Well-Being als Gestaltungsaspekt für digitale Produkte

Well-Being als Gestaltungsaspekt für digitale Produkte

Tim-Can Werning im Gespräch mit Dominique
41 Minuten

Beschreibung

vor 8 Monaten
Diesmal geht es um ein Thema, das in der Produktentwicklung oft zu
kurz kommt: Well-Being. Während Produktverantwortliche intensiv
daran arbeiten, ihre Software effizienter, benutzerfreundlicher und
funktionaler zu gestalten, bleibt eine zentrale Frage häufig
unbeachtet: Wie beeinflussen digitale Produkte das langfristige
Wohlbefinden ihrer Nutzerinnen und Nutzer? Zu Gast ist Tim-Can
Werning, Wirtschaftspsychologe und Forscher zum Thema Wohlbefinden
im Kontext von Technologie. Er beschreibt, wie Produkte nicht nur
kurzfristig nützlich, sondern auch langfristig förderlich für das
subjektive Wohlbefinden sein können. Dabei verweist er auf das
Konzept des Subjective Well-Being, das neben allgemeiner
Lebenszufriedenheit auch die domänenspezifische Zufriedenheit
umfasst. Gerade Letzteres ist spannend für Produktverantwortliche,
denn viele Menschen nutzen Software nicht freiwillig, sondern als
Teil ihres Arbeitsalltags. Die Auswirkungen auf ihre Zufriedenheit
gehen daher über den Arbeitsplatz hinaus. Ein Schlüsselkonzept in
der Psychologie, das für die Produktgestaltung relevant ist, ist
die Selbstbestimmungstheorie. Sie benennt drei grundlegende
psychologische Bedürfnisse: Autonomie, Kompetenzerleben und soziale
Eingebundenheit. Diese Faktoren beeinflussen, wie motiviert und
zufrieden Menschen mit einer Tätigkeit oder einem digitalen Produkt
sind. Ein Beispiel aus dem Gespräch zeigt, wie eine Sportuhr durch
ihre Art des Feedbacks dem Nutzenden entweder ein Erfolgserlebnis
verschaffen oder ihm das Gefühl von Unzulänglichkeit vermitteln
kann. Eine unüberlegte Gestaltung kann so das Wohlbefinden
ungewollt negativ beeinflussen. Langfristigkeit in der
Produktentwicklung ist ein spannendes Thema. Oft wird Erfolg an
kurzfristigen KPIs gemessen. Doch was passiert, wenn Nutzer:innen
ein Produkt über Monate oder Jahre hinweg verwenden? Welche
langfristigen Auswirkungen hat es auf ihr Wohlbefinden? Ein
positives Beispiel liefert das Computerspiel Anno 1800, das nach
einer gewissen Spielzeit Pausen vorschlägt, um exzessives Spielen
zu vermeiden und das Wohlbefinden der Nutzer:innen zu schützen.
Hier zeigt sich, dass bewusste Produktgestaltung weit über
kurzfristige Interaktionen hinausgeht. Das Well-Being sollte also
als integraler Bestandteil der Produktentwicklung gesehen werden.
Denn am Ende profitieren nicht nur die Nutzer:innen von besser
durchdachten Produkten, sondern auch Unternehmen, deren Software
langfristig als positiv wahrgenommen wird.

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