Wie entwickelt sich die Elektromobilität in Österreich?

Wie entwickelt sich die Elektromobilität in Österreich?

Ein Gespräch mit Phlipp Wieser, Leiter von OLÉ – Österreichs Leitstelle für Elektromobilität der Bundesagentur AustriaTech
38 Minuten
Podcast
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Die Elektromobilität wächst – und wir schauen hinter die Kulissen, beleuchten Trends und Kontroversen.

Beschreibung

vor 6 Monaten

In diesem Podcast werfen wir einen Blick auf den Stand der
Elektromobilität in Österreich. Philipp Wieser,
Leiter von OLÉ – Österreichs Leitstelle für
Elektromobilität bei AustriaTech, erklärt, warum das
Land beim Ladeinfrastruktur-Ausbau glänzt, welche rechtlichen
Hürden bestehen und was der Förderstopp für E-Autos 2024
bedeutet.


Die Situation in Österreich ähnelt jener in Deutschland: Die
Euphorie der letzten Jahre ist 2024 abgeflacht. Der Markt
stagniert, viele bisherige Treiber – wie Prämien oder steuerliche
Vorteile – wurden reduziert oder abgeschafft. Wieser bleibt
dennoch optimistisch: „Ich bin nicht frustriert. Das war zu
erwarten.“ Auch in anderen Ländern flacht das Wachstum ab – doch
das sei eher ein Übergang als ein Rückschritt. In Belgien oder
Dänemark stiegen die Zahlen stark an, sobald eine kritische Masse
erreicht war. Für Österreich bedeutet das: 2025 wird wohl ein
Jahr der Weichenstellungen, nicht des Wachstums. Denn Förderungen
für Fahrzeuganschaffungen sind ausgelaufen – im Gegenteil:
E-Auto-Fahrende zahlen nun wieder motorbezogene
Versicherungssteuer. Ob das den Markt bremst? Und wie sieht es
bei elektrischen Nutzfahrzeugen aus?


Ein Lichtblick: die Ladeinfrastruktur. „Das Ladenetz geht sehr
gut voran“, betont Wieser. Österreich steuert auf 30.000
Ladepunkte zu, doch wichtiger sei die Ladeleistung pro Fahrzeug
und eine kluge Verteilung. Besonders erfreulich:
Schnellladepunkte (HPC) machen nur 10 % der Ladepunkte aus,
liefern aber bereits rund 50 % der Ladeleistung.


Der Ausbau müsse divers und bedarfsgerecht erfolgen. Nicht jeder
brauche einen Schnelllader – entscheidend sei die passende
Infrastruktur am richtigen Ort. Das Förderprojekt
LADIN etwa schloss gezielt Lücken bei
Schnellladepunkten, wodurch die durchschnittliche Distanz zur
nächsten Lademöglichkeit um zwei Kilometer sank. Auch langfristig
wird geplant: Mit der Plattform STELE werden
Ladeinfrastruktur und Stromnetzplanung vorausschauend verknüpft –
etwa für Schwerlastverkehr. „Lkw-Ladestandorte mit achtmal
mindestens 350 kW Dauerleistung“ stellen große Anforderungen ans
Netz. Eine interaktive Karte zeigt geplante und bestehende
Standorte – ein wichtiger Schritt zur Systemplanung.


Ein weiteres Thema: Laden entlang der Autobahnen. In Deutschland
sorgt das für Ärger, in Österreich liegt es bei der
ASFINAG – die jedoch durch rechtliche Hürden
ausgebremst wird. Schutzzonen früherer Konzessionsnehmer
verhindern an manchen Stellen den Bau von Ladepunkten. Diese
komplexen Verfahren beschäftigen derzeit viele Jurist:innen.


Und dann: das Dauerärgernis Ladetarife. Während in Deutschland
bereits von einem „kaputten Lademarkt“ die Rede ist, ist man in
Österreich noch entspannter. Dennoch gibt es auch hier Kritik an
intransparenten Preisen und Kartenchaos. Hoffnung bringt die neue
Ladepunkt-Datenverordnung. Über das modernisierte
Ladestellenverzeichnis der e-Control sollen künftig alle
relevanten Daten – Preise, Verfügbarkeit, Ladeleistung –
transparent verfügbar sein. Wieser ist überzeugt: „Allein dadurch
entsteht deutlich bessere Transparenz.“ Das könnte die Diskussion
über faire Tarife neu beleben.


Österreich bleibt beim Thema Elektromobilität auf Kurs – mit
Realismus und Innovationsgeist. 2025 soll das Jahr der
Systempflege und strategischen Planung werden. Mit Projekten wie
STELE und dem LADIN-Förderprogramm will Wieser das Fundament für
einen neuen Hochlauf legen – für eine weiterhin dynamische
Entwicklung der E-Mobilität im Land.

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