Auflicht - Der Dermatologie Experten Talk

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Episoden

Hidradenitis suppurativa
26.11.2025
43 Minuten
Hidradenitis Suppurativa (HS, Acne Inversa) Dr. Antonia Wiala-Winter und ich unterhalten uns zu einer schweren chronischen Hauterkrankung mit enormem Leidensdruck: Der Hidradenitis suppurativa. Definition: Rein klinische Diagnose (keine Biopsien/Labor nötig) mit drei Grundläsionen: entzündliche Knoten, Abszesse und sezernierende Fisteln in inversen Körperarealen (Achseln, Leisten, Genital, Gesäß), die innerhalb von sechs Monaten rezidivieren. HS geht primär vom Haarfollikel aus, nicht von Schweißdrüsen, und unterscheidet sich grundlegend von der Akne vulgaris. Pathogenese: Die HS ist KEINE Infektionskrankheit. Mechanischer Stress in Hautfalten begünstigt Mikrobenpenetration und follikuläre Hyperkeratose; verstärkt durch Nikotinabusus. HS ist eine Systemerkrankung mit genetischer Veranlagung und Komorbiditäten wie chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Spondyloarthritis, PCOS und metabolischem Syndrom. Beeinflussbare Risikofaktoren: Rauchen und Adipositas (proinflammatorische Adipozyten, erhöhte Reibung). Belastung: Diagnoseverzögerung etwa sieben Jahre, massive Schmerzen, weitreichende sozioökonomische und psychische Folgen (Krankenstandstage, Beziehungsprobleme, sexuelle Dysfunktion). Therapie: Entzündungshemmende, antibiotische Therapie ist zentral. Bei Frauen (3:1-Verhältnis) mit Zyklusabhängigkeit eröffnen sich weitere Therapieoptionen. Aktuell gilt 50% Verbesserung als Erfolg. Frühzeitiger Systemtherapie-Start ab moderater HS (IHS4 ≥ 4) empfohlen. Fisteln erfordern oftmals eine chirurgische Entfernung. Wenn Sie mehr zur Therapie wissen wollen gehen finden Sie eine Spezialepisode auf www.wayfinder.at Wichtigste Botschaft: „Da kann man nichts mehr machen" ist obsolet – Therapie und Unterstützung (Selbsthilfegruppen) sind immer möglich.
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KI in der Dermatologie
21.10.2025
52 Minuten
KI in der Dermatologie: von technologischer Entwicklung und KI-Revolution Hören Sie Prof. Harald Kittler zum derzeit wohl am meisten diskutierten Thema unserer Zeit: Künstliche Intelligenz (KI). Wollen Sie die Inhalte in Ton UND Bild, dann einfach bei www.DermaTV.at anmelden und viele weitere spannende Themen entdecken. Die technologische Revolution in der Dermatologie begann mit einfacher Hardware, wie dem Handdermatoskop (Ende der 80er/90er Jahre), gefolgt von digitalen Dermatoskopen und 3D-Ganzkörperfotografie. Erste KI-Versuche zur Hautkrebsdiagnose in den 90er Jahren nutzten primitive, regelbasierte (symbolische) Technologien, die jedoch schnell an ihre Grenzen stießen. Ab Mitte der 90er Jahre erfolgte der Übergang zur datenbasierten KI, bei der Algorithmen die Regeln selbst aus den eingegebenen Daten ableiten. Man unterscheidet dabei zwischen supervidiertem Lernen (Lösung wird eingegeben) und unsupervidiertem Lernen (die KI bildet sich ein eigenes Bild). Anwendung und Herausforderungen im klinischen Alltag KI-Systeme können die Unterscheidung von Muttermalen und Melanomen unterstützen (z.B. mittels Ampelsystem: rot, gelb, grün). In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Kombination von Mensch mit Maschine (Mensch mit Maschine) die besten Ergebnisse liefert, da der Mensch fähig ist, praktische Probleme zu kompensieren, die der Theoretiker nicht bedacht hat. Neue Technologien, wie die 3D-Ganzkörperfotografie, bergen das Risiko, eine hohe Anzahl an falsch positiven Befunden zu generieren, was den Arbeitsaufwand des medizinischen Personals erhöht. Da die "Fallhöhe zur Biopsie" in der Dermatologie sehr gering ist, kann der Einsatz von KI oft als zeitraubend empfunden werden, wenn sie die Entscheidung zur Biopsie nicht überzeugend abkürzen kann. Nischenanwendungen, wie die konfokale Mikroskopie, sind sinnvoll, erfordern aber eine sehr spezifische Fragestellung. Die Rolle des Menschen und Ausblick Trotz des Fortschritts liegt die letztendliche Verantwortung immer beim Menschen. Harald Kittler sieht keine Gefahr, dass Dermatologen obsolet werden, da die manuellen Fähigkeiten und vor allem die menschliche Komponente nicht von Maschinen übernommen werden können. Er betont, dass Menschen ohne Maschinen wahrscheinlich durch Menschen mit Maschinen ersetzt werden, und plädiert daher für die Entwicklung einer KI-Kompetenz.
