Die "Betrogene Generation" | Von Hermann Ploppa
14 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Monaten
Während frühere Generationen sich noch eine ordentliche
Existenz aufbauen konnten, werden jene Menschen, die jetzt in das
Erwerbsleben eintreten, vermutlich niemals auf einen grünen Zweig
gelangen.
Ein Standpunkt von Hermann Ploppa.
Wer als junger Mensch jetzt in das Erwerbsleben einsteigt, hat,
auf gut neudeutsch gesagt, schon jetzt „geloost“. Diese
Generation Z hat absolut keine Chance, ohne fette Erbschaft ein
eigenes Vermögen zu bilden. Ihre Aufstiegschancen sind lausig.
Die Generation Z, auch Generation Zoomer genannt, ist zwischen
1997 und 2009 geboren. Diese Generationsbezeichnungen sind
natürlich immer nur höchst unbeholfene begriffliche Annäherungen
an vielschichtige Zusammenhänge. Die Zoomer haben rund um den
berühmten Elften September angefangen zu denken. Sie sind also
von vornherein einen raueren und eher autoritären Umgangston
gewöhnt.
Und natürlich haben sich allerlei selbsternannte kluge Köpfe
schon ihr recht eigenes Bild von den Zoomern angefertigt. Vor
wenigen Jahren pflegten die Mainstream-Medien das Bild von jungen
Heranwachsenden, die mit den vorgefundenen Karriereplanungen
nichts am Hut haben. Die lieber weniger arbeiten und mehr Spaß am
Leben haben wollen. Nicht als neue Hippies. Sondern als
Realisten, die gesehen haben, wie ihre Eltern sich als
Doppelverdiener abschleißen und sich deswegen vielleicht auch
noch scheiden lassen. Die Generation Z will demzufolge vielleicht
nur noch vier Tage in der Woche arbeiten.
Manchmal gipfeln diese Betrachtungen in regelrechten Generation
Z-Beschimpfungen. Diese wohlstandsverwahrlosten Lümmel haben
einfach keinen Bock auf Arbeit und hauen schnell auf den Sack. So
interviewt die Kapitalistenzeitung Capital eine gewisse Susanne
Nickel, die ein ganzes Buch voller Schmähungen gegen die
Z-Heranwachsenden abgesondert hat. Frau Nickel schimpft im
Capital-Interview:
„Die Wertigkeit von Arbeit hat sich dramatisch verändert. Die
jüngste Generation am Arbeitsmarkt stimmt mit den Füßen ab, weil
sie sehr genau weiß, wie wichtig sie für Deutschland ist. Und
Unternehmen und Führungskräfte buckeln vor ihnen. Sie werfen ihnen
viele Incentives oder Anreize wie iPads und Smartphones nach und
werden dabei schamlos ausgenutzt.“
Mir kommen die Tränen vor Mitleid über die armen Personalchefs.
Mal im Ernst: ganz schön frech, diese Frau Nickel. Das haben dann
auch die Mainstream-Medien erkannt. Aktuell findet nämlich gerade
eine Art von „Rehabilitierung“ der geschmähten Generation Z
statt. Von Tagesschau bis Süddeutsche Zeitung ist man sich jetzt
einig: Generation Z ist fleißig und arbeitsam .
Anstellig, hätte man früher gesagt. Und dann kommt die
Begründung: immer mehr Studenten müssen neben ihrem Studium
arbeiten gehen, oder wie man jetzt sagt: „jobben“. Denn gerade in
den Großstädten, wo die jungen Leute sich ja nun mal naturgemäß
immer erst mal richtig austoben wollen, sind die Mieten in
obszöne Höhen geschossen, und auch die Lebenshaltungskosten sind
drastisch angestiegen. Hier werden nun also auch wieder komplexe
Zusammenhänge auf simple, mediengerechte Formeln
heruntergebrochen. Wenn junge Leute mit Dienstleistungsgrinsen
Cafe Latte aus der zischenden Maschine herauspressen, heißt das
noch lange nicht, dass jetzt auf einmal die Generation Z mit
einem Schlag arbeitsgeiler geworden wäre. Das heißt nur, dass die
Studenten noch weniger Zeit für ein vernünftiges Studium zur
Verfügung haben.
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