Der angebliche Papiertiger ist keiner | Von Sabiene Jahn

Der angebliche Papiertiger ist keiner | Von Sabiene Jahn

15 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten

Donald Trump nennt Russland einen „Papiertiger“ – doch
die eigenen Geheimdienste zeichnen ein anderes Bild. Professor
Dmitry Brovkin von der Harvard University hat die Zahlen
überprüft und zeigt: Moskau ist in Drohnen, Raketen und
Artillerie längst vor NATO und USA. Trotzdem klatschen
europäische Spitzenpolitiker wie Ursula von der Leyen oder Kaja
Kallas Trumps Worten Beifall. Wer so handelt, ignoriert die
Realität und riskiert, Millionen Menschen in einen Krieg zu
treiben, der nicht mehr begrenzbar wäre.


Ein Standpunkt von Sabiene Jahn.


Es war ein kurzer Satz, der eine heftige Debatte auslöste.
Präsident Donald Trump erklärte vor wenigen Tagen, Russland sei
im Grunde nichts anderes als ein „Papiertiger“. Gemeint war
damit, dass die russischen Streitkräfte aufgebläht und ineffektiv
seien, ein Apparat ohne reale Schlagkraft, mehr Schein als Sein.
Trump verband diese Einschätzung mit der Ermutigung an den
ukrainischen Präsidenten, doch alle von Russland kontrollierten
Gebiete zurückzuerobern. Kaum eine Äußerung der letzten Wochen
wirkte derart wie ein Streichholz an einem Benzinfass. Denn die
Aussage steht in einem direkten Widerspruch zu den Einschätzungen
der amerikanischen Geheimdienste, wie sie im Annual Threat
Assessment 2025 (ATA) niedergelegt wurden. Dort wird Russland
keineswegs als schwaches Gebilde beschrieben, sondern als
„resilient and formidable in a prolonged conflict“ – übersetzt -,
widerstandsfähig und beeindruckend stark in einem langanhaltenden
Krieg (1). Wer nun lügt oder wen die Politik zum Narren hält, ist
die entscheidende Frage.


Die Vermutung liegt nahe, dass Trump die offiziellen Unterlagen
entweder nicht gelesen oder bewusst ignoriert hat. Sein
Verhältnis zu den amerikanischen Geheimdiensten war schon während
seiner ersten Amtszeit von Misstrauen geprägt. Er sprach mehrfach
davon, die CIA sei von einer „fünften Kolonne“ durchsetzt, und
zog es vor, sich über enge Berater wie General Kellogg oder über
direkte Kontakte zu internationalen Politikern zu informieren.
Politische Rhetorik und Wahlkampflogik mögen eine Rolle spielen,
ebenso die Absicht, das Kriegsmüdigkeitsempfinden vieler
US-Bürger aufzugreifen. Doch unabhängig von Trumps Motiven bleibt
eine nüchterne Feststellung: Die Faktenlage, wie sie von den
eigenen Diensten zusammengetragen wurde, widerspricht der These
vom „Papiertiger“ in jeder Hinsicht.


Der amerikanische Russlandhistoriker Dmitry Brovkin, emeritierter
Professor der Harvard University, hat die wichtigsten Passagen
des Reports analysiert und mit russischen sowie westlichen
Quellen abgeglichen. Sein Fazit ist eindeutig: In nahezu allen
relevanten Kategorien militärischer Stärke zeigt sich Russland
als ernstzunehmender, zum Teil sogar überlegener Gegner. Brovkin
zitiert aus dem ATA 2025, dass Russland die Oberhand in der
Ukraine gewonnen habe und Kiews Position auf dem Schlachtfeld
erodiere, ungeachtet massiver westlicher Unterstützung (2). Diese
Lageeinschätzung allein reicht schon aus, um Trumps Wortwahl zu
entlarven. Doch Brovkin geht weiter, indem er die quantitativen
und qualitativen Daten durchmustert. Zunächst die Personalstärke.
Während der US-Report von 1,5 Millionen aktiven Soldaten spricht,
geben russische Stellen 2,2 Millionen an, davon rund 700.000 in
der Ukraine. Selbst wenn man die niedrigere US-Zahl zugrunde
legt, ist dies ein Heer, das in Europa seinesgleichen sucht. Zum
Vergleich: Die Bundeswehr liegt derzeit bei rund 180.000, die
gesamte NATO-Europa zusammen unter zwei Millionen (3). In der
Dimension der Masse hat Russland also einen Vorsprung, der auch
durch technologische Defizite westlicher Partner nicht schnell
aufgeholt werden kann.


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