Kollege Roboter | Von Hermann Ploppa
14 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Monaten
Keine Science Fiction, sondern schaurige Wirklichkeit:
die Künstliche Intelligenz frisst nicht nur massenhaft
Arbeitsplätze, sondern auch unsere Menschlichkeit. Ein
Weckruf.
Ein Standpunkt von Hermann Ploppa.
„Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los!“ (Johann
Wolfgang Goethe, Der Zauberlehrling)
Jeder kann es sehen:
Seit Beginn dieses Jahres 2025 sind wir mit einem Tsunami der
Künstlichen Intelligenz zugeschüttet. Noch nie zuvor war diese
nette Roboterwelt so präsent wie jetzt. Das hat seine charmanten
Seiten, gewiss. Denn diese kostenlosen Applikationen von ChatGPT
oder dem chinesischen Rivalen DeepSeek kann sich jeder
herunterladen und dann sofort ohne weitere Kenntnisse einfach
unbedarfte Fragen stellen. Und die netten Onkel und Tanten mit
den künstlichen Stimmen antworten absolut höflich und ohne jeden
Anflug von Genervtheit auf die hirnrissigsten Fragen. Präzise.
Und auf Nachfrage verraten sei auch noch, wo sie ihre Weisheit
her haben. Nie sind die Chat-Kumpanen müde, krank oder hungrig.
Das Einzige, wonach die synthetischen Freunde unermüdlich
dürsten, ist Strom.
Manche Teenies allerdings verknallen sich in die virtuellen
Kameraden und vergessen einfach, dass es sich da nicht um
Menschen handelt. Und sie vertrauen Chattie ihre intimsten
Probleme an. Und sie fallen damit in ein schwarzes Loch. In
Kalifornien verklagt ein Elternpaar einen Betreiber dieser
Chatbots auf Schadensersatz. Denn ihr sechzehnjähriger Sohn hatte
in seiner Vereinsamung in der realen Welt glatt Selbstmord
begangen .
Zu den ebenfalls nicht so charmanten Aspekten gehört, dass wir
uns bei ernsten Anliegen im Umgang mit Online-Dienstleistern,
Medizinischen Versorgungszentren oder auch Ämtern nicht mehr mit
real existierenden Menschen differenziert über unser Problem
austauschen können. Selbst der Deutsch radebrechende
Callcenter-Boy aus Kalkutta gehört mittlerweile der Vergangenheit
an. Wenn ich, Hermann Ploppa, feststelle, dass da bei Telegram
eine Fake-Seite mit Namen „Hermann Ploppa Offiziell“ existiert,
wo aggressiv für Kryptowährungen geworben wird, und ich das gar
nicht lustig finde, bin ich der absurden Situation wehrlos
ausgeliefert wie dereinst Josef K. in den Romanen von Franz
Kafka. Da gibt es die Möglichkeit, einer Beschwerdestelle bei
Telegram sein Anliegen vorzutragen. Allerdings kommt hier nie
eine Antwort.
Oder jemand bestellt versehentlich ein E-Book bei Amazon, will
aber eigentlich das altmodische Buch zum Anfassen haben.
Abkassiert wird unerbittlich das E-Book. Der tumben
KI-Beschwerdestelle kann man vortragen, was man will. Auch wenn
eine reale Person im Amazon-Callcenter einem versichert, er werde
die Sache regeln, man brauche sich keine Sorgen zu machen. Er
werde sich kümmern. Dennoch kommt irgendwann unweigerlich ein
Brief einer von Amazon beauftragten Inkasso-Stelle, die das Geld
für das E-Book verlangt, zuzüglich Inkasso-Kosten. Man zahlt
schließlich entnervt beides.
Das Leben in der Schönen Neuen KI-Welt: ein ebenso wütendes wie
unhörbares Trommeln mit den Fäusten auf Gummiwände. Ist da
jemand?! Bin ich Hanspampel im Dummwald?
...https://apolut.net/kollege-roboter-von-hermann-ploppa/
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