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Kontroverse: Hautkrebs-Screening
02.09.2025
26 Minuten
Die Wirksamkeit bevölkerungsweiter Hautkrebsvorsorgeuntersuchungen ist umstritten und die Evidenz ist weltweit uneinheitlich und widersprüchlich. Deutschland führte ein landesweites Programm ein. Anfängliche Rückgänge der Melanom-Mortalität waren nicht nachhaltig, aber es gab positive Effekte wie die Früherkennung dünnerer Läsionen und eine geringere Behandlungsintensität. Ein Hauptproblem ist die Überdiagnose, bei der Tumore entdeckt werden, die nie Schaden angerichtet hätten. Die diagnostische Unsicherheit bei der Unterscheidung zwischen gutartigen Muttermalen und frühen Melanomen trägt zur Überdiagnose bei. International empfehlen die meisten Fachorganisationen, einschließlich der US Preventive Services Task Force und der Cochrane Collaboration (2019), keine routinemäßigen bevölkerungsweiten Screenings für asymptomatische Erwachsene, da die belastbare Evidenz fehlt. Vorteile sind die Erkennung dünnerer Läsionen und reduzierte Behandlungsintensität. Nachteile umfassen vor allem Überdiagnose und Überbehandlung (unnötige Biopsien, psychische Belastung, kosmetische Unzufriedenheit) sowie eine hohe Belastung der Gesundheitsressourcen. Es besteht ein Bedarf an Risikostratifizierung, um nur jene zu untersuchen, die am meisten profitieren, sowie an neuen Technologien wie Teledermatologie und KI. Fazit: Aktuelle Evidenz deutet darauf hin, dass bevölkerungsweite Vorsorgeuntersuchungen für asymptomatische Personen ohne klare Risikostratifizierung keinen konsistenten direkten Mortalitätsvorteil haben. Die primäre Prävention (UV-Schutz) und die Aufklärung der Patienten zur Selbstuntersuchung bleiben entscheidend.
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Seltene Pemphigus Erkrankungen (Teil 2)
19.08.2025
28 Minuten
Seltene autoimmunmediierte blasenbildende Hauterkrankungen der Pemphigus-Gruppe Prof. Klemens Rappersberger beleuchtet seltene Subformen der Pemphiguserkrankungen, darunter Pemphigus foliaceus, Pemphigus vegetans, IgA Pemphigus und den paraneoplastischen Pemphigus. Pemphigus foliaceus: Exklusiv Autoantikörper gegen Desmoglein 1 (Dsg1), einem differenzierungsassoziierten Protein, das bei Luftkontakt in Keratinozyten exprimiert wird. Klinisch nie Schleimhautveränderungen, nur Erosionen, primär an Stamm und Kopf. Histopathologisch eine subkorneale Spaltbildung oder im oberen Stratum granulosum mit Akantholyse. Die Immunfluoreszenz zeigt eine interzelluläre Färbung, wobei das Basallager oft nicht gefärbt ist, da dort Dsg1 kaum exprimiert wird. Die Erkrankung ist schwierig zu behandeln und kann unbehandelt ebenso tödlich verlaufen. Pemphigus vegetans: Eine echte Rarität. Tritt im Rahmen eines Pemphigus vulgaris auf. Charakterisiert durch papillomatös-vegetierende, nässende Tumoren, besonders in intertriginösen Arealen (z.B. Leiste). Histologisch: papillomatöse Hyperplasie mit Massen von Eosinophilen und gelegentlicher suprabasaler Spaltbildung. Therapie ähnlich dem Pemphigus vulgaris, ergänzt durch Retinoide zur Reduktion der Vegetationen. Eine Erscheinungsfreiheit der Vegetationen ist möglich. IgA Pemphigus: Eine grundlegend andere Erkrankung, dominiert von neutrophilen Granulozyten. Autoantikörper gegen Desmokoline (v.a. Desmokolin 1 und 2) sowie Desmoglein 1 und 