Atlantic Talk Podcast
Sicherheits- und außenpolitische Analysen, Strategien und diplomatische Optionen
Podcaster
Episoden
27.11.2025
47 Minuten
Karl-Theodor zu Guttenberg nennt als Vorbild das Land auf Platz 1
des World Happiness Index: Finnland. Dort, wo die Menschen
besonders glücklich sind, gibt es hohes Vertrauen in die Regierung
und öffentliche Institutionen, weil dort Politik Lage und
Entscheidungen nicht nur erklärt, sondern auch zuhört, transparent
und ehrlich kommuniziert. Das gelinge dort auch bei
sicherheitspolitischen Themen gut, während Finnland gleichzeitig
eines der am meisten bedrohten Länder Europas sei. Als Karl-Theodor
zu Guttenberg 2009 Verteidigungsminister wurde, bestimmten vor
allem abstrakte Bedrohungen und Auslandseinsätze die
sicherheitspolitische Agenda. Über die Realität des
Afghanistan-Einsatzes beispielsweise habe damals ein „Deckmantel
des Schweigens“ gelegen. – Er habe versucht, offen und ohne
Euphemismen darüber zu kommunizieren. Das sei auch für die heutige
Situation der richtige Weg. Während seiner Amtszeit setzte er die
Wehrpflicht aus – eine damals richtige Entscheidung, wie er sagt.
Heute habe sich die Lage aber grundlegend verändert: Russland führe
nicht nur Krieg in der Ukraine, sondern bedrohe ganz Europa und das
NATO-Bündnisgebiet mit fast täglichen Cyberangriffen, Sabotageakten
und Drohnenüberflügen. „Ich gehe schon so weit, dass ich sage: Wir
befinden uns – Europa – bereits in einem Krieg.“ Über die
Konsequenzen daraus müsse offener gesprochen werden – ohne Angst
vor Reaktionen in der Debatte. Die Dringlichkeit
sicherheitspolitischer Entscheidungen müsse in einer
realitätsbezogenen Kommunikation oft wiederholt werden, das gehe
auch ohne „Tonalität des Säbelrasselns“. Inder Narrative wie „Nie
wieder Krieg“ und „Frieden schaffen ohne Waffen“ seien tief in der
Gesellschaft verankerte Wünsche, blieben historisch betrachtet aber
fast immer eine Utopie. Er findet: „Frieden schaffen, ohne Waffen
einzusetzen, aber sie gleichzeitig zu haben, um zu vermeiden, dass
die andere Seite, die auch über sie verfügt, sie selbst einsetzt“,
das müsse das Ziel sein und auch so formuliert werden, auch wenn es
„ein Halbsatz mehr“ sei. Im Gespräch mit Atlantic Talk-Moderator
Dario Weilandt plädiert zu Guttenberg für eine Streitkultur mit
mehr Substanz, Respekt und ernsthaftem Zuhören – sowohl in der
Öffentlichkeit als auch im familiären und gesellschaftlichen
Umfeld. Am Ende dieser Podcast-Folge verrät „KT“ zu Guttenberg, wie
er sich selbst nennt, seine drei Grundsätze für ein
Kommunikationskonzept für deutsche Sicherheitspolitik.
