Deutschlands Wirtschaft weiter im Sinkflug: Insolvenzen auf Rekordniveau | Von Janine Beicht

Deutschlands Wirtschaft weiter im Sinkflug: Insolvenzen auf Rekordniveau | Von Janine Beicht

11 Minuten

Beschreibung

vor 5 Monaten

Ein Jahrzehnthoch bei Insolvenzen und ein besonders
starker Anstieg im industriellen Mittelstand zeigen, dass die
wirtschaftliche Substanz Deutschlands gefährlich erodiert. Der
oft beschworene Strukturwandel entpuppt sich als Rückbau, und die
Politik liefert immer noch keine Antworten.


Ein Standpunkt von Janine Beicht.


Deutschlands Wirtschaft steckt in einer Zange aus Rezession,
Strukturkrise und politischer Kurzsichtigkeit. Die Zahlen
sprechen eine deutliche Sprache: Im ersten Halbjahr 2025 meldeten
11.900 Unternehmen Insolvenz, ein Plus von 9,4 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr und der höchste Wert seit einem Jahrzehnt.
Diese Daten stammen aus einem »Bericht der
Wirtschaftsauskunftei Creditreform« für das erste Halbjahr
2025. Besonders der Mittelstand, oft als Rückgrat der Wirtschaft
gefeiert, gerät ins Straucheln. Während Politiker und
Wirtschaftsverbände mantraartig von „Herausforderungen“ sprechen,
zeigt die Realität: Die Krise ist kein vorübergehendes Tief,
sondern ein handfester Warnschuss. Wer trägt die Verantwortung,
und warum wird so wenig getan, um die Abwärtsspirale zu stoppen?


Mittelstand in der Zwickmühle: Wo die Pleitewelle am
härtesten zuschlägt


Die Insolvenzstatistik der Wirtschaftsauskunftei Creditreform
zeichnet ein düsteres Bild. Während Kleinstunternehmen mit
weniger als zehn Mitarbeitern weiterhin die Mehrheit der Pleiten
ausmachen, über 80 Prozent der Fälle, zeigt der Mittelstand mit
Firmen zwischen 51 und 250 Beschäftigten eine alarmierende
Dynamik. Hier kletterten die Insolvenzzahlen zum Teil auf bis zu
16,7 Prozent.


Besonders betroffen ist das verarbeitende Gewerbe, wo die Pleiten
mit 17,5 Prozent fast doppelt so stark stiegen wie im
Gesamtdurchschnitt. Der Handel folgt mit einem Anstieg von 13,8
Prozent, getrieben von Kaufzurückhaltung und dem Wettbewerbsdruck
durch Online-Giganten. Selbst das Baugewerbe mit einem
vergleichsweise moderaten Anstieg von 1,7 Prozent erreichte eine
Insolvenzquote auf Zehn-Jahres-Hoch. Der Dienstleistungssektor,
der 58,5 Prozent der Pleiten ausmacht, bleibt das Epizentrum der
Krise.


Warum trifft es den Mittelstand so hart? Patrik-Ludwig Hantzsch,
Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, nennt die
Gründe:
„Unternehmen kämpfen mit schwacher Nachfrage, steigenden Kosten
und anhaltender Unsicherheit. […] Rücklagen werden aufgebraucht,
Kreditlinien nicht verlängert und immer mehr Firmen geraten in
ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten."

Nach über zwei Jahren Rezession sind Rücklagen aufgebraucht,
Kreditlinien gekappt, und die Finanzierung wird zum Drahtseilakt.
Doch hinter diesen nüchternen Worten lauert eine unbequeme
Wahrheit: Politische Fehlentscheidungen, von Energiepreisschocks
bis hin zu bürokratischen Hürden, haben den Boden für diese Krise
bereitet. Während die Regierung mit Symbolpolitik und
Subventionsprogrammen hantiert, kämpfen Unternehmen ums nackte
Überleben.


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