Russlands Berichte über die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland | Von Thomas Röper

Russlands Berichte über die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland | Von Thomas Röper

15 Minuten

Beschreibung

vor 4 Monaten

Die Diskussion über die von Verteidigungsminister
Pistorius angekündigte Wiedereinführung der Wehrpflicht in
Deutschland wird auch in Russland aufmerksam beobachtet.


Ein Standpunkt von Thomas Röper.


Wie sehr Deutschland derzeit im Blickpunkt des russischen
Interesses steht, zeigt die Tatsache, dass ich erst gestern einen
Artikel des TASS-Korrespondenten in Deutschland über die
Militarisierung übersetzt habe. Nun hat der
Korrespondent dem russischen Publikum in einem weiteren Artikel
auch die in Deutschland laufende Diskussion über die
Wiedereinführung der Wehrpflicht erklärt. Dass er innerhalb so
kurzer Zeit zwei Artikel zu praktisch demselben Thema geschrieben
hat, zeigt das in Russland vorherrschende Interesse an der
Ereignissen in Deutschland.


Um zu zeigen, wie russische Medien ihr Publikum darüber
informieren, habe ich auch diesen Artikel des
TASS-Korrespondenten übersetzt.


BEGINN DER ÜBERSETZUNG:


Deutsche Regierung will Wehrdienst wieder einführen:
Probleme und Risiken


Wjatscheslaw Filippow, TASS-Korrespondent in Deutschland,
erklärt, warum der Pistorius-Gesetzentwurf höchstwahrscheinlich
nur ein Zwischenschritt ist


Deutschland führt nach 15 Jahren wieder den Wehrdienst ein. Laut
dem Gesetzentwurf von Verteidigungsminister Boris Pistorius soll
bis Anfang 2026 ein Dienst nach schwedischem Vorbild eingeführt
werden: Alle Schulabgänger unterliegen der Musterung, aber nur
ein Teil von ihnen leistet letztlich wirklich Dienst.


Die allgemeine Wehrpflicht wurde in Deutschland am 1. Juli 2011
abgeschafft, woraufhin die Umwandlung der Bundeswehr in eine
Berufsarmee begann. Zuvor basierte die Bundeswehr 56 Jahre lang
auf der Wehrpflicht. 2011 waren sich viele Experten und
Politikwissenschaftler einig, dass die Wehrpflicht ein Relikt der
Vergangenheit sei, die nach dem Mauerfall und aufgrund der nicht
mehr bestehenden Bedrohung aus dem Osten nicht mehr notwendig
sei.


Enorme Kosten und soziale Gerechtigkeit


Während des Kalten Krieges zählte die Bundeswehr fast 500.000
aktive Soldaten. Im Falle eines militärischen Konflikts konnte
die Armee durch die Mobilisierung von Reservisten auf 1,3
Millionen Mann aufgestockt werden. Allmählich sank die Zahl der
aktiven Soldaten in Deutschland auf etwa 181.000. Mit der
Abschaffung der Wehrpflicht wurde die gesamte Infrastruktur
abgebaut.


Grob gesagt: Es gibt derzeit – zumindest vorerst – keinen Platz,
um neue Rekruten schnell unterzubringen, denn es fehlen einfach
Kasernen. Zudem fehlen Fachkräfte für Auswahl und Ausbildung,
sowie Ausrüstung. Gleichzeitig rechnet das deutsche
Verteidigungsministerium damit, bis 2025 rund 10.000 junge Männer
und Frauen zu rekrutieren.


„Die Vergrößerung der Armee, der Ausbau der Infrastruktur, die
Modernisierung militärischer Einrichtungen und die Anschaffung
neuer Ausrüstung werden Milliarden Euro kosten. Trotz der
Abschaffung der Schuldenbremse wird das ein zusätzlicher Schlag
für die deutsche Wirtschaft sein, die bereits das dritte Jahr in
Folge nicht aus der Rezession herauskommen kann“, erklärte mir
ein deutscher Politikwissenschaftler, der anonym bleiben möchte.
„Militäreinheiten sind nicht nur Kasernen, sondern eine Vielzahl
von Unternehmen, die sich auf die Versorgung von Soldaten
spezialisieren. Der Aufbau des gesamten Systems erfordert eine
enorme Summe, die im Bildungs- und Gesundheitswesen fehlen wird.
Dabei ist das finanzielle Argument gegen die Wiedereinführung der
Wehrpflicht sehr wichtig, aber nicht das einzige“, fuhr er fort.





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