Afrika erwacht | Von Hermann Ploppa
12 Minuten
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vor 6 Monaten
Domino-Theorie auf afrikanisch: wenn ein Staat aus der
kolonialen Abhängigkeit abfällt, purzeln weitere afrikanische
Staaten aus der Obhut der westlichen Kolonisatoren. Fällt jetzt
auch die Elfenbeinküste?
Ein Standpunkt von Hermann Ploppa.
Es gibt noch weiße Flecken in unserer ansonsten total überwachten
und vernetzten Welt. Da kursieren im Moment aufregende Gerüchte
über einen Militärputsch in dem westafrikanischen Land
Elfenbeinküste . Junge Offiziere, inspiriert durch
charismatische soldatische Staatenlenker in Burkina Faso, Niger
und Mali, hätten jetzt in der Hauptstadt der Elfenbeinküste,
Abidjan, einen unblutigen Putsch durchgeführt. Immer wieder
wurden von privaten Videobloggern die selben Videos und Fotos
gezeigt, die zum Teil erkennbar schon älter sind .
Auch Bürger der Elfenbeinküste im Exil hatten keinen Kontakt zu
ihrem Heimatland herstellen können. Eine Nachrichtenlage wie in
den Jahren des noch jungen Peter Scholl-Latour in der
Schwaz-Weiß-Ära des deutschen Fernsehens. Schnell waren Dementis
im Umlauf: nein, Präsident Alassane Ouattara halte gerade ganz
entspannt eine Sitzung seines Regierungskabinetts ab. Es gehe
dabei um so harmlose Dinge wie Wohnungsbau . Dann wieder
kursieren Bilder, wo der Präsident auf einem Sofa herumliegt,
eingerahmt von jungen Offizieren. Während dessen herrscht
Stillschweigen über die Elfenbeinküste in der Mainstreampresse.
Die Tagesschau widmet sich nach wie vor der Frage: „Bleibt der
Elfenbeinküste der Kakao?“ Auch wichtig. Elfenbeinküste
ist der weltweit größte Exporteur von Kakao. Keine Kinderparty
ohne Kakao, das ist richtig. Aber wenn ein Putschgerücht viral
geht, sollte man dann als einflussreiches Medium nicht doch mal
der Frage nachgehen, was an dem Getwitter dran sein könnte?
Cote d’Ivoire, Elfenbeinküste, reif für den
Putsch?
Gründe gibt es weißgott mehr als genug, in dem westafrikanischen
Staat Elfenbeinküste, oder französisch: Cote d’Ivoire, einen
Umsturz zu versuchen. Der Name des Landes ist ja schon Programm.
Eine ganze Zeit lang wurde schwunghaft mit Elefantenzähnen
gehandelt. Die stolzen Könige der Savanne wurden massenhaft zur
Strecke gebracht. Die Zähne wurden den verendenden Elefanten
herausgerissen und eilig an eben diese Elfenbeinküste
transportiert und außer Landes gebracht. Das ist also die
Wahrnehmung des weißen Mannes: dies ist eine Küste, über die man
Elfenbein in den Weltmarkt bringt. Handel mit Elfenbein ist
natürlich schon lange verboten und geächtet. So sagt man. Die
Umwandlung des Landes in eine Kakao-Monokultur folgte auf dem
Fuße.
Nach der Entlassung aus der französischen Kolonialherrschaft
folgte zunächst eine Phase relativer Stabilität. Dann aber in den
2000er Jahren blutige Bürgerkriege, verbunden mit der
zeitweiligen Spaltung in einen Nord- und einen Südstaat. Dann
wieder die zerbrechliche Wiedervereinigung und irgendwann die bis
heute andauernde Präsidentschaft von Alassane Ouattara. Ouattara
stammt aus dem Norden des Landes, und zwar aus einem
altehrwürdigen afrikanischen Adel, der sich bis in das 17.
Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Ouattara hatte lange Zeit in
führender Position beim Internationalen Währungsfonds (IWF)
gearbeitet, bevor er sich in die Niederungen der Tagespolitik der
Elfenbeinküste hinab begab. Als Präsident erwies sich Ouattara
als zuverlässiger „Partner“ der westlichen Staaten. Doch viele
Aufgaben blieben unerledigt. Die soziale Schere geht immer weiter
auseinander. Die Frauen gingen in letzter Zeit immer häufiger und
nachdrücklicher auf die Straße. Die Jugend wird immer
unruhiger...hier weiterlesen:
https://apolut.net/afrika-erwacht-von-hermann-ploppa/
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