Nach den Zöllen | Von Rüdiger Rauls

Nach den Zöllen | Von Rüdiger Rauls

13 Minuten

Beschreibung

vor 6 Monaten

Nach den Schweizer Verhandlungen sind die Zölle zwischen
China und den USA vorerst zurückgenommen worden. Sie haben aber
die Probleme der USA nicht verringert. Welche unterschiedlichen
Entwicklungen für die USA und China sind aufgrund der jeweiligen
Grundlagen absehbar?


Ein Standpunkt von Rüdiger Rauls.


Heikle Lage


Trump und seine Leute wirken ratlos. Die jüngsten Zollaufschläge
haben das Kernproblem der USA nicht gelöst. Die US-Wirtschaft ist
besonders im Bereich der Industrie und Warenproduktion nicht mehr
konkurrenzfähig und deshalb auch immer weniger in der Lage, den
Staatshaushalt des Landes aus eigener Kraft zu finanzieren. Um
aber die staatlichen Aufgaben weiterhin erfüllen zu können,
insbesondere die hohen Kosten für das Militär und zunehmend auch
für den Schuldendienst zu schultern, ist man auf private und
institutionelle Investoren angewiesen, die bereit sind, dem
amerikanischen Staat gegen Zinsen Geld zu leihen.


Mit der wachsenden Zinslast öffnet sich die Schere zwischen den
Einnahmen und Ausgaben des amerikanischen Staates immer mehr. Die
Defizite steigen und damit auch die Schulden. Diese haben
inzwischen 36 Billionen (36.000 Milliarden) Dollar erreicht. Um
Anleihe-Investoren bei Kauflaune zu halten, sind die USA
gezwungen, ihnen attraktive, das heißt höhere Zinsen anzubieten.
Die Coupons amerikanischer Anleihen sind gegenüber denen
deutscher mit gleicher Laufzeit um etwa einen Prozentpunkt höher.
Aber trotz der höheren Zinsen sinken die Kurse amerikanischer
Anleihen; damit steigt deren Rendite.


Am Wochenende hatte mit Moody’s nun auch die dritte große
Rating-Agentur ihre Einschätzung für die Schuldentragfähigkeit
der USA gesenkt. Nachdem Standard & Poors bereits 2011 diesen
Schritt gemacht hatte und Fitch 2023, folgte jetzt auch Moody’s
mit einer Senkung der Bonität von AAA um eine Stufe auf AA1. Das
hat für Verkaufsdruck bei den US-Anleihen mit entsprechendem
Anstieg der Renditen geführt. „Die Rendite zehnjähriger
Staatsanleihen erreichte 4,58 Prozent, die 30-jährige kletterte
auf 5,08 Prozent.“(1)


Das sind keine guten Aussichten für die USA. Denn allein in
diesem Jahr müssen sie zur Umschuldung „neun Billionen Dollar
neue Staatsanleihen verkaufen“(2), um fällig werdende
Anleihen zu tilgen und das Haushaltsdefizit weiter zu
finanzieren. Der Zinssatz der neuen Anleihen wird sich aber in
etwa am Stand der derzeitigen Renditen orientieren müssen, also
bei etwa fünf Prozent für die Langläufer, ansonsten werden die
Anleger kein allzu großes Interesse daran haben. Das bedeutet,
dass die Zinskosten sich noch weiter beschleunigen und einen noch
größeren Anteil am Haushalt in Anspruch nehmen werden. Damit
dürften Defizite und Staatsschulden noch stärker steigen als
bisher.


Dass amerikanische Anleihen auf so geringe Nachfrage stoßen, ist
ungewöhnlich für Krisenzeiten. Normalerweise waren amerikanische
Staatspapiere gesucht, wenn in der Welt Unsicherheit herrschte.
Denn der US-Anleihemarkt hat den entscheidenden Vorteil, dass
kein Finanzmarkt der Welt so liquide wie der amerikanische
Rentenmarkt ist. Aufgrund seiner hohen Aufnahmefähigkeit konnten
bisher Anleihen in nahezu unbegrenzter Höhe gehandelt werden. Es
besteht also so gut wie kein Risiko für die Anleger, was die
Verfügbarkeit über ihre Finanzen angeht...hier weiterlesen:
https://apolut.net/nach-den-zollen-von-rudiger-rauls/


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