August 1914: Der verzerrte Ursprung unserer Gegenwart - Teil 2 | Von Wolfgang Effenberger
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vor 3 Monaten
Deutschland im Zangengriff der Entente: Vom
Industriemotor zum belagerten Staat. Wohlstand, Null-Auswanderung
und die große Heimkehr
Ein Standpunkt von Wolfgang
Effenberger.
Halford Mackinder, dessen geostrategisches Axiom "Wer das
Herzland beherrscht, beherrscht die Welt" diese bis heute nicht
ruhen lässt, war sieben Jahre alt, als in Großbritannien 1868 die
großen Kampagnen für die imperiale Einheit begannen und die
"Royal Colonial Society" gegründet wurde. Drei Jahre später wurde
am 18. Januar 1871 im Schloss Versailles das Deutsche Kaiserreich
ausgerufen, was den konservativen britischen Premierminister
Benjamin Premier Disraeli zu nachfolgender Aussage veranlasste:
„Dieser Krieg [1870/71, W.E.] bedeutet die deutsche Revolution,
ein größeres politisches Ereignis als die Französische Revolution
des vergangenen Jahrhunderts. [...] Das Gleichgewicht der Macht
ist völlig zerstört worden und das Land, das am meisten darunter
leidet und das die Auswirkungen dieses großen Wandels am meisten
spürt, ist England.“ (1)
Disraeli warnte, dass durch die Reichsgründung alle bisherigen
außenpolitischen Grundsätze und diplomatischen Traditionen
Großbritanniens hinfällig geworden seien. Großbritannien müsse
sich auf eine „neue Welt, neue Einflüsse am Werk, neue und
unbekannte Größen und Gefahren“ einstellen. Vor allem sah er die
britische Vormachtstellung und das europäische
Mächtegleichgewicht massiv bedroht. (2)
Disraeli ging es um nichts anderes als die britische
Vorherrschaft und die sogenannte „Balance of Power“, die es mit
aller Gewalt zu verteidigen galt. Dabei war England die globale
Vormachtstellung nicht auf friedlichem Weg zugefallen, im
Gegenteil: Der britische Aufstieg zur Weltmacht, insbesondere
während des Imperialismus und der Kolonialzeit, war
gekennzeichnet von brutaler Ausbeutung und Unterdrückung sowie
von Kriegen gegen die Konkurrenzmächte. England bzw. später
Großbritannien verlangte, dass im Lauf der Geschichte
verschiedene Großmächte „aus dem Weg geräumt“ oder dass zumindest
deren Einfluss zurückdrängt werden musste.
1876 liess Disraeli Königin Victoria zur Kaiserin Indiens
ausrufen. 1880, als sich das Empire auf dem Höhepunkt seiner
Macht befand, begann Mackinder sein Studium in Oxford. Sehr
schnell schloß er sich den Strömungen an, die sich am stärksten
für das Empire einsetzten. Einige Leitgedanken Mackinders leiten
sich direkt von den organizistischen Ideen Darwins oder Spencers
ab: Die Staatenwelt ist auf gefährliche Weise interdependent, so
wie es die lebenden Organismen in der Natur sind; die politischen
und wirtschaftlichen Beziehungen werden letztlich von Macht
bestimmt; die Macht strebt danach, strategische Gebiete (wegen
ihrer geographischen Lage oder ihrer Ressourcen) zu erobern;
Isolationismus ist demnach nicht lebensfähig.
1887, als in England "visionäre" Kräfte aus dem Umfeld des
Prinzen von Wales, dem späteren König Edward VII., die neue
Politik des 20. Jahrhunderts andachten, nahm die von Reichkanzler
Otto von Bismarck so gefürchtete west-östliche Umklammerung
Deutschlands ihren Anfang. Zu diesem Zeitpunkt hoffte Bismarck
noch, durch den Abschluss des geheimen Neutralitätsabkommens mit
der russischen Regierung (das er selbst
"Rückversicherungsvertrag" genannt hat) Deutschland hinreichend
abgesichert zu haben.
...
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