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11.09.2025
1 Stunde 4 Minuten
„Es muss uns gelingen, aus dieser latenten Angst Selbstbewusstsein
zu machen, dass diese Gesellschaft mit anderen zusammen in der Lage
ist, einen solchen Krieg zu verhindern“, sagt Sigmar Gabriel, „und
zwar dadurch, dass wir uns so stark machen, dass keiner auf die
Idee kommt, mit einem Krieg anzufangen.“ Der SPD-Politiker und
frühere Stellvertreter der Bundeskanzlerin erklärt auch, was dazu
seiner Meinung nach vor allem nötig ist: „Die wichtigste
Voraussetzung dafür, einen potenziellen Angreifer aus Russland
abschrecken zu können, ist, dass eine Gesellschaft sich ihrer Lage
bewusst ist. Erstens, dass es etwas zu verteidigen gibt, nämlich
dass wir in einer der wirklich liberalsten und freiheitlichsten
Gesellschaften auf dem Planeten hier leben, und dass [diese
Freiheit] zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren ernsthaft
bedroht ist.“ Im Atlantic Talk Podcast spricht Gastgeber Oliver
Weilandt mit Sigmar Gabriel darüber, vor welchen
sicherheitspolitischen Aufgaben nicht nur der Staat Deutschland
steht, sondern welche Verantwortung die Bürgerinnen und Bürger der
Bundesrepublik haben. Denn die Kehrseite der Freiheit sei die
Verantwortung. Dass der Krieg in der Ukraine „was mit uns zu tun
hat und dass Russland eigentlich den Westen bekämpft und nicht nur
die Ukraine – das glaube ich nicht, dass das schon angekommen ist“,
so die Einschätzung des früheren Außenministers und heutigen
Vorsitzenden der Atlantik-Brücke. Er sieht die Wehrpflicht als eine
gute Möglichkeit für eine wirkliche tiefgreifende gesellschaftliche
Debatte, denn wenn praktisch in jedem Haushalt darüber gesprochen
werden muss, „ob man zur Bundeswehr geht oder nicht und was das
eigentlich bedeutet“, dann könne eine Gesellschaft „in der
Diskussion auch den Konflikt irgendwann auflösen oder auch mit
Mehrheit entscheiden“. Damit die Gesellschaft die gegenüber der
Vergangenheit fundamental veränderte Bedrohung auch versteht und
diskutiert, ist Sigmar Gabriel auch für eine deutliche Sprache: Es
gehe eben um mehr als Verteidigungsfähigkeit. „Verteidigungsbereit
zeigt, ich kann mein Territorium verteidigen. Abschreckungsfähig
ist: ‚Versuch’s erst gar nicht, das landet bei dir!‘ Dazu sind wir
in der Lage“. In dieser Folge des Atlantic Talk Podcasts geht es
auch darum, wie die Europäerinnen und Europäer gemeinsam in der
sich verändernden Welt agieren sollten. Oliver Weilandt und Sigmar
Gabriel sprechen über die gleichzeitig stattfindenden Einigungs-
und Spaltungstendenzen innerhalb Europas. Wie sollte sich die EU in
der sich verschiebenden globalen Ordnung positionieren, wie zum
Beispiel mit den BRICS-Staaten umgehen? Eine Forderung Deutschlands
nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat sieht Gabriel als so
konträr zur Auffassung des globalen Südens, dass er sich „wundere,
dass sie immer noch vertreten wird“. Der SPD-Politiker ist sich
sicher, es werde rund zehn Jahre brauchen, die Bundeswehr wieder so
auszurüsten, dass sie eine abschreckungsfähige Territorialarmee
ist. Und das bedeute auch, dass Deutschland und Europa die
Amerikaner länger brauchen, als gewünscht. Zugleich macht Gabriel
deutlich, wie essentiell die Bereitschaft Deutschlands im
europäischen wie transatlantischen Kontext ist, nach einem
Waffenstillstand die Ukraine gegen einen möglichen erneuten
Überfall Russlands abzusichern. Wenn Deutschland dann „nein“ sagen
würde, „dann können wir einpacken“. Im Grunde geht es in dieser
Folge auf ganz unterschiedlichen Ebenen um Werte: Die Freiheit, aus
der sich eine Verantwortung für die deutsche und europäische
Gesellschaft für ihre Verteidigung ergibt, aber eben auch die
Grundlagen, die Staaten miteinander verbinden und beispielsweise
über viele Jahrzehnte das transatlantische Verhältnis zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika
geprägt haben. Gabriel beruft sich auf Churchill, wenn er sagt,
dass es Freundschaften zwischen Staaten eigentlich nicht gibt, wohl
