Kurden unter Druck | Von Rüdiger Rauls

Kurden unter Druck | Von Rüdiger Rauls

12 Minuten

Beschreibung

vor 8 Monaten

Nach den Kämpfen an der Mittelmeerküste zwischen
Verbänden der neuen syrischen Regierung und Anhängern Assads kam
es unerwartet schnell zu einem Abkommen mit den Kurden. Damit
kommt die Zentralregierung in Damaskus in der Festigung ihrer
Macht einen großen Schritt voran.


Ein Standpunkt von Rüdiger Rauls.


Neue Kämpfe


Einige Wochen war es ruhig um Syrien gewesen. Die neue Regierung
unter al-Scharaa hatte erste Erfolge erzielt durch die Duldung
der westlichen Regierungen, die ihm, dem
Islamisten, Erleichterungen zugestanden, die man der
syrischen Bevölkerung unter der Herrschaft von Assad verweigert
hatte. Sanktionen wurden aufgehoben oder deren Aufhebung in
Aussicht gestellt, wenn der Prozess der Integration aller
gesellschaftlichen Gruppen zu einer neuen syrischen Gesellschaft
so voranschreitet, wie der politische Westen es sich vorstellt.


Die Ruhe, die den westlichen Medienkonsumenten vermittelt wurde,
schien auch tatsächlich Ausdruck einer Beruhigung der Lage zu
sein. Syrien war aus den Schlagzeilen verschwunden, bis es für
viele überraschend zu heftigen Kämpfen in der Küstenregion kam.
Vordergründiger Auslöser waren koordinierte Angriffe von Teilen
der alten Armeeführung und anderen Anhängern der gestürzten
Regierung Assad auf Kräfte der neuen Machthaber.


In wie weit Spannungen zwischen den Volksgruppen, besonders
betroffen waren die Alawiten, ausschlaggebend waren, kann
angesichts der Berichtslage aus Syrien nicht klar gesagt werden.
Auf Grund dessen ist auch schwer einzuschätzen, ob der Aufstand
der alten Militärs eine Reaktion auf das Vorgehen von Kräften der
Regierung al-Scharaa gegen die Alawiten war. Vielleicht aber
haben auch Teile der Gesellschaft ihren ersten Schock durch
dessen überraschende Machtübernahme überwunden und versuchen
nun, die früheren Verhältnisse wieder herzustellen.


Unter der Führung eines ehemaligen Kommandeurs der 4. Division
hatte eine „Gruppe, die sich Militärischer Rat zur Befreiung
Syriens nennt“ (1) den Sturz des „dschihaddistischen Regimes“ (2)
angekündigt. Zuvor war bereits die „Gründung einer
Widerstandsgruppe namens Küstenschutzregiment“(3) verkündet
worden. Die „Anhänger des alten Regimes riefen zu einem
Volksaufstand auf“ (4). Das spricht dafür, dass sich Teile der
Gesellschaft unter der Führung früherer Militärs zum Widerstand
organisieren.


Anscheinend aber ist es der neuen Führung in Damaskus gelungen,
den Aufstand niederzuschlagen, nachdem frische Kräfte in die
Küstenregion geschickt worden waren. Im Moment sieht es nicht so
aus, als könnten die Aufständischen eine breitere Unterstützung
in der syrischen Gesellschaft finden.


Die ausgezehrte Bevölkerung hofft, dass den neuen Herrschern mehr
Unterstützung aus dem Ausland entgegengebracht wird als der
Regierung Assad. Diese Hoffnung würde ein Sieg der alten Garde
zunichte machen. Die Türkei jedenfalls verurteilte die Angriffe
auf die Regierungstruppen, auch Saudi-Arabien und Qatar
unterstützen weiterhin die neuen Machthaber.


Auch der politische Westen scheint lieber auf jene Kräfte zu
setzen, die man früher als Islamisten bekämpft hatte. Die
Meinungsmacher der Frankfurter Allgemeine Zeitung machen Werbung
für Al-Scharaa: 
„Er ist auf lange Sicht der Einzige, unter dem ein stabiles
Syrien zumindest vorstellbar ist … Mit ihm muss der Westen also
einen Modus Vivendi finden“ (5).

Ein Islamist als Machthaber, der abhängig ist vom Westen, scheint
ihnen allemal sympathischer zu sein als ein säkularer Assad, der
aber von Moskau gestützt wird. Der Islamismus ist offensichtlich
nur dann eine Gefahr, wenn er nicht für die eigenen Interessen
genutzt werden kann...hier weiterlesen:
https://apolut.net/kurden-unter-druck-von-rudiger-rauls/


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