Du lass’ dich nicht verbittern! | Von Rüdiger Rauls
13 Minuten
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Beschreibung
vor 7 Monaten
Von Jahr zu Jahr wird die Stimmung im Lande gereizter.
Meinungs- und Gedankenaustausch verkommen zu Schubladen-Denken.
Haltung und Bekenntnis erdrücken Aufgeschlossenheit und
kritisches Bewusstsein. Was lässt das für künftige
gesellschaftliche Auseinandersetzungen erwarten?
Ein Standpunkt von Rüdiger Rauls.
Wofür?
Im Jahre 1968 veröffentlichte der DDR-Lyriker Wolf Biermann
sein Lied „Ermutigung“. Eine Strophe im Text lautet: „Du lass
dich nicht verbittern in dieser bitt’ren Zeit. Die Herrschenden
erzittern, sitzt du erst hinter Gittern, doch nicht vor deinem
Leid.“ Aber wie sieht die Welt heute aus und wie steht es um
jene, die die Welt verändern wollten und immer noch wollen? Haben
sie die Herrschenden das Zittern gelehrt? Seit Biermann dieses
Lied schrieb, ist die Welt trotz allen Aufbegehrens in einem
erbärmlichen Zustand. Das hinterlässt Spuren bei jenen, die
angetreten waren, eine bessere Welt zu schaffen. Ernüchterung und
gar Ratlosigkeit sind eingekehrt. Ist der Kampf für eine
freundlichere Zukunft deshalb aussichtslos?
Vor wenigen Tagen feierte Vietnam den 50. Jahrestag seines Sieges
über die USA, und am 9. Mai jährt sich zum achtzigsten Mal der
Sieg der Sowjetunion über den Faschismus. Das sind zwei Daten,
die für Befreiung und Zuversicht stehen, aber sie lösen
hierzulande wenig Begeisterung aus. Nur noch wenige fühlen sich
diesen Ereignissen verbunden, hauptsächlich die Älteren, die
zumindest den Vietnamkrieg noch mitverfolgt und sich mit dem
vietnamesischen Volk solidarisiert hatten. Sie fühlten sich nicht
nur dem vietnamesischen Volk verbunden sondern mit ihm
stellvertretend auch mit all jenen Völkern, die bis weit in
1970er Jahre hinein für ihre Unabhängigkeit kämpften.
Mit diesem Kampf verbanden viele damals nicht nur den Kampf gegen
Kolonialismus und Imperialismus sondern auch für eine neue
Gesellschaft, den Sozialismus. Dieser Orientierungspunkt ist mit
dem Untergang der Sowjetunion verloren gegangen. Mit ihr
verschwand auch die politische Orientierung, die das
materialistische Denk den Vorgängen in der Welt und in den
Gesellschaften gab. In welche Richtung soll heute
gesellschaftliche Veränderung gehen? Neben der politischen
Klarheit hängen von dieser Frage auch nicht unwesentlich
Durchhaltevermögen und Gemütszustand derer ab, die für sich
Veränderung einsetzen. Denn jeder Kampf orientiert sich an seinem
Ziel. Wer kein Ziel hat, kämpft auf verlorenem Posten. Dem droht
das Scheitern. Was ist heute das Ziel?
Erfolgloser Kampf ermüdet, entmutigt, macht hoffnungslos. Das ist
die erste Ursache des Scheiterns. Die zweite ist ein falsches
Bild von der Wirklichkeit, verbunden mit der Fehleinschätzung der
Kräfteverhältnisse. Der Westen verliert seinen Krieg in der
Ukraine nicht, weil er falsche Taktiken einsetzte oder nicht
genügend Waffen schickte. Er verliert, weil er Russland unter-
und sich selbst überschätzte, weil er sein Wunschdenken mit der
Wirklichkeit verwechselte. Er war fest davon überzeugt, dass die
westlichen Waffen den russischen überlegen sind, dass Russland
schwach ist und Putin ein Autokrat, der Angst hat vor dem eigenen
Volk und der westlichen Demokratie. Man glaubte, dass die Russen
Putin zu Teufel jagen, um endlich jene Freiheit zu erlangen, die
der Westen ihnen bietet.
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