Von Gletschern und Gestirnen: Die Entdeckung der Milanković-Zyklen
Im Jahr 1914 wird Milutin Milanković verhaftet. Im Exil
entschlüsselt er ein jahrzehntelanges Rätsel: Warum wechseln sich
auf der Erde Eis- und Warmzeiten ab? Seine Theorie verbindet
erstmals die Erdbahn um die Sonne mit dem Klima der Erde.
1 Stunde 7 Minuten
Podcast
Podcaster
Im AstroGeo Podcast erzählen sich die Wissenschaftsjournalisten Franziskia Konitzer und Karl Urban regelmäßig Geschichten, die ihnen entweder die Steine unseres kosmischen Vorgartens eingeflüstert – oder die sie in den Tiefen und Untiefen des Universum...
Beschreibung
vor 9 Monaten
Im Jahr 1914 wird in Dalj im Osten des heutigen Krotatiens ein Mann
verhaftet. Er hatte in einem früheren Krieg als Soldat für das
serbische Militär gekämpft und die Streitkräfte Österreich-Ungarns
wollen ihn nun daran hindern, im kurz zuvor ausgebrochenen
Weltkrieg zu kämpfen. Doch das hatte er ohnehin nicht vor: In
seinem erzwungenen Exil in Budapest wird er in den kommenden vier
Jahren fernab des Kriegsgeschehens eine Theorie ausarbeiten, die
erstmals die Sphären des Himmels mit dem Klima der Erde verbinden
wird. Er wird drei Phänomene entschlüsseln, die wir heute als
Milanković-Zyklen kennen, benannt nach dem serbischen Mathematiker
Milutin Milanković. Karl erzählt in dieser Podcastfolge, welches
Problem Milanković zu lösen versuchte: Schon ein Jahrhundert zuvor
hatten Geologen erkannt, dass das Klima der Welt nicht immer so
gewesen war wie in der Gegenwart. Im Jahr 1837 gab der Schweizer
Naturforscher Louis Agassiz deshalb bekannt, dass in Europa in
grauer Vorzeit eine Eiszeit geherrscht haben müsse. Riesige
Gletschermassen hätten sich nicht nur über den gesamten Alpenraum
ausgebreitet, sondern auch weite Teile Europas bedeckt. In den
folgenden Jahrzehnten erhärtete sich die Hypothese von Agassiz.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass es
sogar mehrere Eiszeiten gegeben haben musste, die von Zeiten
wärmeren Klimas unterbrochen waren, die unserer heutigen Welt
glichen. Doch warum dieser Wechsel von Kalt- und Warmzeiten
überhaupt stattfand, dafür gab es viele Hypothesen und nur wenig
Konsens. Das Eiszeit-Problem war jahrzehntelang in der Welt, ohne
dass die Wissenschaft einer Lösung näherkam. Von Anfang an waren
Unregelmäßigkeiten der Erdbahn und andere astronomische Ursachen im
Gespräch, aber bei den meisten Geologen nicht hoch im Kurs. Zu fern
schien der Lauf der Planeten, zu unwahrscheinlich, dass sie die
Kraft der Sonnenstrahlung und damit das Klima ausreichend stark
verändern würden. Erst Milutin Milanković änderte diese Sichtweise:
Er nutzte genauere astronomische Daten und die bekannten
physikalische Gesetze seiner Zeit, um zu berechnen, wie die Sonne
auf das Klima der Erde auf unterschiedlichen Breitengraden wirkt.
Hatte dieser serbische Mathematiker endlich das Eiszeit-Problem
gelöst?
verhaftet. Er hatte in einem früheren Krieg als Soldat für das
serbische Militär gekämpft und die Streitkräfte Österreich-Ungarns
wollen ihn nun daran hindern, im kurz zuvor ausgebrochenen
Weltkrieg zu kämpfen. Doch das hatte er ohnehin nicht vor: In
seinem erzwungenen Exil in Budapest wird er in den kommenden vier
Jahren fernab des Kriegsgeschehens eine Theorie ausarbeiten, die
erstmals die Sphären des Himmels mit dem Klima der Erde verbinden
wird. Er wird drei Phänomene entschlüsseln, die wir heute als
Milanković-Zyklen kennen, benannt nach dem serbischen Mathematiker
Milutin Milanković. Karl erzählt in dieser Podcastfolge, welches
Problem Milanković zu lösen versuchte: Schon ein Jahrhundert zuvor
hatten Geologen erkannt, dass das Klima der Welt nicht immer so
gewesen war wie in der Gegenwart. Im Jahr 1837 gab der Schweizer
Naturforscher Louis Agassiz deshalb bekannt, dass in Europa in
grauer Vorzeit eine Eiszeit geherrscht haben müsse. Riesige
Gletschermassen hätten sich nicht nur über den gesamten Alpenraum
ausgebreitet, sondern auch weite Teile Europas bedeckt. In den
folgenden Jahrzehnten erhärtete sich die Hypothese von Agassiz.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass es
sogar mehrere Eiszeiten gegeben haben musste, die von Zeiten
wärmeren Klimas unterbrochen waren, die unserer heutigen Welt
glichen. Doch warum dieser Wechsel von Kalt- und Warmzeiten
überhaupt stattfand, dafür gab es viele Hypothesen und nur wenig
Konsens. Das Eiszeit-Problem war jahrzehntelang in der Welt, ohne
dass die Wissenschaft einer Lösung näherkam. Von Anfang an waren
Unregelmäßigkeiten der Erdbahn und andere astronomische Ursachen im
Gespräch, aber bei den meisten Geologen nicht hoch im Kurs. Zu fern
schien der Lauf der Planeten, zu unwahrscheinlich, dass sie die
Kraft der Sonnenstrahlung und damit das Klima ausreichend stark
verändern würden. Erst Milutin Milanković änderte diese Sichtweise:
Er nutzte genauere astronomische Daten und die bekannten
physikalische Gesetze seiner Zeit, um zu berechnen, wie die Sonne
auf das Klima der Erde auf unterschiedlichen Breitengraden wirkt.
Hatte dieser serbische Mathematiker endlich das Eiszeit-Problem
gelöst?
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