Frieden verboten | Von Sabiene Jahn
26 Minuten
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Beschreibung
vor 4 Monaten
Die Ukraine wird gesichert, um Europa zu
verlieren
Ein Standpunkt von Sabiene Jahn.
Ein Gespräch wie ein Seismograf. Im Jahr 2023, als Europa noch
glaubte, Russland „ruinieren“ zu können, und die Ukraine
offiziell als Bollwerk westlicher Werte gefeiert wurde, trafen
sich zwei Männer zum Gespräch: Dmitrij Wasilez, ukrainischer
Journalist im Exil, und Patrik Baab, deutscher Kriegsreporter
unter Verdacht. Sie sprachen über den Maidan, über Oligarchen,
NGOs, Geheimdienste, Schuldensysteme und darüber, wie aus einem
Land ein Koloniallabor gemacht wird. Wasilez nannte Namen, und
gemeinsam zeichneten sie ein Bild, das der Öffentlichkeit kaum je
gezeigt wurde. Heute, zwei Jahre später, ist dieses Gespräch
prophetischer denn je: Viele Aussagen haben sich bestätigt, und
es dient als Schlüssel zum Verständnis der Gegenwart, der zeigt,
warum Russland nicht der Aggressor, sondern der Gegenakteur in
einem strategischen Langkrieg ist, wie tief die Ukraine bereits
vor 2022 unter westlicher Kontrolle stand und warum Deutschland
in diesem Krieg eine wirtschaftlich suizidale Rolle spielt –
Antworten, die heute dringlicher sind denn je.
„In aktueller Zeit die Wahrheit zu sagen gilt als Extremismus.“
Mit diesem Satz beginnt Dmitrij Wasilez, ukrainischer Journalist
im Exil und bekennender Sozialist, der verhaftet und verbannt
wurde, weil er Fragen stellte. Wasilez erzählte, nicht in einer
Talkshow oder einem Zeitungsinterview, sondern im Gespräch mit
dem deutschen Journalisten Patrik Baab. Ein Gespräch, das zum
Zeitdokument wurde, weil es eine Erzählung öffnet, die im
westlichen Diskurs so gut wie ausgelöscht wurde: die Geschichte
einer unterdrückten Opposition, einer besetzten Republik und
eines ausgeweideten Staates. Wasilez sprach als Ukrainer – aber
seine Analyse zielte über sein Land hinaus. Es ging um die
Methode, mit der Staaten entmündigt werden. Um die Logik von
Schulden, Kontrolle, Terror und scheinbarer Freiheit.
„Ich hatte Glück, dass ich vor dem 24. Februar die Ukraine schon
verlassen hatte“, sagt Wasilez. „Wenn die Lage sich für mich
dramatisch entwickelt hätte, dann wäre es so, dass wir nicht
miteinander reden könnten. Denn gegen meine Person wurden mehrere
Strafverfahren eröffnet.“ Gemeint ist der Beginn der
Kampfhandlungen im Februar 2022 – jener Eskalationspunkt, ab
dem viele westliche Politiker die Geschichte erst beginnen
lassen. Doch Wasilez erzählt von einem Prozess, der lange vorher
begann. Mit Parteiverboten, Hausdurchsuchungen und
Einschüchterung. Ihre führenden Partei-Leute wurden sofort als
Feinde von Selenskyj bezeichnet, sagt er.
„Im Prinzip wurden alle sozialistischen Parteien in den letzten
Monaten in der Ukraine verboten. Auch unsere, die sozialistische
Partei Dirjava. Aber trotzdem hörten wir nicht auf. Wir liessen uns
nicht abschrecken. Wir machten weiter. Leider mussten wir unsere
Form ändern – das Wichtigste ist die Sicherheit der Mitglieder und
Wähler.“
Zum Zeitpunkt des Interviews arbeitet die Partei im Untergrund.
Wasilez spricht von „halbgeheimen“ Treffen, von einem „Zustand im
Keller“, von Aktivisten, die verschwinden oder fliehen müssen.
Von einer Gesellschaft, in der man sich nicht einmal in der Küche
zu sagen traut, was man denkt. Er nennt das einen
„Schockzustand“. Und beschreibt ihn präzise als politischen
Mechanismus:
„Dieser Schockzustand wird dafür benutzt, möglichst viele
Menschen zu mobilisieren und in die Schützengräben zu treiben.“
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