Entlarvende Offenbarung | Von Rüdiger Rauls

Entlarvende Offenbarung | Von Rüdiger Rauls

13 Minuten

Beschreibung

vor 5 Monaten

Der deutsche Bundeskanzler dankt Israel, dass es für uns
die Drecksarbeit macht. Auch die Ukraine verteidigt mit dem Blut
ihrer Bürger unsere Freiheit. Was aber sagen solche Sichtweisen
aus über das Denken der westlichen Führungen und den Zustand
ihrer Gesellschaften?


Ein Standpunkt von Rüdiger Rauls.


Keine Drecksarbeit ohne Dreck


Es war ein Satz, den Merz so dahin gesagt hatte, ohne sich
anscheinend seiner tieferen Bedeutung bewusst zu sein. Teile der
Öffentlichkeit reagierten darauf mit der gewohnten moralischen
Empörung. Wieder andere stellten sich voll hinter diese Aussage
des Kanzlers. Endlich werde einmal aufgeräumt mit den Mullahs und
der Bedrohung, die sie nach westlicher Meinung darstellen. Auch
Trump glaubt anscheinend, dass der Angriff auf den Iran so etwas
wie die Endlösung der Konflikte im Nahen Osten bringt. Aber
welche Einstellungen bringen solche Aussagen wie die von Merz und
auch anderen zum Vorschein?


Wo Drecksarbeit geleistet wird, muss auch Dreck sein. So tief
scheinen Merzens Gedankengänge nicht gegangen zu sein, sonst
hätte er so etwas Entlarvendes vermutlich nicht gesagt. Denn bei
genauerem Hinsehen werden Abgründe offenbar, in die er der
Weltöffentlichkeit sicherlich nicht gerne Einblick gegeben haben
dürfte. Aber gesagt, ist gesagt. Aber was sagen uns diese Worte?
Sie sagen: „Israels Armee beseitigt Dreck.“ Gilt das nur für die
iranische Führung oder nicht doch auch für das iranische Volk und
die Menschen im Gaza-Streifen? Sogar die Israel eng verbundene
Frankfurter Allgemeine Zeitung stellt fest, dass inzwischen „der
Kampf gegen die Hamas immer stärker überlagert wird von den
Bestrebungen der Siedlerfraktion in der Regierung, die
Palästinenser zu vertreiben“ (1).


Soll auch hier der Dreck weggeräumt werden, der diesen Plänen im
Wege steht? Trump hatte ja schon Vorstellungen von einer neuen
Riviera im Nahen Osten entworfen und den Reichen der Welt goldene
Zeiten in Aussicht gestellt an den Stränden des östlichen
Mittelmeers. Welche Rolle soll in diesen Plänen den Palästinenser
zuteil werden? Sind sie dann die billigen Servicekräfte in den
Häusern der neuen Herren? Die Vorstellungen des amerikanischen
Präsidenten gehen ja schon so weit, den unbrauchbaren Rest auf
die arabischen Nachbarstaaten zu verteilen, notfalls auch unter
Zwang.


Jordanien hat jedenfalls scheint diese Pläne so ernst zu nehmen,
dass es bereits Protest dagegen erhoben hat. Drohen nun auch ihm
die unausweichlichen Vernichtungsphantasien des Chefs im Weißen
Haus, entweder Vernichtung durch Zölle oder durch die
„großartigen“ Produkte amerikanischer Rüstungsunternehmen? Ob
solche Phantasien auch wirklich umgesetzt werden können, ist noch
etwas ganz anderes. Aber gesagt, ist gesagt, wenn auch Trump sich
wenig Gedanken macht über die Verwirklichung solcher Pläne. Denn
die Berücksichtigung von Gegebenheiten ist sein Ding nicht und
die Erkenntnis, dass die meisten seiner vollmundigen
Ankündigungen bisher an der Wirklichkeit scheiterten, hat sich
bisher beim ihm nicht eingestellt.


Aber sowohl in Trumps Phantasien, Merzens Äußerung und der
Politik Israels gegenüber den Palästinensern und seinen
Nachbarstaaten entpuppt sich ein Denken, das nach dem Faschismus
lange als überwunden galt: Der Glaube an die eigene Besonderheit,
der Vorrang der eigenen Interessen, die höheren Rechte gegenüber
denen der anderen Völker dank der Überlegenheit der eigenen
Werte. Ist das der Dreck, der beseitigt werden muss? Ist der
Begriff „Dreck“ nun nur ein anderer, neuer Ausdruck für das
höhere eigene Lebensrecht gegenüber dem Unrat, den andere Völker
darstellen?


...https://apolut.net/entlarvende-offenbarung-von-rudiger-rauls/


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