aber gemeinsame Interessen. Das Wertefundament mit den USA werde
möglicherweise „verdammt dünn“. Wenn es um gemeinsame Interessen
geht, dann könnten Deutschland und die EU weiter mit den USA
zusammenarbeiten. Darüber hinaus gelte es aber auch jetzt schon,
eine ganze Reihe anderer internationaler Partner zu finden. Auch in
den transatlantischen Beziehungen habe es immer wieder Rückschläge
gegeben. Trotzdem hätten sie sich am Ende immer zum Besseren
weiterentwickelt. „Es gibt“, sagt Sigmar Gabriel, „keinen Grund zur
Annahme, dass sozusagen jetzt das Ende der Geschichte erreicht
sei.“
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26.07.2025
47 Minuten
In der Region Jammu und Kaschmir im Norden Indiens schwelt seit
Jahrzehnten der Kaschmir-Konflikt. Wegen der regelmäßigen
Gewaltausbrüche zwischen Indien und Pakistan und weil beide Staaten
Atomwaffen besitzen, gilt Kaschmir als eine der gefährlichsten
Regionen der Welt. Die letzte Eskalation Anfang Mai 2025 wurde
ausgelöst durch einen Terroranschlag bei Pahalgam. Indien reagierte
mit der „Operation Sindoor“, mit gezielten Militärschlägen auf
mutmaßliche Terrorcamps in Pakistan, was wiederum zu Gegenangriffen
Pakistans führte. Es kam zu schweren Kämpfen an der Grenze und zu
gegenseitigen Anschuldigungen und Sanktionen. Inzwischen gibt es
eine Waffenruhe, doch es herrscht weiter eine diplomatische
Eiszeit. In dieser Folge des Atlantic Talk Podcasts schauen
Moderator Dario Weilandt und sein Gast Dr. Tobias Scholz (Stiftung
Wissenschaft und Politik, zugeschaltet aus Indien) mit etwas
Abstand auf diesen Kurzkrieg. Während Indien versucht, den
indischen Teil Kaschmirs zu einer wirtschaftlich attraktiven Region
zu machen, stellen sich islamistische Gruppen aus Pakistan dagegen,
erläutert Dr. Scholz. Für den jüngsten Terroranschlag mache Indien
jedoch nicht nur diese Terrorgruppen verantwortlich, sondern auch
Pakistan direkt. So drohe aus einem Konflikt zwischen Indien und
den Terrorgruppen ein bilateraler Konflikt zwischen Indien und
Pakistan zu entstehen. Dazu trägt auch bei, dass Indien den
Indus-Wasservertrag ausgesetzt hat, der seit 1960 die
Wasserverteilung der für Pakistan wichtigen Lebensader regelt. Wenn
Indien das Wasser selbst nutzen würde, könnte das aus Sicht
Pakistans eine rote Linie überschreiten. Das sei „eine schlechte
Entscheidung Indiens aus globaler Perspektive“, urteilt Dr. Scholz.
Denn durch das Aussetzen dieses internationalen Vertrags erscheine
Indien, das eigentlich in einer Opferrolle ist, nun als aggressiver
Akteur. Wie gefährlich ist eine solche Situation in Anbetracht der
Tatsache, dass Indien und Pakistan nicht nur über Nuklearwaffen
verfügen, sondern darüber hinaus auch China einen Teil der
Kaschmir-Region beansprucht und ebenfalls Nuklearmacht ist? Dr.
Scholz sieht keine direkte Gefahr für den Einsatz von
Nuklearwaffen, denn daran lasse derzeit keiner der drei Staaten ein
Interesse erkennen. Die Gefahr gehe eher davon aus, dass durch
nicht-staatliche Terrorgruppen bilaterale Konflikte mit der Zeit
soweit eskalieren, dass dann eine nukleare Schwelle erreicht werden
könnte. Vom „nuklearen Säbelrasseln Pakistans“ lasse sich jedoch
weder die Regierung noch die Bevölkerung Indiens verunsichern. Im
letzten Teil richtet der Atlantic Talk Podcast den Blick auf
Indiens wachsende Rolle in der Welt. Dr. Scholz betont, schon jetzt
sei Indien ein Akteur, der Fachkräfte in alle Welt sendet.
Wirtschaftlich hat Indien Japan bereits nach einigen Indizes
überholt und könnte wohl in zwei bis drei Jahren zur drittgrößten
Volkswirtschaft der Welt aufsteigen. Gleichzeitig hat das Land
immer noch rund 800 Millionen Einwohner, die von akuter Armut
betroffen sind. Wie positioniert sich das Land außenpolitisch und
was bedeutet das für die Beziehungen im Konfliktfeld zwischen den
USA und China? Darum geht es ebenso wie um die erneuten
Verhandlungen zwischen der EU und Indien über ein
Freihandelsabkommen sowie Sicherheits- und
Verteidigungspartnerschaften. Dr. Tobias Scholz sieht ein Momentum
dafür, dass die Verhandlungen diesmal gelingen könnten.
