’s wirklich
ohne Förderung.“

Wie aber läuft die Elektrifizierung ab? Tüllmann-de Lima geht in
unserem Podcast das fiktive, aber typische Beispiel eines
Spediteurs mit 20 Sattelzugmaschinen durch. Der erste Schritt:
ein ausführliches Gespräch. „Wir fragen: Wo möchtest Du Deine Lkw
einsetzen? Wie viele Kilometer fahrt Ihr am Tag? Wie lange können
die Fahrzeuge stehen?“ So entsteht ein klares Bild für
Ladeleistung, Netzanschluss und Betriebsabläufe. Wichtig sei,
auch technische Ansprechpartner vor Ort einzubeziehen.
Lange Wartezeiten für Genehmigungen und Trafos

Nach den ersten E-Trucks bauen die Speditionen meist rasch aus.
Und dann ist auch mehr Strom gefragt: „Wenn drei oder vier Trucks
mehrmals am Tag laden müssen, braucht man ein Standortkonzept“,
so Tüllmann-de Lima. Dabei gehe es vor allem um Netzanschlüsse
und Trafostationen, deren Lieferzeiten teils bis zu einem Jahr
betragen. „Je früher man sich hinsetzt, desto besser“, rät er.
Deshalb empfiehlt GP Joule Connect den Speditionen,
Ladeinfrastruktur in Etappen zu planen – mit langfristigen
Ausbaupfaden und frühzeitigen Genehmigungen.


Neben den technischen Hürden gibt es aber auch viele Chancen. So
öffnen einige Speditionen ihre Ladeparks für Nachbarbetriebe –
ein Modell, das GP Joule Connect „Depot-Laden Plus“ nennt. „Die
kennen sich alle vor Ort, und je früher man ein Angebot schafft,
desto mehr kann man sich die angrenzenden Spediteure sichern“,
erklärt Tüllmann-de Lima. So entstünden neue Kooperationen, etwa
in Form von Genossenschaften wie beim Logistiker TST oder
regionalen Ladegemeinschaften. „Aus Mitbewerbern werden Partner.“


Am Ende des Gesprächs blickt der Experte optimistisch in die
Zukunft. Der Markt ziehe an, die Auftragsbücher füllten sich.
„Ich finde es super – ein richtig guter Drive gerade. Alle haben
Bock“, sagt er. Und dann fällt der Satz, der wie eine stille
Verpflichtung klingt: „Wir haben die Verantwortung, diese Branche
auf den Weg zu bringen und zu begleiten.“

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