Gesundheitsdaten sollen fließen

Gesundheitsdaten sollen fließen

Mit Dr. Kristina Schreiber, Holger Bleich und Joerg Heidrich
1 Stunde 9 Minuten

Beschreibung

vor 8 Monaten
In der aktuellen Episode steht der European Health Data Space
(EHDS) im Fokus. Die EU-Verordnung zum einem gemeinsamen
Gesundheitsdatenraum ist am 26. März in Kraft getreten und wird ab
März 2027 schrittweise wirksam. Ziel des ambitionierten Projekts
ist es, elektronische Gesundheitsdaten in ganz Europa einfacher
zugänglich zu machen – sowohl für Patienten als auch für Ärzte,
Forschung und Wirtschaft. Doch was bedeutet das konkret für den
Schutz von sensiblen Patientendaten? Holger und Joerg haben dazu
Rechtsanwältin Dr. Christina Schreiber eingeladen. Sie ist
Spezialistin im Datenschutzrecht mit Schwerpunkt im
Gesundheitswesen und erläutert die Hintergründe und Auswirkungen
des EHDS. Laut Kristina bekommen Patienten künftig leichter Zugriff
auf ihre medizinischen Daten und können diese digital auch für
Ärzte im EU-Ausland zur Verfügung stellen. Einen zentralen
Speicherort gibt es dabei nicht; die Daten bleiben dezentral in
Arztpraxen und Kliniken gespeichert und werden nur bei Bedarf
digital zusammengeführt. Ein wesentlicher Teil der Verordnung
regelt die sogenannte Sekundärnutzung. So sollen Forscher, Behörden
und auch Unternehmen Zugriff auf anonymisierte oder
pseudonymisierte Gesundheitsdaten erhalten, um die medizinische
Versorgung zu verbessern, neue Therapien zu entwickeln und
Gesundheitssysteme effizienter zu gestalten. Eine unabhängige
Behörde in jedem Mitgliedsstaat soll künftig prüfen, wer wann
welche Daten zu welchen Zwecken verwenden darf – stets unter
Berücksichtigung der DSGVO. Angesichts der ambitionierten Ziele
sieht Kristina große Herausforderungen. Vor allem die technische
Umsetzung sei komplex, und es brauche ausreichend Ressourcen, um
die geplanten hohen Datenschutz- und Sicherheitsstandards in der
Praxis zu erreichen. Hinzu kommen unterschiedliche nationale
Regelungen: In Skandinavien etwa ist die Datenfreigabe für
Gesundheitszwecke nahezu selbstverständlich, während Deutschland
stärker auf individuelle Zustimmung setzt. Die Diskutanten sind
sich einig: Die Idee hinter dem EHDS ist gut und wichtig, aber die
Umsetzung bleibt eine Mammutaufgabe. Deutschland hinke bei der
Digitalisierung im Gesundheitswesen ohnehin bereits weit hinterher.
Die Hoffnung ist, dass der Druck aus Brüssel nun auch hierzulande
endlich Bewegung in die Sache bringt.

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