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19.06.2025
34 Minuten
„EU und NATO sind wie zwei Gehirnhälften, die nicht genug
miteinander kommunizieren“, sagt Dr. Nicole Koenig, Head of Policy
der Münchner Sicherheitskonferenz, aber das ändere sich jetzt.
Europa ist dabei, sich neu zu sortieren. Seit der Rückkehr von
Donald Trump ins Weiße Haus haben sich die USA von ihrer Rolle als
sicherheitspolitischer Garant Europas zurückgezogen. Europa muss
sich selbst verteidigen können. Was bedeutet das für einen
hoffentlich baldigen Waffenstillstand in der Ukraine, für Europas
eigene Verteidigung und für das europäische Sicherheitsgefüge
insgesamt? Moderator Dario Weilandt spricht mit Dr. Nicole Koenig
darüber, wer denn zur „Koalition der Willigen“ gehören könnte, die
die Ukraine maßgeblich unterstützen will – auch mit weniger
Unterstützung durch die USA. Zu den 30 Staaten zählen Frankreich,
Großbritannien, viele EU-Staaten, aber auch Australien, Kanada und
Japan. Zugleich gebe es aber auch Länder, die sagen, sie können
nicht dabei sein, denn sie müssen zu sehr auf eigene Verteidigung
achten. Große Fähigkeitslücken sieht Koenig insbesondere in der
Luft- und Raketenabwehr. Hier will die NATO ihre Kapazitäten um 400
% steigern. In der Produktion von Munition ist Russland bislang
noch deutlich schneller als die NATO. „Russland produziert in drei
Monaten so viel wie die ganze Nato in einem Jahr!“ Die Europäische
Union hat neue Programme aufgelegt: „ReArm Europe“ und das neue
SAFE-Programm („Security Action for Europe“) mit 150 Milliarden
Euro für die gemeinsame Rüstungsbeschaffung. Das werde manchen
EU-Ländern helfen, aber es sei klar, „der Großteil der
Investitionen muss auf nationaler Ebene passieren“. Am Ende sei die
Frage, um wie viel werden sich die Nationalstaaten verschulden. Die
Expertin für EU-Außen- und Sicherheitspolitik sagt, es habe in den
vergangenen drei Jahren viele „Déjà-vu-Momente“ bei europäischen
Veranstaltungen zur Verteidigung gegeben: „Eigentlich wussten alle,
was es braucht – größere gemeinsame Beschaffungen, Stückpreise
senken, langfristige Verträge, mehr Ressourcen –, aber man hatte
das Gefühl, so richtig aufgewacht ist man nicht.“ Seit diesem Jahr
beobachte sie jedoch ein höheres Tempo. Wie sollte die neue
deutsche Bundesregierung agieren? Und schafft es die Europäische
Union im Bereich Sicherheit und Rüstung mit einer Stimme zu
sprechen und dabei ihre demokratischen Werte nach innen und außen
zu vertreten? Auch wenn nicht klar ist, wie sehr und wie schnell
sich die USA tatsächlich aus Europa zurückziehen, zwischen
strategischer Autonomie Europas – vielleicht sogar „als letzte
Bastion der liberalen Demokratie“ – und guten transatlantischen
Beziehungen sieht Dr. Nicole Koenig jedenfalls keinen Widerspruch.
