(65) Indien zwischen Kaschmir-Krisen und Aufstieg zur drittgrößten Volkswirtschaft
47 Minuten
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Sicherheits- und außenpolitische Analysen, Strategien und diplomatische Optionen
Beschreibung
vor 4 Monaten
In der Region Jammu und Kaschmir im Norden Indiens schwelt seit
Jahrzehnten der Kaschmir-Konflikt. Wegen der regelmäßigen
Gewaltausbrüche zwischen Indien und Pakistan und weil beide Staaten
Atomwaffen besitzen, gilt Kaschmir als eine der gefährlichsten
Regionen der Welt. Die letzte Eskalation Anfang Mai 2025 wurde
ausgelöst durch einen Terroranschlag bei Pahalgam. Indien reagierte
mit der „Operation Sindoor“, mit gezielten Militärschlägen auf
mutmaßliche Terrorcamps in Pakistan, was wiederum zu Gegenangriffen
Pakistans führte. Es kam zu schweren Kämpfen an der Grenze und zu
gegenseitigen Anschuldigungen und Sanktionen. Inzwischen gibt es
eine Waffenruhe, doch es herrscht weiter eine diplomatische
Eiszeit. In dieser Folge des Atlantic Talk Podcasts schauen
Moderator Dario Weilandt und sein Gast Dr. Tobias Scholz (Stiftung
Wissenschaft und Politik, zugeschaltet aus Indien) mit etwas
Abstand auf diesen Kurzkrieg. Während Indien versucht, den
indischen Teil Kaschmirs zu einer wirtschaftlich attraktiven Region
zu machen, stellen sich islamistische Gruppen aus Pakistan dagegen,
erläutert Dr. Scholz. Für den jüngsten Terroranschlag mache Indien
jedoch nicht nur diese Terrorgruppen verantwortlich, sondern auch
Pakistan direkt. So drohe aus einem Konflikt zwischen Indien und
den Terrorgruppen ein bilateraler Konflikt zwischen Indien und
Pakistan zu entstehen. Dazu trägt auch bei, dass Indien den
Indus-Wasservertrag ausgesetzt hat, der seit 1960 die
Wasserverteilung der für Pakistan wichtigen Lebensader regelt. Wenn
Indien das Wasser selbst nutzen würde, könnte das aus Sicht
Pakistans eine rote Linie überschreiten. Das sei „eine schlechte
Entscheidung Indiens aus globaler Perspektive“, urteilt Dr. Scholz.
Denn durch das Aussetzen dieses internationalen Vertrags erscheine
Indien, das eigentlich in einer Opferrolle ist, nun als aggressiver
Akteur. Wie gefährlich ist eine solche Situation in Anbetracht der
Tatsache, dass Indien und Pakistan nicht nur über Nuklearwaffen
verfügen, sondern darüber hinaus auch China einen Teil der
Kaschmir-Region beansprucht und ebenfalls Nuklearmacht ist? Dr.
Scholz sieht keine direkte Gefahr für den Einsatz von
Nuklearwaffen, denn daran lasse derzeit keiner der drei Staaten ein
Interesse erkennen. Die Gefahr gehe eher davon aus, dass durch
nicht-staatliche Terrorgruppen bilaterale Konflikte mit der Zeit
soweit eskalieren, dass dann eine nukleare Schwelle erreicht werden
könnte. Vom „nuklearen Säbelrasseln Pakistans“ lasse sich jedoch
weder die Regierung noch die Bevölkerung Indiens verunsichern. Im
letzten Teil richtet der Atlantic Talk Podcast den Blick auf
Indiens wachsende Rolle in der Welt. Dr. Scholz betont, schon jetzt
sei Indien ein Akteur, der Fachkräfte in alle Welt sendet.
Wirtschaftlich hat Indien Japan bereits nach einigen Indizes
überholt und könnte wohl in zwei bis drei Jahren zur drittgrößten
Volkswirtschaft der Welt aufsteigen. Gleichzeitig hat das Land
immer noch rund 800 Millionen Einwohner, die von akuter Armut
betroffen sind. Wie positioniert sich das Land außenpolitisch und
was bedeutet das für die Beziehungen im Konfliktfeld zwischen den
USA und China? Darum geht es ebenso wie um die erneuten
Verhandlungen zwischen der EU und Indien über ein
Freihandelsabkommen sowie Sicherheits- und
Verteidigungspartnerschaften. Dr. Tobias Scholz sieht ein Momentum
dafür, dass die Verhandlungen diesmal gelingen könnten.