3. Spaltbildung subkorneal oder in höheren Epidermisschichten. Histologisch viele neutrophile Granulozyten. Diagnose durch IgA-Autoantikörper in der Immunfluoreszenz. Klinisch: Multiple, kleine Pusteln, oft mit Hypopyon, die wie eruptive Psoriasis oder generalisierte Infektionen wirken können. Dapson ist die Therapie der Wahl, daneben Kortikosteroide, Immunsuppressiva, Retinoide und CD20-Antikörper. TNF-alpha-Blocker können ebenfalls wirksam sein. Die Erkrankung ist extrem selten. Paraneoplastischer Pemphigus: Ebenso sehr selten. Autoantikörper gegen multiple epidermale Proteine und Basalmembranproteine, mit Desmoglein 3 im Vordergrund. Klinisch: Schwere, akut auftretende Schleimhautläsionen, die TEN-artig erscheinen können. Assoziiert mit hämatologischen Malignomen (z.B. Leukämien, Lymphome, Castleman-Tumoren). Sehr schlechte Prognose aufgrund der zugrunde liegenden onkologischen Erkrankung.
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Der Pemphigus vulgaris (Teil 1)
05.08.2025
44 Minuten
Pemphigus Vulgaris - Teil 1 Prof. Klemens Rappersberger - ein ausgewiesener Experte bei blasenbildenden Autoimmunerkrankungen der Haut teilt seine Erfahrungen zum Pemphigus Vulgaris (PV). PV ist eine potentiell lebensbedrohliche autoimmune blasenbildende Hauterkrankung, die sofortige Diagnose und Behandlung erfordert. Wer ist betroffen? Meist jüngere Erwachsene unter 50 Jahren Frauen etwas häufiger betroffen Akuter Beginn aus völliger Gesundheit heraus (Tage bis Wochen) Schleimhäute: Schwere, schmerzhafte orale Läsionen als häufiges Erstsymptom Haut: Scharf begrenzte, relativ blande Erosionen (selten intakte Blasen) Nikolski-Phänomen: Haut lässt sich am Blasenrand wegschieben Was passiert? Autoantikörper gegen Desmoglein 1 und 3 in Desmosomen führen zum Verlust der Zell-Zell-Adhäsion (Akantholyse) und intraepithelialer Spaltbildung. Diagnostik? Histologie: Suprabasale Spaltbildung, "Grabstein"-Basalzellen Direkte Immunfluoreszenz: "Fischernetz"-Muster von IgG-Ablagerungen ELISA: Standardverfahren zur Antikörperbestimmung Die Folgen? Flüssigkeits- und Proteinverlust Elektrolytstörungen Hauptrisiko: Sekundärinfektionen/Sepsis durch offene Läsionen Therapie? Hochdosis-Steroide und anti-CD20 Antikörper Immunadsorption bei schweren Fällen Azathioprin oder Mycophenolat Mofetil als steroidspaarende Substanzen Das Wichtigste ganz kompakt: Notfall: PV ist dermatologischer Notfall mit potentiell tödlichem VerlaufDiagnostik: Sofortige Biopsie (Histologie + Immunfluoreszenz) und SerologieTherapie: Unverzüglicher Beginn mit Steroiden und anti-CD20 Therapie, supportive TherapieBetreuung: Dermatologische Spezialisierung erforderlich
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Über diesen Podcast

Willkommen beim AUFLICHT-Podcast! Dr. Christian Posch spricht mit ausgewiesenen Experten zu verschiedenen Themen der Dermatologie: wissenschaftlich fundiert, unabhängig und praxisnahe. Von Fachleuten, für Fachleute. Ob Dermatologe, Kinderärztin, Internist oder Allgemeinmedizinerin - hier ist für alle interessierten Medizinexperten etwas dabei. Nicht vergessen: Die Wissenschaft ist stetig im Wandel. Daher immer alle Informationen auf Aktualität und Kontext prüfen. Disclaimer für Patienten: Alle Angaben sind ohne Gewähr und ersetzen den Arztbesuch nicht.

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