Melanom: Die Therapierevolution (Teil 2)

Melanom: Die Therapierevolution (Teil 2)

1 Stunde 9 Minuten

Beschreibung

vor 5 Monaten

Der "Auflicht Podcast" widmet sich der revolutionären
Transformation der Melanomtherapie und beleuchtet den
Wandel von weitgehend ineffektiver Chemotherapie hin zu
bahnbrechenden Immuntherapien und zielgerichteten
Kinase-Inhibitoren. Professor Christoph Höller, ein führender
Experte in der dermato-onkologischen Forschung und Therapie,
teilt dabei persönliche "AHA-Erlebnisse" aus
seiner 25-jährigen Karriere, die den dramatischen Einfluss dieser
Fortschritte unterstreichen.




Von der "Sterbebegleitung" zur
Langzeitüberlebenskurve:


Frühe Chemotherapien wie Dacarbazin und
Fotemustin waren oft als "Sterbebegleitung
mit Chemotherapie" zu bezeichnen. Das mittlere
Gesamtüberleben für Patienten im Stadium IV lag zwischen 6
und 12 Monaten.

Das Aufkommen von Ipilimumab (einem
CTLA-4-Antikörper) markierte den ersten großen
Durchbruch. Es bot erstmals ein "Überlebensplateau", das etwa
20 % der Patienten erreichten.

Es folgten PD-1-Antikörper, die das
Langzeitüberleben auf etwa 35-40 % steigerten.

Die Kombination von Immuntherapien (CTLA-4 +
PD-1) führt nun zu einer weiteren Steigerung des
melanomspezifischen Überlebens auf über 50% nach 10 Jahren.





Zielgerichtete Therapien: Der
"Lichtschalter"-Moment:


Die Entwicklung von BRAF/MEK-Inhibitoren
für BRAF-mutierte Melanome (die bei 40-50 % der Patienten
vorliegen) bietet eine unglaublich schnelle Tumorschrumpfung.

"Wie wenn man dem Tumor den Lichtschalter abtritt", was
zu initialen Ansprechraten von über 90 % führt.

Obwohl die Monotherapie eine rasche Resistenz (mittlere
Zeit bis zur Resistenz ca. 6 Monate) zeigte, können
Kombinationstherapien die Dauer des Ansprechens verlängern.





Optimale Behandlungsstrategie bei metastasiertem
Melanom (unbehandelt):


Für unbehandelte, metastasierte Melanome ist die
Immuntherapie (insbesondere die
Kombinationstherapie) die klare
Erstlinientherapie.

Die zielgerichtete Therapie dient heute primär als
"letzte Therapielinie" im metastasierten
Setting da BRAF/MEK-Inhibitoren nach Immuntherapie eine
vergleichbare Wirksamkeit wie in der Erstlinie aufweisen.





Die Kraft der neoadjuvanten Therapie:


Ein Paradigmenwechsel ist die neoadjuvante und
perioperativen Therapie für operabel metastasierte
Melanome.

Der entscheidende Vorteil dieser Strategie ist, dass die
Therapie zu einem Zeitpunkt erfolgt, wenn der Tumor
und sein immunologisches Mikromilieu noch vorhanden
sind, was eine robustere und effektivere
Antitumor-Immunantwort induziert.

Studien haben gezeigt, dass die Gabe von
Immuntherapie vor
der Operation zu einem signifikant besseren
rückfallfreien Überleben führt (>20-30 %
Verbesserung im Vergleich zur Operation gefolgt
von adjuvanter Therapie).


Wichtige Botschaft für Kliniker: Bei
Verdacht auf Lymphknoten- oder In-Transit-Metastasen sollte
zuerst eine Biopsie erfolgen, und wenn
diese bestätigt ist und eine operable Situation vorliegt,
muss neoadjuvante Immuntherapie vor der
chirurgischen Entfernung eingeleitet werden.





Adjuvante Therapie, Nutzen und Risiko
abwägen:


Für die adjuvante (postoperative) Behandlung minimaler
Resterkrankung bieten sowohl zielgerichtete Therapien als
auch Immuntherapien vergleichbare
Langzeitvorteile hinsichtlich der
Rückfallprävention.

Es gibt jedoch Unterschiede im
Nebenwirkungsprofil: Zielgerichtete Therapien haben
häufigere, aber reversible Nebenwirkungen; Immuntherapien
können seltene, aber potenziell schwere und bleibende
immunvermittelte Nebenwirkungen verursachen.

Dies erfordert eine ausgewogene Diskussion mit
dem Patienten (Shared Decision Making).





Österreichs Besonderheit:


Österreichs einzigartiger Rechtsrahmen verpflichtet Ärzte
gesetzlich, nach dem aktuellen Stand des
medizinischen Wissens zu handeln.

Dies ermöglicht Patienten in Österreich einen sehr frühen
Zugang zur "aktuellsten, besten und neuesten
Therapie", auch für Off-Label-Indikationen, die
durch robuste wissenschaftliche Daten gestützt werden. Dies
ist ein "Unikat" im internationalen Vergleich.






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