Der Masern-Mythos | Von Felix Feistel

Der Masern-Mythos | Von Felix Feistel

25 Minuten

Beschreibung

vor 4 Monaten

Ein Standpunkt von Felix Feistel.


Die Masern sind zurück! (1) so berichteten die Medien in den
ersten Monaten dieses Jahres. Denn die Masern erreichten im März
den höchsten Stand seit 25 Jahren. Auch Deutschland sei
betroffen, mit ganzen 58 Fällen. Dabei muss man in solchen Fällen
eigentlich von einer „sehr seltenen“ Krankheit sprechen. Denn
eine Krankheit gilt als „sehr selten“, wenn weniger als einer von
100.000 Menschen diese Erkrankung aufweist. Bei 58 Fällen auf 83
Millionen Einwohner ist das bei den Masern definitiv der Fall.
Und auch, wenn diese Zahl seit März auf etwa 170 angestiegen ist,
so fallen sie noch immer unter die Definition der seltenen
Krankheiten. (2)


Dabei ist schon der empörende Ausruf, die Masern seien zurück,
irreführend. Denn er insinuiert, dass nach einem langen
Verschwinden diese Krankheit plötzlich zurückgekehrt sei. Dies
ist aber nicht der Fall, offiziellen Zahlen zufolge waren die
Masern in Deutschland immer vorhanden – nur eben in sehr wenigen
Fällen. Auch ist im Jahr 2025 lange kein neuer Höchststand
erreicht worden. In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer
wieder Zeiten, in denen die Zahlen der Masernfälle teils um ein
vielfaches höher waren, als in diesem Jahr.


Doch medial muss immer mal wieder gewarnt werden. Dazu kommen
dann vermeintliche Experten zu Wort, die vor der Krankheit
warnen. Sie sei nicht ganz ungefährlich weil es in sehr seltenen
Fällen zu schweren Verläufen und Langzeitfolgen bis hin zum Tod
kommen könne. Es wird also gleich eingeräumt: Diese Fälle sind
sehr selten. Wie jede Krankheit bergen auch die Masern ein
gewisses Risiko. Das rechtfertigt kaum, sie zu einer großen
Bedrohung zu stilisieren. Tatsächlich handelt es sich bei den
Masern um eine gewöhnliche, wenngleich auch unangenehme
Kinderkrankheit, die bis vor einigen Jahrzehnten beinahe jedes
Kind durchgemacht hat. (3) Langzeitfolgen gehen sehr
wahrscheinlich in der Regel auf Behandlungsfehler zurück, etwa
die Verabreichung von Fiebersenkern, was in der Folge dem Körper
das Abtöten der Erreger – denn das ist der Sinn und Zweck von
Fieber – erschwert. Und auch die früher im Jahr groß durch die
Medien geisternden angeblichen Masern-Todesfälle in den USA
entpuppten sich beim näheren Hinsehen als Folge von
Behandlungsfehlern. (4) (5) Denn die Kinder starben nicht an den
Masern, sondern an zu spät und falsch behandelten
Lungenentzündungen – vermeidbare Tode also, die auf nachlässige
oder schlichtweg überforderte Ärzte zurückgehen.


Dabei sind die den Masern manchmal nachfolgenden
Lungenentzündungen eigentlich gut mittels Steroiden zu behandeln.
(6) Auch die Masern selbst sind durch die Gabe von Vitamin A gut
in den griff zu bekommen, wie mehrere Studien belegen. (7) Genau
das hat der neue Gesundheitsminister Robert F. Kennedy junior zur
Behandlung von Masern empfohlen – woraufhin Vorwürfe laut wurden,
dass solchermaßen behandelte Kinder eine Vitamin-A-Vergiftung
erlitten hätten, Vorwürfe, die jedoch bislang ohne Beweise
auskommen müssen. (8)


In der Vergangenheit waren Masernfälle aufgrund von
Mangelernährung, fehlender Hygiene und ausbleibender
Erholungsphase schwerwiegend. So gab es Zeiten, in denen Kinder
in Fabriken zu arbeiten gezwungen waren, ob sie krank waren oder
nicht, und in hygienischen Zuständen lebten, die wir uns heute in
Europa nicht mehr vorstellen können. Kein Wunder also, dass
selbst eine Krankheit wie die Masern dann tödlich endete.
Ähnliches gilt übrigens für alle Krankheiten, die als große
Bedrohung aufgebauscht werden, einschließlich der Pocken. Diese
Umstände sind heute allerdings zumindest in Europa nicht mehr
gegeben und daher als Ursache für die tödlichen Verläufe von
Krankheiten weitgehend in Vergessenheit geraten.


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