Jahrzehnten der Kaschmir-Konflikt. Wegen der regelmäßigen
Gewaltausbrüche zwischen Indien und Pakistan und weil beide Staaten
Atomwaffen besitzen, gilt Kaschmir als eine der gefährlichsten
Regionen der Welt. Die letzte Eskalation Anfang Mai 2025 wurde
ausgelöst durch einen Terroranschlag bei Pahalgam. Indien reagierte
mit der „Operation Sindoor“, mit gezielten Militärschlägen auf
mutmaßliche Terrorcamps in Pakistan, was wiederum zu Gegenangriffen
Pakistans führte. Es kam zu schweren Kämpfen an der Grenze und zu
gegenseitigen Anschuldigungen und Sanktionen. Inzwischen gibt es
eine Waffenruhe, doch es herrscht weiter eine diplomatische
Eiszeit. In dieser Folge des Atlantic Talk Podcasts schauen
Moderator Dario Weilandt und sein Gast Dr. Tobias Scholz (Stiftung
Wissenschaft und Politik, zugeschaltet aus Indien) mit etwas
Abstand auf diesen Kurzkrieg. Während Indien versucht, den
indischen Teil Kaschmirs zu einer wirtschaftlich attraktiven Region
zu machen, stellen sich islamistische Gruppen aus Pakistan dagegen,
erläutert Dr. Scholz. Für den jüngsten Terroranschlag mache Indien
jedoch nicht nur diese Terrorgruppen verantwortlich, sondern auch
Pakistan direkt. So drohe aus einem Konflikt zwischen Indien und
den Terrorgruppen ein bilateraler Konflikt zwischen Indien und
Pakistan zu entstehen. Dazu trägt auch bei, dass Indien den
Indus-Wasservertrag ausgesetzt hat, der seit 1960 die
Wasserverteilung der für Pakistan wichtigen Lebensader regelt. Wenn
Indien das Wasser selbst nutzen würde, könnte das aus Sicht
Pakistans eine rote Linie überschreiten. Das sei „eine schlechte
Entscheidung Indiens aus globaler Perspektive“, urteilt Dr. Scholz.
Denn durch das Aussetzen dieses internationalen Vertrags erscheine
Indien, das eigentlich in einer Opferrolle ist, nun als aggressiver
Akteur. Wie gefährlich ist eine solche Situation in Anbetracht der
Tatsache, dass Indien und Pakistan nicht nur über Nuklearwaffen
verfügen, sondern darüber hinaus auch China einen Teil der
Kaschmir-Region beansprucht und ebenfalls Nuklearmacht ist? Dr.
Scholz sieht keine direkte Gefahr für den Einsatz von
Nuklearwaffen, denn daran lasse derzeit keiner der drei Staaten ein
Interesse erkennen. Die Gefahr gehe eher davon aus, dass durch
nicht-staatliche Terrorgruppen bilaterale Konflikte mit der Zeit
soweit eskalieren, dass dann eine nukleare Schwelle erreicht werden
könnte. Vom „nuklearen Säbelrasseln Pakistans“ lasse sich jedoch
weder die Regierung noch die Bevölkerung Indiens verunsichern. Im
letzten Teil richtet der Atlantic Talk Podcast den Blick auf
Indiens wachsende Rolle in der Welt. Dr. Scholz betont, schon jetzt
sei Indien ein Akteur, der Fachkräfte in alle Welt sendet.
Wirtschaftlich hat Indien Japan bereits nach einigen Indizes
überholt und könnte wohl in zwei bis drei Jahren zur drittgrößten
Volkswirtschaft der Welt aufsteigen. Gleichzeitig hat das Land
immer noch rund 800 Millionen Einwohner, die von akuter Armut
betroffen sind. Wie positioniert sich das Land außenpolitisch und
was bedeutet das für die Beziehungen im Konfliktfeld zwischen den
USA und China? Darum geht es ebenso wie um die erneuten
Verhandlungen zwischen der EU und Indien über ein
Freihandelsabkommen sowie Sicherheits- und
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