#25 | Wie verändert AI das Texten? Gast: Chris Sidow
22 Minuten
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Beschreibung
vor 5 Monaten
Zweieinhalb Jahre nach dem ChatGPT-Launch ist klar:
KI-Tools haben die Textbranche revolutioniert. Im aktuellen
Podcast der Text Akademie erklärt Chris Sidow, erfahrener Texter
und Dozent, den Wandel im Berufsalltag.
KI – Fluch oder Segen? «Eher Segen», antwortet Chris Sidow auf
die zentrale Frage. Die Aufgaben von Texterinnen und Textern
haben sich nicht geändert, aber ihre Arbeitsweise hat sich
starkverändert. «KI-Tools sind heute unverzichtbar. Ohne sie zu
arbeiten, ist wie mit der Schreibmaschine gegen den Computer
anzutreten». Insbesondere in der Texter-Ausbildung zeigt sich
diese Entwicklung: Wenn heute Headlines oder Claims entwickelt
werden, nutzen Schülerinnen und Schüler KI-Tools völlig
selbstverständlich. Diese Technologie gehört einfach dazu –
ablehnende Haltungen gegen KI-Tools sind nicht mehr aktuell.
Die Gefahr des Durchschnitts
Das grösste Risiko sieht der Experte in der Mittelmässigkeit:
«Was aus der Maschine kommt, ist meistDurchschnitt». Large
Language Models produzieren durch Wahrscheinlichkeitsrechnungen
oft austauschbare Texte. Unternehmen, die auf professionelle
Texterinnen und Texter verzichten, riskieren die
Differenzierungihrer Marke. Wenn Firmen mit durchschnittlichen
Texten zufrieden sind, nur weil sie fehlerfrei und einigermassen
klar sind, könnte die gesamte Kommunikationslandschaft leiden.
Die Werbung soll eigentlich Marken von ihren Mitbewerbern
unterscheiden. Doch diese Differenzierung gerät in Gefahr.
Kritisches Denken ist die neue
Schlüsselkompetenz
Sidow beschreibt den Wandel der Berufsrolle grundlegend: Das
kritische Denken wird zur Schlüsselkompetenz, denn Large Language
Models wollen gefallen und formulieren auch den grössten Unsinn
sehr überzeugend. Hier ist die menschliche Erfahrung gefragt, um
beurteilen zu können, was gut ist und was nur Durchschnitt.
Prompt Engineering entwickelt sich parallel zur neuen
Kernfähigkeit – wie man mit der Maschine kommuniziert,entscheidet
über die Qualität der Ergebnisse.
Frankenstein-Texte: Die kreative Symbiose
Eine seiner Arbeitsmethoden nennt Sidow «Frankenstein-Texte». Er
sagt: «Ich lasse mir mehrere Vorschläge von der Maschine machen
und nehme dann einzelne Formulierungen heraus. Sozusagen ein
Best-of.» So entstehen aus verschiedenen KI-Outputs individuelle
Texte. Es ist eine kreative Mischung aus maschineller
Unterstützung und menschlicher Gestaltung. Der KI-Output dient
als Rohmaterial für die weitere kreative Arbeit.
Nachwuchsförderung bleibt essenziell
Sidow warnt vor kurzsichtiger Sparsamkeit inmitten der
KI-Euphorie. «Es ist entscheidend, Junior-Texterinnenund Texter
auszubilden», betont er. «Nur so haben wir auch in Zukunft
Profis, die den KI-Output professionell beurteilen und damit
weiterarbeiten können.» Andernfalls könnte unsere Branche an
Expertise verlieren. In stürmischen Zeiten neigen Agenturen dazu,
auf die Nachwuchsförderung zu verzichten und blind aufKI zu
setzen. Doch so ein Vorgehen ist bestenfalls eine kurzfristige
Lösung. Langfristig mangelt es ohne geschulte Talente an der
Fähigkeit zur Qualitätsbewertung. Der Blick nach vorn bleibt
entscheidend.
Die Textbranche erlebt einen Paradigmenwechsel
Durch KI steigt die Effizienz, aber die menschliche Kreativität
bleibt der Schlüssel zum Erfolg. Texterinnen und Texter, die KI
als Werkzeug nutzen und nicht als Bedrohung sehen, werden
erfolgreich sein. Die Fähigkeit, KI-Output kritisch zu bewerten,
und kreative Feinheiten hinzuzufügen, um einzigartige
Markensprachen zu entwickeln, sichert die Zukunft des
Berufsstands.Chris Sidow ist Texter und Konzepter in Zürich. Er
arbeitet bei der Agentur Therefore und ist Experte für Text,
Markenstrategie und Künstliche Intelligenz. Nebenbei unterrichtet
er an der Schweizerischen Text Akademie und der Prompt
Engineering Academy. Er ist ADC Member sowie Mitglied bei
KImpact, dem Verband für Künstliche Intelligenz in der Schweiz,
und gilt als Experte für die Verbindung von kreativem Texten und
neuen Technologien.
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