6. August – Tag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima vor 80 Jahren | Von Uwe Froschauer
27 Minuten
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vor 4 Monaten
Ein Standpunkt von Uwe Froschauer.
Hiroshima und Nagasaki
„Vor sechzehn Stunden hat ein amerikanisches Flugzeug eine
Bombe auf Hiroshima abgeworfen, einen wichtigen japanischen
Armeestützpunkt. Diese Bombe hatte mehr Sprengkraft als 20.000
Tonnen TNT. [...] Wir haben zwei Milliarden Dollar für das größte
wissenschaftliche Wagnis der Geschichte ausgegeben – und gewonnen.“
(Harry Truman)
So die offizielle, in schriftlicher Form veröffentlichte
Erklärung vom 6. August 1945, dem Tag des Atombombenabwurfs auf
Hiroshima. Wie ein Kriegsverbrechen dieses Ausmaßes ein Gewinn
für irgendjemanden sein kann, ist mir als Humanist ein Rätsel.
Die Nachricht von diesem „größten wissenschaftlichen Wagnis der
Geschichte“ – besser: „größten Verbrechen der Geschichte“ –
erhielt der amerikanische Präsident Harry Truman am 6. August
1945 – der Tag des Atombombenabwurfs – an Bord des Kreuzers
„Augusta“, auf der Heimfahrt von der Potsdamer Konferenz. Vor
Begeisterung über dieses „phänomenale“ Ereignis völlig aus dem
Häuschen lief Dirty Harry auf dem Schiff umher, um die „frohe“
Botschaft anderen Menschen an Bord zu verkünden.
„Jubilate Deo. Lobet Gott. Wir haben 318.000 Japaner getötet.
[...] Wie kann die Welt eine solche Freude überleben? Solche
Jubelrufe über solch eine Zerstörung? Ich schreibe dies im Monat
der Atombombe, im zwanzigsten Jahr des atomaren Zeitalters.“
(Dorothy Day, The Catholic Worker (August 1945))
Dorothy Day – eine tiefgläubige Katholikin – war eine der wenigen
katholischen Stimmen, die sich sofort und kompromisslos gegen den
Einsatz der Atombombe wandte. Day war nicht politisch motiviert –
sie schrieb diese sarkastischen Zeilen aus tiefer religiöser und
ethischer Überzeugung. Sie widmete ihr Leben und Wirken dem
katholischen Glauben, insbesondere dem Evangelium und der
sozialen Lehre der Kirche.
Einen Monat später schrieb Dorothy Day:
„Herr Truman war jubelnd. Präsident Truman. ‚Wahrer Mensch‘ –
welch merkwürdiger Name, wenn man einmal darüber nachdenkt. Wir
bezeichnen Jesus Christus als wahren Gott und wahren Menschen.
Truman ist ein wahrer Mensch seiner Zeit, insofern war er jubelnd.
Er war nicht ein Sohn Gottes, Bruder Christi, Bruder der Japaner,
der jubelte, wie er es tat. Er ging von Tisch zu Tisch auf dem
Kreuzer, der ihn von der Konferenz der Großen Drei nach Hause
brachte, und verkündete die große Nachricht; ‚jubelnd‘, sagten die
Zeitungen. Jubilate Deo. Wir haben 318.000 Japaner getötet.“ (The
Catholic Worker Response to Hiroshima (September 1945))
Harry Truman begriff die Atombombe anscheinend als Gottesgeschenk
an die Menschheit. Und weil er die Menschheit weiter beglücken
wollte, ließ er drei Tage später, am 9. August 1945, gleich noch
eine Plutoniumbombe mit dem Namen „Fat Man“ auf Nagasaki werfen.
Die erste, mit angereichertem Uran versehene Bombe auf Hiroshima
hieß „Little Boy“. Diesen Namen – und auch den der zweiten Bombe
– hat ihr der Physiker Robert Serber verpasst, weil das Design
der Uranbombe lang und schlank war. Wie poetisch! In Kontrast zu
dem „kleinen Mann“ war die zweite Bombe auf Nagasaki „Fat Man“
runder und dicker. Lustig.
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