#105 Kein Landgang für Seeleute: "Verstoß gegen Menschenrechte"

#105 Kein Landgang für Seeleute: "Verstoß gegen Menschenrechte"

Matthias Ristau, Chef der Seemannsmission, über Wertschätzung, Seelsorge, Finanzen, christliche Aspekte
32 Minuten
Podcast
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Beschreibung

vor 9 Monaten
In einigen Häfen, auch in Europa, wird Seeleuten bisweilen der
Landgang deutlich erschwert, wenn nicht gar faktisch unmöglich
gemacht. Ursache sind unter anderem organisatorische Mängel und
bürokratische Hemmnisse. Matthias Ristau, Generalsekretär der
Deutschen Seemannsmission (DSM) appelliert an Hafenstaaten,
Reedereien und Terminalbetreiber, eine Lösung für das Problem zu
finden. Im HANSA Podcast spricht Ristau über die generelle
Wertschätzung von Seeleuten und ihrer Arbeit – sowohl in der
Gesellschaft auch in der maritimen Wirtschaft selbst. In beiden
Bereichen gebe es zum Teil noch immer eine gewisse Unwissenheit
über die Arbeit der DSM. Helfen Kampagnen wie die des
Schiffsmaklerverbands "No Shipping - No Shopping"? Man wolle die
Seeleute nicht auf ihre Funktionalität reduzieren, aber es könne
helfen, in der Gesellschaft überhaupt erstmal eine Verbindung zu
diesem Bereich und seiner großen Bedeutung für unser alltägliches
Leben herzustellen. „Seeleute leben in einer sehr besonderen Welt.
Da gibt es viele Klischees, Vorurteile“, so Ristau. Das Problem
"Landgang" ist ihm und seinen Mitstreitern ein Dorn im Auge: "Wenn
man Menschen an ihrem Arbeitsplatz einsperrt, ist das eigentlich
ein Verstoß gegen die Menschenrechte, das ist die Definition von
Zwangsarbeit und das darf es in der Schifffahrt nicht geben.“
Ristau geht tiefer auf die Thematik ein, auf Verantwortlichkeiten
und einen Vorstoß bei der internationalen Arbeitsorganisation ILO.
Matthias Ristau steht seit 2022 an der Spitze der deutschen
Seemannsmissionen. Mit der bisherigen Arbeit ist er nicht
unzufrieden („Wir haben eine ganze Menge geschafft“) und berichtet
über Erfolge der evangelischen Einrichtung wie den Aufbau und die
intensive Nutzung einer Chat-Plattform für Seeleute und die
Professionalisierung der psychosozialen Notfallseelsorge – "ein
Riesen-Schritt". Er spricht über den ökumenischen Dialog,
"mitfahrende Diakone" und christliche Aspekte in der Schifffahrt.
Eine größere Wertschätzung für Seeleute könnte auch dazu beitragen,
die Spendenbereitschaft, von der die DSM zu einem nicht
unwesentlichen Teil abhängig ist, zu erhöhen. Zuletzt gab es eine
signifikante Steigerung, sagt Ristau, "aber da ist durchaus noch
Luft nach oben", so der Generalsekretär der DSM, die zuletzt sogar
einen eigenen "Fundraiser" eingestellt hat. Etwas mehr
Unterstützung aus der Schifffahrt wäre wichtig. „Wir sind ja für
die Schifffahrt da, da kann man schon ein bisschen mehr erwarten“.
Ristau geht auf das Budget, die gekürzten Mittel der Evangelischen
Kirche und Gespräche mit Reedereien ein. Außerdem spricht der
Pastor über seinen Weg in die Schifffahrt, seine Bilanz zur
"Halbzeit" seiner Amtszeit, Pläne für die Zukunft, die
"DSM-Baustelle" Großbritannien als Spätfolge des "Brexit", den
geplanten Ausbau des aktuell 33 Standorte umfassenden
internationalen Netzwerks, große Hürden beim Ausbau des Netzwerks
nach China, die Folgen der Corona-Pandemie und das "S" für "Social"
im vielzitierten Unternehmensschlagwort ESG.

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