Intentional Forgetting – Warum Lernen auch Loslassen braucht
Warum gezieltes Vergessen für Lernprofis der Schlüssel zu echter
Veränderung ist.
1 Stunde 6 Minuten
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Beschreibung
vor 5 Monaten
## Warum wir besser vergessen lernen müssen Wie oft halten wir an
Praktiken fest, weil sie früher funktioniert haben? Doch was uns
einst erfolgreich gemacht hat, kann heute hinderlich sein. Im
Gespräch mit Prof. Dr. Annette Kluge von der Ruhr-Universität
Bochum tauchen wir ein in das Konzept des „Intentional Forgetting“
– dem bewussten Vergessen als aktive Lernstrategie. Denn: Wer sich
nicht trennen kann, kommt nicht voran. ## Was ist Intentional
Forgetting? Intentional Forgetting bezeichnet das bewusste
Schwächen von Gedächtnisinhalten, um deren Abruf zu unterdrücken.
Anders als das klassische Vergessen durch Zeit oder Inaktivität
geht es hier darum, kognitiv zu entscheiden, etwas nicht mehr
hervorzuholen. In Organisationen wie im persönlichen Lernen
bedeutet das: Reize und Kontexte, die Altes triggern, müssen
gezielt entfernt werden. > „Vergessen heißt nicht, dass etwas
weg ist – es ist nur der Zugriff blockiert. Wie bei einer Datei
ohne passenden Player.“ ## Konkrete Anwendungsfelder ### Lernen und
Transfer Gerade beim Umlernen entstehen sogenannte
*Vergessensfehler*: Menschen führen alte Schritte weiter aus,
obwohl sie nicht mehr nötig sind. Routinen sind mächtig – aber
nicht immer hilfreich. > „Das Problem ist nicht das Wissen,
sondern die automatisierten Routinen.“ ### Organisation und Change
Ob alte Poster, Prozesse oder IT-Systeme – Organisationen neigen
dazu, Neues über Altes zu stülpen, ohne aufzuräumen. Dabei fördern
alte Artefakte unbewusst das Erinnern und behindern Veränderung.
> „Organisationen haben selten Ressourcen für das Wegräumen –
nur für das Neue.“ Eine Methode aus dem Change Management:
*Papierkorb, Museum, Schaufenster* – was wollen wir vergessen,
würdigen oder aktiv zeigen? ### Strategie und Identität Veränderung
bedeutet oft auch Identitätsarbeit. Wer seine Vergangenheit
würdigt, kann sich leichter neu ausrichten. Manchmal lohnt sich
auch der Blick zurück: Was früher nicht funktionierte, könnte heute
– unter neuen Rahmenbedingungen – Erfolg haben. > „Nur weil
etwas damals nicht funktioniert hat, heißt das nicht, dass es heute
nicht relevant wäre.“ ## Psychologische Perspektiven Intentional
Forgetting ist kein einfacher mentaler Befehl. Entscheidend ist das
Schwächen der Bedeutung – zum Beispiel durch Ablenkung oder
Neufokussierung. Und: Abruf wird stark durch *Retrieval Cues* –
also Reize – beeinflusst. Musik, Gerüche, Orte können Erinnerungen
reaktivieren. Auch kognitive Kontrolle spielt eine Rolle: Die
Fähigkeit, bestimmte Gedanken zu unterdrücken, hilft beim Vergessen
– ebenso wie eine starke Merkfähigkeit. > „Gute
Gedächtnisleistung hilft beim Vergessen – weil neue Inhalte
dominieren.“ ## Methoden und Beispiele für Learning Professionals -
Veränderungen visuell oder strukturell markieren, z. B. durch
veränderte Prozessbeschreibungen oder Farben am Fließband. - Alte
Prozeduren nicht nur abschaffen, sondern bewusst in Kontrast zur
neuen Methode setzen. - In Lernprozessen
Schritt-für-Schritt-Änderungen vs. radikale Umstellung abwägen –
beide haben Vor- und Nachteile. - Rituale für Teams: Was wird
verabschiedet? Was kommt ins „Museum“?
