August 1914: Der verzerrte Ursprung unserer Gegenwart - Teil 6 | Von Wolfgang Effenberger
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Beschreibung
vor 2 Monaten
WKI: Debüt für die Warburg- und Dulles-Brüder
(1919-1959)
Ein Standpunkt von Wolfgang Effenberger.
Bei der Pariser Friedenskonferenz 1919 hatten US-Außenminister
Robert Lansing und dessen Neffen, die Dulles-Brüder,
verschiedene, aber jeweils bedeutsame Rollen gespielt:
Robert Lansing hatte als US-Außenminister bereits 1918 die
"Lansing-Note" verfasst. Sie diente als Grundlage der harten
Waffenstillstandsbedingungen gegenüber Deutschland und bildete
schließlich die Basis für den Versailler Vertrag. Lansing leitete
die Kommission für Kriegsverantwortlichkeiten, die die
rechtlichen Grundlagen für die Sanktionierung Deutschlands und
die Anklage des Kaisers erarbeitete. Wilsons Idee zur Gründung
eines Völkerbundes unterstütze Lansing nicht uneingeschränkt und
verlor daher schließlich das Vertrauen des Präsidenten.
John Foster Dulles, damals ein junger Jurist, war enger
Mitarbeiter der US-Delegation und gehörte zu jenen, die am
Entwurf der wirtschaftlichen Bedingungen des Friedensvertrags
mitarbeiteten. Er war insbesondere für Reparationen und
wirtschaftliche Regelungen zuständig sowie für die Koordination
zwischen Delegationsmitgliedern und internationalen Experten.
Allen Dulles wirkte ebenfalls im Stab der US-Delegation, zunächst
als junger Diplomat und Nachrichtenmann. Seine Aufgaben lagen vor
allem in der Informationsbeschaffung und Hintergrundanalyse
politischer Entwicklungen in Mitteleuropa, insbesondere
Deutschlands. Robert Lansing gehörte zu den politisch und
juristisch zentralen Figuren bei den Verhandlungen, John Foster
Dulles spielte im Bereich Wirtschaftsfragen und
Reparationsregelungen eine entscheidende Rolle, während Allen
Dulles als junger Diplomat in der Nachrichtenarbeit und als
"Verbindungsmann" tätig war. Alle drei wurden in dieser Zeit
maßgeblich von den Erfahrungen und Netzwerken geprägt, die ihre
späteren Karrieren entscheidend beeinflussen sollten. (1)
Nach der Friedenskonferenz machten die Brüder Dulles einen
Abstecher in das politisch gärende Berlin. Ihr Vater hatte in
Göttingen und Leipzig Theologie studiert und seine Söhne mit
Geschichten über die reiche intellektuelle Tradition und die
Rolle des Landes in der Reformation begeistert.
Allen Dulles blieb in Deutschland und wurde erster Sekretär der
US-amerikanischen Botschaft in Berlin. Sein Bruder ging zurück in
die New Yorker Industriekanzlei Sullivan & Cromwell und
agierte global, wobei er sich mit größter Sorgfalt Deutschland
widmete. Aus seiner Bewunderung für die Leistungsbereitschaft
sowie die Strenge der Gesellschaftsordnung erwuchs seine
Überzeugung, dass Deutschland eine aufstrebende Nation und ein
Bollwerk gegen den Bolschewismus war.
Zwischenkriegszeit
Die Erfahrungen während des Ersten Weltkriegs – John als
Pragmatiker im strukturierenden Hintergrund, Allen als Abenteurer
im Feld – sollten ihre späteren Haltungen prägen: kompromisslose
Realpolitik, Vertrauen in eigene Netzwerke und große Skepsis
gegenüber Ideologien. Beide Brüder stehen für eine amerikanische
Elite, die aus der Katastrophe des Ersten Weltkriegs gelernt
hatte. Allen und John nutzten ihre juristischen, wirtschaftlichen
und diplomatischen Netzwerke aus dieser Zeit zunächst als Partner
der renommierten Anwaltskanzlei Sullivan & Cromwell, die sie
später als führende Figuren des amerikanischen Staates im Kalten
Krieg in ihrem eigenen Sinn weltpolitisch weiter ausbauen
konnten.
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