Im Sumpf des Militärischen | Von Roland Rottenfußer

Im Sumpf des Militärischen | Von Roland Rottenfußer

21 Minuten

Beschreibung

vor 10 Monaten

In seinem neuen Buch „Kriegstüchtig“ beleuchtet Marcus
Klöckner das Grauen des Krieges und die Motive derer, die
Menschen sehenden Auges in den Tod schicken.


Ein Standpunkt von Roland Rottenfußer.


„Zum Sterben langweilig“ ist eine bekannte Redewendung. Steckt
dahinter eine psychologische Wahrheit, die die derzeitige
Kriegsstimmung zu erklären hilft? Sehnen sich die Bundesbürger
nach vielen satten, biedermeierlichen Friedensjahrzehnten wieder
nach dem großen Knall — nach Abenteuer, Blut und Bewährung?
Richtig ist, dass die Führungsriegen mehrerer Parteien den Tod
auf dem Schlachtfeld wieder als Option zu etablieren versuchen.
Allerdings nur für die anderen, für jenes „Menschenmaterial“, das
sich 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg vielleicht wieder in den
Kriegsdienst hineinlocken oder -zwingen lässt. Die
Militarisierung des öffentlichen Lebens wie auch der
veröffentlichten Meinung schreitet rapide voran, ein griffiges
Feindbild wurde etabliert, Pazifisten konnten erfolgreich in die
Defensive gedrängt werden. Überall ist jetzt Front. Was Krieg
eigentlich bedeutet, bleibt ausgeblendet. Gemessen an der Gefahr,
in der wir alle schweben — bis hin zu Atomexplosionen in
deutschen Städten, die Millionen grausamer Tode nach sich ziehen
könnten —, ist es verdächtig ruhig auf Deutschlands Straßen wie
auch in „intellektuellen“ Debatten. Es ist, als ob die Wahrheit
zu schrecklich wäre, um sich ihr zu stellen. In der Folge
verrichten die Kriegstreiber ihr furchtbares Geschäft weitgehend
ungestört. Im Grunde müsste der Buchmarkt von Antikriegstiteln
überflutet sein. Ist er aber nicht. Umso wichtiger, dass
wenigstens Marcus Klöckner nun ein wortmächtiges, emotional
aufwühlendes Plädoyer für den Frieden verfasst hat. Es ist eine
Mahnung zur rechten Zeit. Denn selbst wenn die Präsidentschaft
Donald Trumps eine direkte Kriegsbeteiligung Deutschlands bis auf
Weiteres unwahrscheinlicher machen sollte — der „Geist“ und die
Logik des Krieges werden weiter bestehen, bis sich ihnen eine
entschlossene Mehrheit der Menschen entgegenstellt.
„Die deutsche Gesellschaft muss sich zügig die Frage stellen:
Will sie ihre Söhne und Töchter in den Kriegstod schicken? Wenn sie
das nicht will, dann wird es Zeit, dass sie ihre Stimme erhebt.“

Vielleicht kann man die Deutschen, die im Schlafwagen in Richtung
Krieg zu fahren scheinen, so aufrütteln, wie es Marcus Klöckner
hier tut — indem man ihnen vor Augen führt, dass ihre geliebten
Kinder unmittelbar bedroht sind, dass sie schon bald wie
Heizbriketts in das Feuer einer erbarmungslosen Gewaltexplosion
geworfen werden könnten. Reinhard Mey hat in den
1980er-Jahren in bewegenden Worten an die Gefühle von Eltern
appelliert. Die Geschichte der Kriege erscheint so auch als die
Geschichte des Versagens der älteren Generationen.
„Sie werden nicht in Reih’ und Glied marschieren, nicht
durchhalten, nicht kämpfen bis zuletzt. Auf einem gottverlass’nen
Feld erfrieren, während ihr euch in weiche Kissen setzt. Die Kinder
schützen vor allen Gefahren, ist doch meine verdammte Vaterpflicht.
Und das heißt auch, sie vor euch zu bewahren. Nein, meine Söhne
geb’ ich nicht.“

...hier weiterlesen:
https://apolut.net/im-sumpf-des-militarischen-von-roland-rottenfusser/


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