Praktiken fest, weil sie früher funktioniert haben? Doch was uns
einst erfolgreich gemacht hat, kann heute hinderlich sein. Im
Gespräch mit Prof. Dr. Annette Kluge von der Ruhr-Universität
Bochum tauchen wir ein in das Konzept des „Intentional Forgetting“
– dem bewussten Vergessen als aktive Lernstrategie. Denn: Wer sich
nicht trennen kann, kommt nicht voran. ## Was ist Intentional
Forgetting? Intentional Forgetting bezeichnet das bewusste
Schwächen von Gedächtnisinhalten, um deren Abruf zu unterdrücken.
Anders als das klassische Vergessen durch Zeit oder Inaktivität
geht es hier darum, kognitiv zu entscheiden, etwas nicht mehr
hervorzuholen. In Organisationen wie im persönlichen Lernen
bedeutet das: Reize und Kontexte, die Altes triggern, müssen
gezielt entfernt werden. > „Vergessen heißt nicht, dass etwas
weg ist – es ist nur der Zugriff blockiert. Wie bei einer Datei
ohne passenden Player.“ ## Konkrete Anwendungsfelder ### Lernen und
Transfer Gerade beim Umlernen entstehen sogenannte
*Vergessensfehler*: Menschen führen alte Schritte weiter aus,
obwohl sie nicht mehr nötig sind. Routinen sind mächtig – aber
nicht immer hilfreich. > „Das Problem ist nicht das Wissen,
sondern die automatisierten Routinen.“ ### Organisation und Change
Ob alte Poster, Prozesse oder IT-Systeme – Organisationen neigen
dazu, Neues über Altes zu stülpen, ohne aufzuräumen. Dabei fördern
alte Artefakte unbewusst das Erinnern und behindern Veränderung.
> „Organisationen haben selten Ressourcen für das Wegräumen –
nur für das Neue.“ Eine Methode aus dem Change Management:
*Papierkorb, Museum, Schaufenster* – was wollen wir vergessen,
würdigen oder aktiv zeigen? ### Strategie und Identität Veränderung
bedeutet oft auch Identitätsarbeit. Wer seine Vergangenheit
würdigt, kann sich leichter neu ausrichten. Manchmal lohnt sich
auch der Blick zurück: Was früher nicht funktionierte, könnte heute
– unter neuen Rahmenbedingungen – Erfolg haben. > „Nur weil
etwas damals nicht funktioniert hat, heißt das nicht, dass es heute
nicht relevant wäre.“ ## Psychologische Perspektiven Intentional
Forgetting ist kein einfacher mentaler Befehl. Entscheidend ist das
Schwächen der Bedeutung – zum Beispiel durch Ablenkung oder
Neufokussierung. Und: Abruf wird stark durch *Retrieval Cues* –
also Reize – beeinflusst. Musik, Gerüche, Orte können Erinnerungen
reaktivieren. Auch kognitive Kontrolle spielt eine Rolle: Die
Fähigkeit, bestimmte Gedanken zu unterdrücken, hilft beim Vergessen
– ebenso wie eine starke Merkfähigkeit. > „Gute
Gedächtnisleistung hilft beim Vergessen – weil neue Inhalte
dominieren.“ ## Methoden und Beispiele für Learning Professionals -
Veränderungen visuell oder strukturell markieren, z. B. durch
veränderte Prozessbeschreibungen oder Farben am Fließband. - Alte
Prozeduren nicht nur abschaffen, sondern bewusst in Kontrast zur
neuen Methode setzen. - In Lernprozessen
Schritt-für-Schritt-Änderungen vs. radikale Umstellung abwägen –
beide haben Vor- und Nachteile. - Rituale für Teams: Was wird
verabschiedet? Was kommt ins „Museum“?
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