Der nackte Finanzminister von Nepal | Von Hermann Ploppa

Der nackte Finanzminister von Nepal | Von Hermann Ploppa

13 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten

Berechtigte Soziale Proteste im Himalayastaat mutierten
zu einer Orgie sinnloser Zerstörung. Ist das politische Vakuum
der ideale Nährboden für einen Regime Change?


Ein Standpunkt von Hermann Ploppa.


Da spielten sich abstoßende Szenen ab. Ein sadistischer Mob trieb
einen Mann mit Steinwürfen und Lattenschlägen durch die Straßen
der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. Die Hetzjagd kam an einer
Mauer zum Stehen, unter der etwa acht Meter tiefer das Flussufer
liegt. Mittlerweile hat der Pöbel dem armen Mann alle Kleider vom
Leib gerissen. Der nackte Mann springt die Mauer herunter und
versucht, durch den Fluss zu entkommen. Ihm folgt ein Lümmel, der
ihn unablässig mit Schlägen traktiert .


So endet vermutlich die Karriere des nepalesischen
Finanzministers Bishnu Paudel. Seine Nacktheit ist sozusagen
Sinnbild für das Vakuum, in das die politische Klasse Nepals
fällt. Vielmehr: die politische Klasse Nepals ist das Vakuum, in
das das bedauernswerte Land gerät. So wie das unbedarfte Kind in
Hans Christian Andersens Märchen mit der lapidaren Feststellung,
der Kaiser sei ja nackt, die Macht und Aura eben dieses Monarchen
zum Platzen brachte, so lässt die entfesselte Jugend Nepals ihre
politische Klasse in Heißluft verdampfen und nackt baden gehen.
Der Mob stürmte zudem die Häuser der Politiker, brannte alles
nieder was zu greifen war, und brachte sogar die Frau eines
ehemaligen Regierungschefs mal eben so um ihr luxuriöses Leben.
Öffentliche Regierungsgebäude gingen in Flammen auf. Als der Mob
sich auch noch an dem heiligen Tempel von Pashupatinath vergehen
will, wo die Hindus ihre Toten rituell verbrennen und die Asche
dem Fluss überantworten, da greift endlich das Militär ein. Das
Militär ist in dieser Situation die einzige Institution, die den
Zusammenbruch Nepals noch aufhalten kann.


Und die Militärführer agieren mit Fingerspitzengefühl. Sie
richten nicht ihrerseits ein Blutbad an. Sondern sie bitten
Sprecher der Protestbewegung zum Gespräch, um gemeinsam eine
Lösung zu finden. Die Sprecher der Bewegung der Generation Z, so
nennen sie sich, distanzieren sich energisch von den
blutrünstigen Randalierern. Die Bewegung sei von „Opportunisten“
gekapert worden. Das Militär verhängt sehr milde Ausgangssperren
und beschränkt sich darauf, besonders empfindliche Stellen zu
kontrollieren. Die jungen Protestierer holen Besen und Schaufeln
herbei und räumen den Schutt weg, den die Provokateure
hinterlassen haben .


Wie kam es zu den Protesten der „Generation Z“?


Der Name „Generation Z“ ist gewiss nicht aus dem Schnee des
Himalaya geschmolzen. Ich hatte vor kurzem erst über diese
„Betrogene Generation“ geschrieben . Es geht um die
Generation der heute Fünfzehn- bis Dreißigjährigen. Eine
Generation, die schlechte Karten hat. Aber in einem armen Land
wie Nepal heißt das im Klartext: Arbeitslosigkeit und
Auswanderung. Es gibt in dem kleinen Land, das ungefähr vierzig
Prozent des Territoriums Deutschlands ausmacht, keine
nennenswerte Industrie und außer im Tourismus kaum Arbeitsplätze
im Dienstleistungsbereich. Man schlägt sich mehr schlecht als
recht durch als Straßenhändler.


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