Deutschland, eine Identitätskrise | Von Felix Feistel

Deutschland, eine Identitätskrise | Von Felix Feistel

24 Minuten

Beschreibung

vor 4 Monaten

Ein Standpunkt von Felix Feistel.


Ein wiederkehrendes Thema in der deutschen Öffentlichkeit und in
politischen Bewegungen und Parteien ist die Identifikation mit
diesem Land, mit Deutschland. Diese Identifikation wird vom
gesamten politischen Spektrum immer wieder in die Debatte
gebracht, und scheint daher ein ungelöstes Thema darzustellen. So
lehnt die eine Seite eine Identifikation mit Deutschland
rundheraus ab – immerhin ist aus dieser in der Vergangenheit das
größte Menschheitsverbrechen erwachsen – und verteufelt jeden,
der sich in irgend einer Weise mit diesem Land
identifiziert. Nationalstolz ist in dieser Weltsicht etwas,
das den Keim des absolut Bösen in sich trägt. Denn Rassismus und
Antisemitismus, und letztlich auch der zweite Weltkrieg seien, so
die Argumentation, aus diesem Nationalstolz hervorgegangen. Diese
Haltung ist mittlerweile sogar in der Klasse der politischen
Vertreter dominierend. Vielleicht erinnert sich der ein oder
andere noch an jene Szene, als die ehemalige Bundeskanzlerin
Angela Merkel nach einer erfolgreichen Wiederwahl einem ihrer
Parteikollegen die deutsche Fahne aus der Hand nahm, um sie
wegzulegen.


Andere, etwa aus den Reihen der Grünen haben ihre Ablehnung
gegenüber Deutschland klar und deutlich zum Ausdruck gebracht.
Sie könnten eigenem Bekunden zufolge mit Deutschland nichts
anfangen, und verschreiben sich daher eher einem
Internationalismus, das unter dem Slogan „No border, no nations“
den unbegrenzten Zustrom von Menschen aus aller Herren Länder
organisiert und jede Identifikation mit Deutschland und jedes
Bewahren-Wollen der deutschen Sprache und Kultur sogar als
Wiederauferstehung des Nationalsozialismus bekämpft. Hätten diese
politischen Vertreter beispielsweise mal Hannah Arendt gelesen
dann wüssten sie, dass diese Gleichsetzung zwischen deutschem
Nationalstolz und Nationalsozialismus nicht richtig ist. Denn
Hannah Arendt zufolge ist der Totalitarismus in seinem Wesen eine
internationalistische Bewegung, die darauf zielt, die ganze Welt
zu unterwerfen. Dabei nutzte der deutsche Nationalsozialismus
Deutschland lediglich als Ausgangspunkt, von dem aus das Ziel der
Unterwerfung der ganzen Welt organisiert werden sollte. Dennoch
findet eine Gleichsetzung jeder Form der Identifikation mit
diesem Land mit der dunklen Vergangenheit statt.


Dem gegenüber steht genau diese andere Seite, die sich für einen
deutschen Nationalstolz einsetzt, und die Ablehnung der
Identifikation mit Deutschland stark kritisiert. Nicht ganz zu
Unrecht wird in diesen Kreisen die erstere Bewegung als
Wegbereiter einer Weltregierung bekämpft, welche die Menschen
durch totale Gleichmacherei beherrschbar zu halten wünscht. Die
Nationale Identifikation abzuschaffen ist tatsächlich ein
wesentlicher Aspekt der Etablierung einer totalen,
technokratischen Herrschaft, ebenso, wie die Zerstörung der
Familien. Denn erst dann sind die Menschen hinreichend ungebunden
und orientierungslos, sodass sie in eine Herrschaftsstruktur und
das dazu passende Narrativ eingebunden werden können, eine
Bewegung, die bereits weit fortgeschritten ist.


Dagegen sprechen sich jene, die gerne als „rechts“ und „Nazis“
beschimpft werden zu Recht aus, und fordern einen neuen
Nationalstolz, eine Identifikation mit Deutschland. Im Bundestag
wird diese Bewegung zumindest scheinbar mit jeder Wahl vermehrt
vertreten, und zwar durch die AfD. Daran kann man sehen: Der
Wunsch nach nationaler Identifikation wird lauter. Immer mehr
Deutsche wollen sich für ihre Zugehörigkeit zu diesem Land nicht
mehr dauerhaft schuldig fühlen für Verbrechen, die sie gar nicht
verübt haben. Denn es ist dieser Schuldkomplex, an den die
Zerstörung der Identifikation mit Deutschland andockt, und den
sie instrumentalisiert.





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