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31.03.2025
42 Minuten
„Die Türkei, Israel, Saudi-Arabien und Iran sind mächtige Staaten
in der Region. Und dann gibt es bewaffnete Gruppen, die sehr viel
Machtpotential haben“, fasst Professor Dr. Stephan Stetter die
regionalen Machtverhältnisse im Nahen Osten zusammen. Hinzu kommen
die Großmächte in der Region, in der sich in den letzten Monaten
und Jahren politisch viel verschoben hat: Der Gaza-Krieg geht
weiter, die iranischen Unterstützergruppen verlieren an Einfluss,
mehrere große Player ändern ihre Strategie in der Golf-Region, und
vor allem wurde das Assad-Regime in Syrien gestürzt. Der Atlantic
Talk Podcast blickt heute mit dem Professor für Internationale
Politik und Konfliktforschung an der Universität der Bundeswehr
München aus drei Blickwinkeln auf den Nahen Osten. Zuerst geht es
um die Situation in Syrien. In dem vielschichtigen Land hat die
islamistische Miliz Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS) im Dezember 2024
die Regierung Assads gestürzt und die Regierung übernommen – mit
Unterstützung der Türkei und „mit Argusaugen beobachtet von den
Golfstaaten“. Syrien ist als großes, zentral platziertes Land und
Drehkreuz im Nahen Osten mit Zugang zum Mittelmeer geopolitisch
wichtig. Zugleich haben die verschiedenen religiösen und ethnischen
Gruppen Bindungen in die Nachbarländer hinein. Russland habe sich
weitgehend zurückgezogen, und wie sich die Zusammenarbeit mit
Syrien künftig gestaltet, sei offen, sagt Stetter. Die syrische
Regierung versuche „eine Art Balancing“ zwischen den auswärtigen
Kräften. Zumal nicht klar sei, was die USA wollen. Die rund 2.000
US-Soldaten im Land sind bisher eine äußerst wichtige Unterstützung
für die Kurden. Thema ist auch die Rolle Israels, das zwar keine
territorialen aber durchaus machtpolitische Ambitionen habe. Davon
ausgehend weitet Moderator Dario Weilandt mit seinem Gast im
zweiten Teil den Blick und schaut über Syrien hinaus auf die
Regional-Mächte des Nahen Ostens. Wie wirkt sich der sinkende
Einfluss des Iran aus? Und wer hat kein Interesse daran, dass der
Iran als machtpolitischer Akteur ganz wegbricht? Droht angesichts
der weit fortgeschrittenen Uran-Anreicherung im iranischen
Atomprogramm ein nukleares Wettrüsten im Nahen Osten? Darauf schaut
auch Saudi-Arabien, das ein wichtiger politischer Akteur geworden
ist, erklärt Stetter: „Wo finden die Gespräche statt, die Russland
mit den USA führt? In Saudi-Arabien!“. Teil drei dieser
Podcast-Folge widmet sich den Interessen der Großmächte im Nahen
Osten. Russland, das „eine riesige Kriegswirtschaft“ aufbaut, werde
versuchen, seinen Einfluss im Nahen Osten nicht komplett zu
verlieren. Ein gutes Arrangement mit Syrien habe für Russland große
strategische Bedeutung für seinen Einfluss auf dem afrikanischen
Kontinent. China werde weiterhin eine weniger sicherheitspolitische
als ökonomische Strategie im Nahen Osten verfolgen, so die
Einschätzung Stetters. Könnte sich das ändern durch Indien, das
sein wirtschaftliches und sicherheitspolitisches Engagement im
Nahen Osten ausgeweitet hat? Stößt das Land in eine Lücke, die
möglicherweise die USA eröffnen, auch wenn die sich nicht ganz
zurückziehen? Und welche Rolle spielt Europa im Spielfeld der Groß-
und Regionalmächte des Nahen Ostens? Sehr viele konkurrierende und
kooperierende Akteure unterschiedlicher Größenordnung bringen also
eigene Strategien und unterschiedliches militärisches und
ökonomisches Potenzial mit ein.Das macht den Weg zu dauerhaftem
Frieden und Stabilität im Nahen Osten nicht einfacher. Es läge aber
auch im Interesse aller Akteure, die Lage nicht komplett eskalieren
zu lassen, sagt Prof. Stetter. Daher scheint ein ganz großer
Flächenbrand in der Gegend auf absehbare Zeit unwahrscheinlich.
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Über diesen Podcast
Interessante Gäste, die ihre topaktuellen Informationen und ihr
profundes Hintergrundwissen zu internationalen Sicherheitsfragen
mit uns teilen.
Im Atlantic Talk kommen Menschen zu Wort, die sich beruflich mit
den Veränderungen von Sicherheitslagen befassen, die Nuancen
aufspüren; Experten, die diplomatische oder militärische
Verschiebungen bewerten und die ihre Analyse dann in politische
Handlungsoptionen umsetzen.
Immer am letzten Donnerstag jeden Monats!
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